Der naive Badewannenfabrik-Arbeiter Jerry sucht auf Anraten seiner Psychiaterin Anschluss bei Bürotippse Fiona, die Interesse vortäuscht und ihn dann versetzt. Er hält sie für einen Engel, sie ihn für einen Trottel - beide irren sich. Jerry setzt seine Medikamente ab und wird daheim von Bosco, der Bulldogge, und Katze Mr. Whisker indoktriniert, die hochnäsige Bekanntschaft zu zerstückeln. Das Schicksal nimmt seinen Lauf. Es könnte noch eine Wende zum Guten nehmen, denn Kollegin Lisa zeigt echtes Interesse an Jerry.
Böser Spaß mit Kultpotential
Dieser Schriftzug springt dem Zuschauer vom Cover der deutschen Blu-ray entgegen und zumindest bei einer bestimmten Zielgruppe könnte es für "The Voices" auch wirklich zum Kultstatus reichen. Wird der Film doch zumeist immer als Komödie angepriesen, so versteckt sich doch vielmehr ein recht außergewöhnlicher Mix verschiedenster Genres hinter dieser Geschichte, die jenseits des üblichen Mainstreams angesiedelt ist. Im Mittelpunkt der Ereignisse steht der junge Jerry, der von einem glänzend aufgelegten Ryan Reynolds dargestellt wird. Der junge Mann ist schizophren und weigert sich zudem auch noch seine Medikamente einzunehmen, was letztendlich böse Folgen haben soll und gleichzeitig zu einem der ungewöhnlichsten Serienkiller Filme führen soll, die man je gesehen hat. Die Thematik wird einem allerdings mit extrem viel schwarzem Humor präsentiert und über die gesamte Laufzeit verteilt ergeben sich immer wieder Passagen voll skurriler Situationskomik, die das Ganze wunderbar witzig erscheinen lassen.
Diese Momente treten insbesondere immer dann in den Vordergrund, wenn Jerry mit seinem Hund und seinem Kater kommuniziert. Ohne seine Tabletten kann er nämlich die Stimmen der Tiere hören, wodurch in seinem Kopf der übliche Kampf Gut gegen Böse stattfindet. Während Kater Whiskas dabei den Part des Teufels übernimmt und den guten Jerry zu immer weiteren Morden drängen will, ist der gutmütige Hund Boscoe der ruhige und beschwichtigende Teil des urkomischen Trios. Die Dialoge untereinander beinhalten nicht nur jede Menge an bösem Wortwitz, gleichzeitig treten auch Dinge wie Zynismus und Ironie verstärkt in den Vordergrund und verleihen dem Szenario den richtigen Biss. Regisseurin Marjane Satrapi hat in vorliegendem Fall eine wirklich gelungene und gleichzeitig sehr außergewöhnliche Kombination aus verschiedenen Genres gefunden, den neben komödiantischen Zügen sind ebenso die Elemente des Thrillers und eines Dramas zu erkennen und um alles perfekt abzurunden wurden dann auch noch diverse Horror Elemente in das Geschehen eingebracht. Diese nicht alltägliche Mischung entfaltet ziemlich schnell ihren ganz eigenen Reiz, dürfte aber auch gleichzeitig nicht jeden Geschmack treffen. So wird ein Film wie "The Voices" auch ganz sicher die Meinungen spalten, denn was für den einen als schlichtweg brillant zu bezeichnen ist, dürfte bei manch anderem ganz bestimmt nicht auf allzu viel Gegenliebe stoßen.
Es liegt ganz stark am persönlichen Geschmack und mir selbst hat das Werk unglaublich gut gefallen. Das liegt auch mit an der Performance von Hauptdarsteller Reynolds, der zwar schon seit längerer Zeit in der Oberliga von Hollywoods Schauspielern angekommen ist, mir persönlich aber noch nie durch herausragende Leistungen ins Auge gefallen war. Das ändert sich mit diesem Film, denn anscheinend brauchte der gute Mann eben diese Rolle, um endlich einmal auch Teile seines schauspielerischen Könnens zu zeigen. Sowohl in den komischen wie auch in den tragischen Passagen der Geschichte überzeugt Reynolds auf der ganzen Linie und drückt dem Ganzen so auch einen unverkennbaren persönlichen Stempel auf. Besonders fällt dabei seine gute Mimik ins Auge, die den jeweiligen Situationen immer angemessen ist. Zudem erweist sich die Hauptfigur auch trotz seiner Taten als absoluter Sympathieträger, denn irgendwie kann man dem guten Jerry zu keiner Zeit irgend etwas übel nehmen, viel zu charmant und manchmal auch unbeholfen ist nämlich sein Charakter, der teilweise auch ein wenig Mitleid in einem hervor ruft.
Letztendlich liegt es wie immer im Auge des Betrachters, ob man ein Werk wie "The Voices" positiv oder negativ bewertet. Argumente für beide Sichtweisen sind sicherlich vorhanden, wobei vor allem der typische Mainstreamer seine Probleme mit dieser Geschichte haben dürfte. Liebhaber außergewöhnlicher Genre Mixes dürften jedoch voll auf ihre Kosten kommen und mit einem wahrlich erstklassigen Filmerlebnis belohnt werden. Zum Ende hin sollte man noch erwähnen, das die Thematik der Schizophrenie zwar auch mit den oft verwendeten Klischees behaftet ist, diese aber absolut passend in die Ereignisse eingearbeitet wurden. Von meiner Seite aus gibt es jedenfalls eine dicke Empfehlung für diesen tollen Film, der einerseits jede Menge Spaß bereitet, auf der anderen Seite aber auch ein wenig nachdenklich stimmt und auch mit einer gewissen Tragik ausgestattet ist.
Fazit:
Endlich konnte der gute Ryan Reynolds einmal auf der schauspielerischen Ebene vollends überzeugen und liefert hier eine seiner mit Abstand besten Leistungen ab. Die Rolle des schizophrenen Jerry erscheint ihm dabei wie auf den Leib geschneidert und der Charakter der Hauptfigur kommt richtig gut zur Entfaltung. Jenseits des Mainstreams angesiedelt bietet "The Voices" absolut erstklassige Filmkost, die man sich auf keinen Fall durch die Lappen gehen lassen sollte.
8,5/10