1981 und 1988 hatte Thomas Harris mit "Red Dragon" und "Silence of the Lambs" zwei psychologisierende Kriminalromane geschrieben, deren Bindeglied nicht zuletzt die Figur des kannibalistischen Psychiaters Hannibal Lecter darstellte, der in beiden Fällen als gefährliches Genie im Sicherheitstrakt die Suche der FBI-Agenten Will Graham bzw. Clarice Starling nach den Serienmördern Francis Dolarhyde bzw. Jame Gump unterstützte, um nicht zuletzt selbst von diesen Zusammenarbeiten zu profitieren.
"Red Dragon" wurde 1985 als "Manhunter" verfilmt: nachdem zunächst David Lynch als Regisseur vorgesehen war, setzte Michael Mann den düsteren Thriller in Szene, welcher sich jedoch an der Kinokasse als wenig erfolgreich erwies. Die 1991 erschiene Verfilmung von "Silence of the Lambs" erwies sich dagegen als Kassenschlager und avancierte sehr schnell zu einem der größten Genrefilme des Jahrzehnts. Virtuose Regieeinfälle, die im Vergleich zu "Red Dragon" bzw. "Manhunter" komplexere Dramaturgie und nicht zuletzt die herausragenden schauspielerischen Leistungen von Anthony Hopkins und Jodie Foster haben zu diesem Erfolg beigetragen; und die Figur des Kannibalen Dr. Hannibal Lecter - schlagartig eng mit dem Darsteller Hopkins verknüpft - ist sehr schnell in den Olymp charismatischer Filmschurken aufgestiegen.
Das war für Harris sicherlich Ansporn genug, sich an einen weiteren Roman zu machen, in dem Lecter in das Zentrum der Handlung rücken konnte: "Hannibal" (1999) kam Ende der 90er auf den Buchmarkt und wurde - wie es zu erwarten war - ein beachtlicher Bestseller. Erfolgsautor Stephen King verkündete seinerzeit enthusiastisch, "Hannibal" sei sogar besser als "Silence of the Lambs" geworden. Eine Verfilmung sollte es hingegen nicht leicht haben: Jonathan Demmes "Silence of the Lambs"-Verfilmung ist auf dem Gebiet des Films sicherlich ein überragenderes, prestigeträchtigeres Werk geworden, als es der zugrundeliegende Roman auf dem Gebiet der Literatur jemals war. Und zudem hatte sich Harris für "Hannibal" ein paar Scheusslichkeiten einfallen lassen, die ein paar Jahre vor der Rückkehr der Splatterästhetik in den Mainstreamfilm den Beigeschmack des Unverfilmbaren mit sich führten: lebendig von Schweinen gefresse Menschen, eine ein Gesicht zerfressende Muräne, eine Figur, der bei - zwangsweise nachlassendem - Bewusstsein das Gehirn entnommen & verspeist wird, eine in einen homoerotischen Kontext eingebettete Selbstverstümmelung, bei der sich das unter Drogeneinfluss manipulierte Opfer mit einer Scherbe die Haut und die Nase aus dem Gesicht schneidet, um sie an seine Hunde zu verfüttern (und mit entsprechend entstelltem Gesicht als einer der Hauptcharaktere des Romans zu agieren), und schließlich eine Hinrichtung, bei der das erhängte Opfer seine Innereien verliert, während ihm zugleich der erigierte Penis aus der Hose ragt. (Ganz zu schweigen davon, dass die Heldin des Romans ihrem Widersacher & seinem Charme & seiner Verführungskunst erliegt.)
Dementsprechend skandalumwittert fielen die Dreharbeiten und ihre Vorbereitungen aus; zumal sich die anfangs eingeplanten Mitwirkenden Jonathan Demme und Jodie Foster zunehmend vom Filmprojekt distanzierten, schließlich ausstiegen und durch Ridley Scott[1] und Julianne Moore abgelöst worden sind. Anthony Hopkins - sicherlich das bedeutendste Zugpferd dieses Projekts! - blieb jedoch erhalten (und konnte kurz zuvor in Julie Taymors "Titus" (1999) nochmals Erfahrungen im Zubereiten & Verspeisenlassen von Mitmenschen sammeln).
