"Psycho" war perfektes Spannungskino, Alfred Hitchcocks nächstes Werk "Die Vögel" hingegen lässt sich durchaus als eines der Vorbilder des noch heute sehr populären Tierhorror-Genres bezeichnen. Im Gegensatz zu "Psycho" funktioniert und verläuft Hitchcocks Vogelattacke auf ein verschlafenes Küstennest aber nicht ganz so reibungslos. Schuld daran ist vor allem die außergewöhnlich zähe erste Filmhälfte, in welcher die Charaktere ausgiebig eingeführt werden (aber dennoch wenig Profil gewinnen) und man als Zuschauer zusammen mit Tippi Hedren so manch völlig sinnfreier Füllszene frönen darf. Hinzu kommt noch, daß inhaltlich im Prinzip nicht viel geboten wird, schnell sind hier nämlich die Karten verteilt und aufgedeckt: Böse Möwen, bedrängte Menschen - garantiert ohne Überraschungen.
Kommt es dann in Hälfte 2 endlich zur allgemeinen, sich in ihrer Heftigkeit immer mehr steigernden Vogelattacke auf das malerisch darliegende Städtchen, ist endlich für hochkarätige Unterhaltung gesorgt. Die (Vogel)-Effekte können sich hierbei noch heute wirklich sehen lassen und sorgen im Einklang mit einigen tollen Kameraeinstellungen (so etwa während der Flucht von der Schule in die Stadt) für eine klasse Atmosphäre. Auch das Tempo steigert sich, womit für die träge erste Filmhälfte recht angemessen entschädigt wird. Schwach fällt leider letztlich widerum das Finale aus, bei welchem Meister Hitchcock weder ein eindeutiges Ende, noch eine Erklärung für das mysteriöse Verhalten des Vogelgetiers liefert. Sicher hat auch seine Openend-Inszenierung einen gewissen Stil (und ist im Genre heute quasi usus) aber gerade im Hinblick auf den lahmen Auftakt wirft dies doch deutliche Schatten auf die Wertungsskala.
Fazit: Konnte nicht vollends überzeugen. Dennoch ein schick umgesetzter und gut gespielter Klassiker, der viele spätere Regisseure inspirieren sollte. Vielleicht einfach 20 Minuten zu lang...