Review

Whiplash (USA 2014)

Andrew Neyman (Miles Teller) möchte der beste Jazz Schlagzeuger seiner Zeit werden, wie sein großes Vorbild Buddy Rich. Auf dem renommierten New Yorker Musikkonservatorium wird der bekannte Lehrer und Bandleader Terence Fletcher (J.K. Simmons) auf ihn aufmerksam. Er nimmt Andrew als jüngstes Mitglied in seine Band auf und treibt ihn zu Höchstleistungen…

Ein Film, wie ein Peitschenhieb, auch wenn „Whiplash“ hier der Titel eines Instrumentals für eine kleine Jazz Big Band ist. Das anspruchsvolle Stück wird zum Synonym für das Martyrium, das Andrew durchleben muss, um den Ansprüchen seines ultrastrengen Lehrers gerecht zu werden. Im freundlichen Vorgespräch erfährt Terence genug um seinen neuen Schüler, der ohne Mutter bei seinem Vater, einem erfolglosen Schriftsteller aufgewachsen ist, zu demütigen und zu erniedrigen, „kein Wunder, dass Deine Mutter abgehauen ist“. Er erfindet abwertende Spitznamen für die Bandmitglieder, schreit und tobt, wirft auch schon mal einen Stuhl durch den Raum und schreckt vor harten Ohrfeigen nicht zurück, wenn der Drummer bei den 1/64 Noten minimal schwankt: „Nicht mein Tempo!!“, ein oft wiederholtes Filmzitat, das nachwirkt, weil es so viel aussagt. Einmal gesteht Terence, dass er alles tun möchte, damit kein zweiter Charlie Parker unentdeckt bleibe, der schließlich auch nur durch Schmerz und Misserfolg motiviert wurde, der beste Jazzmusiker aller Zeiten zu werden. Doch der gute Zweck heiligt noch lange nicht die Mittel. Aber Andrew ist abgestoßen und fasziniert zugleich und probt bis die Hände bluten, weil er ahnt, dass dieser strenge Lehrer ihn zu nicht für möglich gehaltenen Höchstleistungen treiben wird.
Regisseur Damien Chazelle, der in der High School Jazz Drummer war, gelingt mit seinem 2. Spielfilm ein intensives Drama mit unzähligen Porträtaufnahmen seiner beiden Hauptdarsteller. Während die anderen Akteure zu Stichwortgebern degradiert werden, dreht sich alles um Andrew, sympathieträchtig gespielt von Miles Teller („Footloose“ 2011), und Terence. Der wird von J.K. Simmons („Burn After Reading“ 2008) so eindringlich und brutal verkörpert, dass er für „die Rolle seines Lebens“ (Radioeins u.a.) 2015 mit dem Golden Globe und dem Oscar für die Beste Nebenrolle ausgezeichnet wird. „Whiplash“, der 2014 beim Sundance Festival von Jury und Publikum prämiert wurde, erhält außerdem die Oscars für den beste Schnitt und den besten Ton. (9/10)

Details
Ähnliche Filme