"Hannibal" beginnt [Achtung: Spoiler!] mit einer Szene, die im Roman erst in der Mitte ihren Platz findet (als 51. von 103 Kapiteln) und dort zudem anders verläuft. Das sollte einen darauf vorbereiten, dass die Verfilmung - deren zugrundeliegender Drehbuchentwurf bereits über ein Dutzend früherer Entwürfe hinter sich gelassen hat - neben obligatorischen Straffungen auch andere Gewichtungen der Dramaturgie bevorzugt. "Hannibal" wird von der ersten Einstellung an als Kampf zweier monströser Egomanen präsentiert: Mason Verger, ein überlebendes Opfer Hannibal Lecters, verdankt diesem seine Lähmung und schwere Entstellung und sinnt daher auf Rache.[2] Und die Beziehung zwischen dem genialen Kannibalen und der willensstarken FBI-Agentin wird in der Verfilmung auf hollywoodtaugliche Art & Weise verbogen: Der Täter entkommt zwar am Ende (und nutzt dabei die Gelegenheit, seinen tiefen Respekt vor seiner Widersacherin zu offenbaren), aber Clarice hat zumindest alles gegeben. Von der Partnerschaft, in die Lecter die gefügig gewordene Clarice im Roman noch zu überführen weiß, ist im Film nichts mehr übrig geblieben.
Geblieben sind die drei oder vier großen Handlungsstränge des Romans: Mason Verger will sich an Hannibal Lecter rächen und ihn stückweise an hungrige Schweine verfüttern lassen. Inspektor Pazzi (großartig besetzt mit Giancarlo Giannini) ist Lecter auf die Schliche gekommen und will ihn des lieben Geldes wegen ausliefern. Clarice Starling widmet sich, nachdem ein fehlgeschlagener Einsatz ihr Image zu Unrecht ramponiert hat, wieder dem Fall Dr. Lecter. Und dann ist da noch ein korrupter Kollege von Starling - Paul Krendler (Ray Liotta) -, der ihr und Lecter gleichermaßen Steine in den Weg legt. Lecter tötet Pazzi, wird an Verger ausgeliefert, von Starling gerettet, welche dabei jedoch verwundet und anschließend ihrerseits von Lecter gerettet wird. Unter Drogen gesetzt findet sie sich schließlich bei einem bizarren Candle-Light-Dinner wieder, dem auch der überwältigte Krendler beiwohnt, dessen Gehirn zugleich den Hauptgang darstellt: noch so eine "Dr. Phibes"-Geschmacklosigkeit, von Scott angenehm verdaulich als grotesk unwirkliche, drogengeschwängerte, beinahe surreale Szene umgesetzt, angefüllt mit Ironie, schwarzem Humor und benebelten Akteuren - und zudem frei von jeglichem Leiden des Opfers.
Überhaupt steckt reichlich Koketterie in Scotts Gewaltdarstellung, die sich ihres Skandalons ziemlich bewusst ist und ausgiebig damit verführt, ohne jedoch zu weit zu gehen. Im US-Mainstream bedeutet das natürlich auch, dass die sexuelle Komponente dabei ein wenig ausgeblendet wird: dem erhängten Pazzi baumeln zwar (in jeder Hinsicht vorlagengetreu) die Eingeweide aus dem Leib, eine Erektion ragt jedoch nicht mehr aus seiner Hose. Und die erinnerte SM-Show Vergers vor Lecters Augen wird etwas verschämt ganz delikat in verschwommenen, rasch geschnittenen Großaufnahmen abgeklappert; auch hier bekommen aus dem Gesicht geschnittene Hautfetzen ihre kurzen Großaufnahmen, während eine Erektion nicht ansatzweise ins Blickfeld gerät. Die Splatter-Ästhetik mancher Einstellungen reduziert Scott dabei auf Sekundenbruchteile. Das Off des Bildes und der Schnitt sind stets von größerer Bedeutung als der Trickeffekt. Bloß die längst verheilten Wunden Vergers werden von Beginn an ins rechte Licht gerückt und weidlich ausgestellt - also die Resultate, nicht die Aktionen: die Aktionen werden immer nur umkreist & suggeriert & angedeutet, nie jedoch - wie im reinen Splatterfilm - detailliert geschildert.
