Die Vögel
Zugegeben, die Bedingungen waren alles andere als optimal: Knieschmerzen, ein permanent unruhiges, tuschelndes Publikum und ein grauenhafter Sound, dessen Höhen hoffnungslos übersteuert waren und man deshalb jedesmal, wenn die Vögel ins Bild huschten, mit zugehaltenen Ohren dasaß. Doch auch sonst muss man leider zu dem Schluss kommen, dass, wie so oft bei etwas in die Jahre gekommenen Filmen, Hitchcocks Werk eher aus nostalgischen und/oder filmhistorischen Gründen interessant ist und sicherlich heute keinen mehr vom Hocker hauen würde. Der Zahn der Zeit nagt hier gewaltig an einem Film Hollywoods, in dem die raffinierte technische Inszenierung einen starken Einfluss ausübte und sicherlich begeisterte, aber eben eher im Jahre 1963, denn heute. Das ist das Problem: Da Inszenierungsstrategien und die Technik sich weiterentwickeln, müssen zwangsläufig Kreationen jeglicher Art, die mit der alten Technik realisiert wurden, auch mit der Zeit in ihrer Präsenz und Wirkung veralten und nur die besten überdauern den harten Test der Vergänglichkeit, weil sie mehr zu bieten haben. Das lässt sich leider von Hitchcocks "Die Vögel" nicht sagen: Komplett ohne Musik auskommend gelingt es dem vermeintlichen Meister nur selten wirklich Spannung aufzubauen bzw. wirkt die Art des Spannungsaufbaus größtenteils reichlich vorhersehbar. Stattdessen inszeniert er unbeholfen eine völlig an den Haaren herbeigezogene kleine Liebesbeziehung, damit man zumindest ansatzweise Identifikationsfiguren etablieren kann, mit denen man dann mitfiebert. Nur leider sind sie so stereotyp wie es nur gehen kann und noch nicht mal mit sympathschen Eigenschaften gesegnet. Dialoge und Schauspiel geben sich dann ebenso der heute unfreiwilligen Lächerlichkeit preis wie die Angriffe der Vögel. Am Ende bleibt ein eher ungewisses und pessimistisches Ende, das einem aber herzlich egal sein kann. Warum solch alten Filme als Klassiker und manche zu den besten aller Zeiten gezählt werden, ist eigentlich schleierhaft: Sie waren nur in dem Moment die besten, als sie mit ihren jeweiligen Konzepten, Inszenierungen und Ideen die ersten und damit eh konkurrenzlos waren. Die wahren Klassiker sind eher jene, die selbst noch zeitgenössischen Produktionen was vormachen können, wenn man da an Filme die "Der Pate" denkt oder auch Ingmar Bergmans "Die Stunde des Wolfs", welcher durch minimalen technischen Aufwand großartiges Unbehagen erzeugt, auch heute noch. "Die Vögel" jedoch zählt keineswegs zu diesen Beispielen und würde sich sicherlich auch keiner weiteren großen Beachtung erfreuen, wenn der Regisseur nicht Hitchcock hieße. Gut für den Film jedenfalls.
5/10