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Wie sich die Zeiten ändern: 2002 bewarb man „Stealing Harvard“ noch groß mit dem kurzfristig populären Tom Green, der kurz darauf von der Bildfläche verschwand.
Hauptaugenmerk liegt aber auf John Plummer (Jason Lee), ein geknechteter Jedermann, der es nicht einfach hat: Er ist mit seiner Holden, Elaine (Leslie Mann), wirklich glücklich und will sie ehelichen, leidet aber unter ihrem despotischen Vater, Mr. Warner (Dennis Farina) für John, gleichzeitig auch sein Chef. Mit seiner Schwester hat er nicht viel zu tun, nur als Patenonkel für seine Nichte, die er vergöttert. Doch das Glück steht kurz bevor, denn John und Elaine haben genug für ein Eigenheim angespart, Vorraussetzung für die Ehe.
Ausgerechnet in dem Moment wird Johns Nichte in Harvard akzeptiert. Die Gebühren entsprechen allerdings genau Johns Ersparnissen. Woher das Geld also nehmen, wenn nicht stehlen? Genau das haben John und sein Kumpel Walter P. Duffy (Tom Green) vor…

„Stealing Harvard“ flog weitestgehend unterhalb des Radars und das ist auch nicht verwunderlich, denn sonderlich originell ist die Geschichte vom zur Kriminalität gezwungenen Normalo leider nicht. Der Plot dient eher als Folie für reichlich Albernheiten, die von einigen roten Fäden mehr oder minder gut zusammengehalten werden. Nett allerdings die Tatsache, wie das Leitmotiv des vereinsamten Hausbesitzers gegen Ende noch mal wichtig wird.
Am Ende wird es dann allerdings auch wirklich kitschig, denn die Moral lautet mal wieder: Ehrlich währt am längsten, Kriminalität lohnt sich nicht. John und Duffy werden meist als schuldlos schuldig Gewordene hingestellt, die zu Verzweiflungstaten gezwungen werden und an sich nichts Böses worden. Detective Charles (John C. McGinley) ist auch nur begrenzt sympathisch, der Schwiegervater in spe ein echter Kotzbrocken – bei solchen gesellschaftlichen Vertretern erscheint Klauen kaum schlimm. Einzig und allein die Rolle Elaine bleibt spannend, da man bis zum Ende nicht einschätzen kann, aber sie Daddys Girl ist oder tatsächlich zu John passt.

Doch immerhin ist „Stealing Harvard“ passagenweise recht lustig, so unoriginell der Slapstick in seiner Anlage auch sein mag, denn auf die Schnauze fallende Trottel und schief gelaufene Raubüberfalle hat man weiß Gott schon genug gesehen. Doch das Ganze ist mit Timing in Szene gesetzt und ist meist oberhalb der Gürtellinie angesiedelt. Und die Art, wie der Zufall die beiden Deppen immer wieder vorm Knast rettet, lässt einen schon schmunzeln.
Tom Green kaspert sich dabei ganz solide einen zurecht, aber ist klar, warum sich seine Masche schnell erschöpfte. Wenigstens besser ist da Jason Lee, der als Jedermann in Nöten sämtliche Zuschauersympathien auf seiner Seite hat und seinen Charakter nie völlig zur Witzfigur abstempelt. Ebenfalls überzeugend ist Leslie Mann als Frau an seiner Seite, an guten und vielleicht auch schlechten Tagen. Dennis Farina ist etwas unterfordert, John C. McGinley ganz solide, erst Chris Penn darf als cholerischer Gangsterboss die Sau etwas mehr rauslassen. Als einer seiner Kumpane hat Don ’The Dragon’ Wilson einen Gastauftritt, darf aber nur einen kurzen Kick zeigen.

„Stealing Harvard“ ist ziemliches Komödienmittelmaß, dank seiner knappen Laufzeit und einiger possierlicher Gags recht kurzweilig. Man hat ihn aufgrund mangelnder Originalität schnell vergessen, aber beim Ansehen langweilt er auch nicht.

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