Diese gleichzeitig verlockende und doch auf Distanz haltende Ästhetik, über welche Scott mit der Neugierde des Publikums spielt, geht einher mit stilistischen Extravaganzen, die sich stets der Aufmerksamkeit des Publikums versichern: während der Donauwalzer und eine eigens für "Hannibal" komponierte Arie den ansonsten von Hans Zimmer zurückhaltend komponierten Soundtrack adeln, sorgen faszinierende Kulissen, prunkvolles Dekor, eine auffällige Farbdramaturgie und die elegante Kameraführung in Verbindung mit souverän beherrschter Kadrage & Montage für jene reizvolle Ausstrahlung, die auch den charismatischen, souveränen, kultivierten, stilsicheren und durch & durch verführerischen Dr. Lecter umgibt.[3]
Der auffällige Mangel des Films liegt ganz klar in dem überfrachteten und dabei nicht mehr klar strukturierten Beziehungsgefüge zwischen den Figuren, das ganz andere Wege geht als jene aus "Silence of the Lambs" und "Red Dragon". "Silence of the Lambs" kommt mit einer kristallklaren Struktur daher: da wäre ein Serientäter, der buchstäblich in eine andere Haut schlüpfen will und dessen Wunsch, sich als neuer Mensch entpuppen zu können, eine Entsprechung in seiner Begeisterung für Raupen & Schmetterlinge findet; da wäre die Agentin Starling, die in den Dialogen mit Dr. Lecter eine Selbstfindung durchläuft, sich ihrem Kindheitstrauma stellt, um es am Ende des Films nach Überführung des gesuchten Serientäters und der Rettung seines letzten Opfers zu überwinden; und da wäre Dr. Lecter, der im Verlies eines Hochsicherheitstrakts gefangen ist und sich allein im Rahmen seiner Erinnerungen frei bewegen kann, um schließlich im Rahmen seiner Zusammenarbeit mit Starling in die Lage zu geraten, aus seinem Gefängnis ausbrechen & sich endlich wieder - auf Kosten anderer - frei entfalten zu können. Etwas unausgefeilter ist die Figurenkonstellation dagegen in "Red Dragon": Ermittler Graham, der Lecter einst überführt hatte, muss nun auf dessen Hilfe zurückgreifen, um einen Serienmörder zu stellen. In diesem Fall ähneln sich die Figuren nicht im Hinblick auf ihre Selbstentfaltungen, sondern in ihrem Denken. Dr. Lecter macht Graham darauf aufmerksam, wie ähnlich man sich sei; Lecter und Graham sind gleichermaßen imstande, sich in den traumatisierten Serientäter hineinzuversetzen; und dieser findet seinerseits in Lecter eine Art Geistesverwandten - eine etwas andere ménage à trois, die für eine Ecke des Dreiecks tödlich enden muss.
