Review

Achtung: wer "Das Schweigen der Lämmer" noch nicht gesehen hat und sich dieses Highlight des Thriller Genres noch anschauen möchte (und das sollte er auch tun, da er einfach grandios ist), möge diesen Bericht und den Titel des Nachfolgers bitte sofort vergessen - in seinem eigenen Interesse!

Kommen wir nun zum Inhalt. Ich schneide ihn nur kurz an, damit ich hier nichts allzuviel vorweg nehme. Reicht ja schon, dass die TV Trailer immer den halben Film verraten.
Hannibal Lector ist bekanntlich in Teil 1 entkommen und genießt jetzt das schöne Leben in Venedig. (oder Florenz... oder ist das beides das gleiche ? - ich und meine geographischen Kenntnisse... tsstss) Auf Dr. Lector wurde jedenfalls von einem seiner früheren Opfer ein Kopfgeld ausgesetzt. Auf dieses Kopfgeld ist ein italienischer Polizist aus, der Dr. Lector dank der Top Ten auf der www.fbi.org Seite widererkennt. (für die Top Ten braucht man in Wirklichkeit übrigens kein Passwort!)
Naja, jedenfalls flüchtet unser Hannibal dann irgendwann wieder in die Staaten, da er irgendwie zu sehr an Clarice Starling (in Teil 1: Jodie Foster) hängt. Was dann folgt ist genauso schnell erzählt wie eigentlich auch unwichtig, da Spannung und eine bedrohliche Athmosphäre nicht so richtig aufkommen mögen. Es geht um viel eher um tolle Optik, schnelle Schnitte und Anthony Hopkins.

Scheinbar hat selbst Ridley Scott erkannt, dass mit Julianne Moore keine Blumentöpfe zu gewinnen sind und hat darum seinen Zuschauermagneten Anthony Hopkins in den Vordergrund gerückt. Nun mögen vielen Zweifel kommen und sagen, dass ihm doch auch in der Roman Vorlage deutlich mehr Auftritte als ihr zuteil wurden. Das stimmt zwar und dennoch wird er meines Erachtens dermaßen symphatisch gezeigt, dass dadurch ihre Rolle fast schon unwichtig erscheint (schließlich ist sie ja die „Gute“).
Ich habe da Buch bereits vor meinem Kinobesuch gelesen und vermutlich darum, aber auch aufgrund meiner Begeisterung über den ersten Teils und Ridley Scotts letzten Films „Gladiator“, meine Erwarten dementsprechend hoch gesteckt. Leider wurde sie enttäuscht. So finden sich zwar viele tolle und „prägnante“ Szenen des Buches wieder, die hier aber ihre Wirkungen fast völlig verfehlen. Man denke nur an die Szene mit dem Baby auf diesem Fischmarkt. Während man in der Romanvorlage die Panik geradezu spürt, die Clarice packt als das HIV infizierte Blut auf das Kind läuft, hat man dies im Film auf einen merkwürdigen „Foto-Knipps“ Effekt reduziert. Versteht mich nicht falsch: der Effekt ist toll, die Szene hätte ohne dieses Gimmick aber sicher besser wirken können.

Was dagegen wirklich gelungen ist, ist der Italien Teil. Dies liegt nicht zuletzt auch an Giancarlo Giannini, der mit seiner Nebenrolle bis auf Anthony Hopkins alle verblassen läßt. Gary Oldman muß man dagegen für seine schwache Darbietung geradezu bemittleiden. Bei Ray Liotta ist das was anderes, der kann froh sein, dass er überhaupt noch mal über eine Nebenrolle ins Kino findet. Aber ich schweife ab...

Der Italien Teil schlägt den Rest des Films in erster Linie durch seine Athmosphäre. Die Figur des Hannibal Lectors wirkt hier wie zuhause und kommt hier auch noch richtig böse und überlegen daher. Aber leider hat man es nicht bei dieser Location belassen und mußte auch noch den Rest des Buches nacherzählen. Dabei wurde natürlich auch noch eine der interessantesten Figuren des Buches einfach weggelassen: Margot, die Schwester des Krüppels (entschuldigt die Ausdrucksweise, aber mir kam einfach kein besseres Wort in den Sinn), der auf Hannibal das Kopfgeld aussetzt. Man kann aber halt nicht alles haben. Allerdings hat sich mir beim Lesen des Romans der Verdacht geradezu aufgedrängt, dass beim Schreiben auf eine gute Verfilmbarkeit geachtet wurde. Und dann wurde doch soviel geändert... Sogar die Schweine sind nur noch ein Abziehbild ihrer selbst und so läßt sich gar nicht mehr erahnen mit welch sadistischen Ideen die Romanvorlage aufwarten konnte.
Kommen wir auf das Ende zu sprechen, dass dem Mythos Hannibal Lector in keinster Weise gerecht wird. Wer den Roman gelesen hat, weiß wie es hätte auszusehen haben.

Aber immerhin: Auch wenn Hannibal nicht in filmischer Hinsicht der erwartete Überflieger geworden ist, so gilt er doch hier in Deutschland als der an der Kinokasse bislang erfolgreichster FSK 18 Film. So bringt uns dieser Streifen doch immerhin den Vorteil, dass noch viele andere 18er Filme folgen werden und die auf FSK 16 heruntergeschnittenen Versionen auf ein Minumum reduziert werden. Allerdings ist Hannibal meines Erachtens nicht wirklich so gewalttätig als dass es nicht auch eine 16er Freigabe getan hätte.

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