Eine derartige, geometrische Gliederung hat "Hannibal" nicht zu bieten. Zwar geht es auch hier um Beziehungen & Selbstfindungen, auch hier werden Körperhorror und body-modification vor dem Thema der Identität mobilisiert, aber die Struktur weicht einer doch eher willkürlich & episodenhaft ablaufenden Handlung, die in allererster Linie doch bloß eine simple Rachegeschichte im Sinn hat: die tiefergehenden Aspekte stehen nur lose nebeneinander. Auch hier wird - der negativen Zeichnung Vergers und der positiven Zeichnung Lecters zum Trotz - eine Ähnlichkeit der Serientäter betont: Verger schmückt sich im Verlauf des Films mit Lecters ehemaligem 'Maulkorb', Verger erleidet schließlich jenen Tod, den er Lecter zugedacht hatte. (In dieser Hinsicht gibt sich die Verfilmung etwas konsequenter als der Roman.) An Inspektor Pazzi wird die Identität im Regime des Namens & der Familie verhandelt: seine Schuld und sein Schickal müssen sich an Schuld & Schicksal des Ahnen messen lassen. An Krendler wird die Identität im Regime der Neurobiologie verhandelt: Drogen und das stückweise voranschreitende Abtragen seines Gehirns - angefangen bei dem Sitz der guten Manieren, wie Lecter amüsiert behauptet - lassen aus Krendler kurz vor seinem Tod einen anderen, etwas infantilen Menschen werden. An Vergers Helfer wird die Identität im Regime der Macht verhandelt: aus der Perspektive des Geldes betrachtet, gibt er sich anfangs lange Zeit als Bediensteter des reichen Mason Verger; am Ende wechselt die Perspektive vom finanziellen Vermögen auf das körperliche Vermögen: der gesunde Ex-Diener vermag es, den behinderten Ex-Arbeitgeber in den Tod zu stoßen. Die etwas beunruhigende Verschmelzung von Starling und Lecter zum Liebespaar fällt dagegen unter den Tisch: die Identität im Regime der Liebe und der Abhängigkeit ist aufgrund der Anbiederung an ein vergleichsweise hollywoodtypisches Happy End einer überraschend gehaltlosen Nichtentwicklung der Figuren gewichen. Das oberflächliche Spiel von Schock & Suspense war offenbar das Ziel, während das Spiel mit der Identität gerade im Hinblick auf die zwei wichtigsten Hauptfiguren nur sehr nachlässig & stiefmütterlich behandelt worden ist.
Tätowieren, Häuten, Verpuppen, Verkleiden, Maskieren, Verspeisen: In den Romanen & Filmen über Hannibal Lecter wird Identität immer sehr körperlich gedacht und vorgeführt. Innere Prozesse dringen an die sichtbare Oberfläche des Körpers und die Verpuppungsthematik in "Silence of the Lambs" weist am eindringlichsten darauf hin. (Es hat ein bisschen was vom Werk Cronenbergs an sich... Demmes "Silence of the Lambs" erweckt diese Nähe über den Soundtrack Howard Shores noch zusätzlich.)
Der geringfügig entstellte Serientäter in "Red Dragon" gestaltet seinen Körper neu; der Serientäter in "Silence of the Lambs" häutet seine Opfer, um in deren Haut schlüpfen zu können. Dem sadistischen Mason Verger stehen nach seiner ersten Begegnung mit Lecter seine perversen Veranlagungen ins Gesicht geschrieben: er ist gezeichnet. Lecter beweist sich seine Überlegenheit, indem er andere quasi wortwörtlich zum Frühstück zu verspeisen weiß. (An dieser Stelle zeigt sich eine weitere Gemeinsamkeit von Lecter und Verger: Lecter fressen zu lassen, entbehrt natürlich nicht einer gewissen Ironie, die jedoch - so scheint es - weniger Vergers Witz, als vielmehr dem Witz von Thomas Harris anzurechnen ist.) Pazzis Leichnam gerät - einmal mehr muss man unwillkürlich an "Se7en" denken! - zum lesbaren Text - kurz zuvor noch von Lecter in einer Vorlesung interpretiert! -, der Pazzis Schuld vor dem Hintergrund seiner Familiengeschichte kommentiert.[4] Die Reduzierung von Krendlers Gehirn versetzt diesen in einen infantilen Zustand, der in Lecters Augen der angemessene zu sein scheint. Das Maskieren (Vergers Schlüpfen hinter Lecters ehemalige Maske) und vor allem das Verstümmeln & das Verspeisen sind in "Hannibal" wie in allen anderen Lecter-Filmen Ausdrucksformen - und nicht einfach bloß destruktive Gewaltakte. Der Körper wird Text - und womöglich wählt Lecter ja auch deshalb das aus Pottwalen gewonnene Amber, um einen Brief an Starling zu parfümieren...
Aber letztlich fehlt es dem Film an einer alles in Einklang bringenden Ordnung; anders als zuvor herrscht in „Hannibal" die Beliebigkeit, welche in Scotts Verfilmung noch größer ausfällt als im zugrundeliegenden Roman: die Lesbarkeit der Körper dient keinem clever verschränkten Beziehungsgefüge wie in den Vorgängern; in "Hannibal" zerfällt das Gefüge. Vielleicht mag auch das von einiger Konsequenz erfüllt sein: während auf die Ähnlichkeit des Denkens der Charaktere in "Red Dragon" die Ähnlichkeit des Strebens der Charaktere nach Freiheit & Entfaltung in "Silence of the Lambs" folgte, kommt es in "Hannibal" zum freien Spiel mit der Identität.
Während Demmes "Silence of the Lambs" ein clever und - mit Blick auf die Spannungskurve - effektiv in Szene gesetzter Thriller mit sorgfältig ausgebreiteter Dramaturgie gewesen ist, während Brett Ratners "Red Dragon" (2002) ein sich etwas plump und aufdringlich erklärender, aber immerhin einer klaren Linie folgender Thriller in etwas unorigineller Mainstream-Durchschnittswaren-Form gewesen ist, ist Scotts "Hannibal" ein eleganter, extravaganter, gelackter & oberflächlicher Edel-Mainstreamer: in seinen schwächsten Momenten routiniert, in seinen besten Momenten virtuos in Szene gesetzt - aber stets ein wenig am nur noch geringfügig vorhandenen Gehalt krankend.
6,5/10
1.) Auch David Fincher war als Regisseur im Gespräch, der mit "Se7en" (1997) einst den zweiten großen Thriller der 90er Jahre gedreht hatte (und dabei bereits Erfahrungen sammeln konnte, wie man krasse Gewaltspitzen mainstreamverträglich aufbereiten kann).
2.) Dass die Sympathien des Publikums bei Lecter liegen sollen, ist offensichtlich; Verger ist nicht einfach nur soziopathisch, sondern er ist zum Entsetzen der anständigen & normalen Kinogänger(innen) - weil entstellt - hässlich und hat homosexuelle Neigungen (was die Moral von Harris und Scott nicht unbedingt ins beste Licht rückt). Darüber hinaus ist er noch pädophil, besitzt einen zynischen Humor fernab des guten Geschmacks und ist noch rachsüchtiger, als man es - selbst nach seinem Schicksal - guten Gewissens sein dürfte: sein Racheplan sieht vor, Lecter vor seiner Ermordung noch einer stundenlangen Folter (bei gleichzeitiger medizinischer Stabilisierung) zu unterziehen. Lecter dagegen ist attraktiv, intelligent, gelehrt, kultiviert; und er tötet - wie dem Publikum mehrfach versichert wird - ausschließlich diejenigen, die es an Anstand, Kultiviertheit oder Etikette vermissen lassen... zudem auf eine geistreiche Art und Weise, die ihre Wurzeln in "Se7en" oder einigen Vincent Price Horrorkomödien ("The Abominable Dr. Phibes" (1971), "Theatre of Blood" (1973)) zu haben scheint: den verräterischen Polizisten Pazzi, welcher ihn an Verger ausliefern lassen will, bringt er mit dessen Vorfahren und deren Pazzi-Verschwörung in Verbindung, um ihn wie die einstigen Verschwörer hinzurichten. (Das Töten ist bei Lecter immer auch eine schöne Kunst.)
3.) Verführerisch ist Lecter im wahrsten Sinne des Wortes: in "Silence of the Lambs" bringt er einen Mithäftling durch bloße Worte dazu, sich die eigene Zunge abzubeißen. Und Mason Verger bringt er mit Worten & Drogen dazu, sich seine Gesichtshaut abzuziehen. Und Vergers Helfer wird von Lecter dazu verführt, seinen herrischen & hilflosen Arbeitgeber doch einfach einem grausmen Tod zuzuführen, anstatt sich weiterhin von ihm umherkommandieren zu lassen.
4.) Einige Zeit vor seinem Tod wäscht Pazzi seine Hände in Unschuld - einer der ältesten symbolischen körperlichen Akte überhaupt. (Dass das Wasser aus einem Wasserspeiher in Gestalt eines Wildschweins fließt, ironisiert diese eigentlich symbolische Geste, die in "Hannibal" natürlich den ganz praktischen Grund des Abwaschens von Blut an den Händen hat, über eine zusätzliche symbolische Ergänzung.)