Review
von Leimbacher-Mario
Ersatzteile der Schmerzen
In „Guinea Pig 5“ (obwohl die Reihenfolge diskutierbar erscheint, da manche Teile des kultigen Franchise mehr oder weniger gleichzeitig gedreht oder erschienen sind!) versucht ein verrückter Wissenschaftler seine sterbenskranke Schwester mit Ersatzteilen von anderen Menschen zu heilen, zumindest am Leben zu erhalten oder später sogar zu reanimieren - und dabei geht er natürlich über Leichen und wahnsinnige, technisch versierte Einfälle und Erfindungen...
„Android of Notre Dame“ (was für ein klangvoller Titel!) hat im Gegensatz zu seinen Vorgängern (im Geiste und auf dem Papier) am ehesten eine Geschichte, einen emotionalen Anker. Selbst wenn es nur der Frankenstein-Ansatz zum tausendsten Mal variiert ist. Er kombiniert teilweise den whacky Humor von Teil 3 mit Experimenten und Effekten, die eher an die ersten beiden „Guinea Pigs“ erinnern. Plus etwas cyberpunkiger Momentaufnahmen. Der letzte Satz seiner reanimierten Schwester ist sehr fein und böse, die futuristische Laboratmosphäre und der tragische Hintergedanke punkten. Doch im Grunde ist das nie wirklich mehr als eine billige Kurzgeschichte für den japanischen/weltweiten Videomarkt, die nicht wirklich hält, was der berühmte Titel verspricht. Fast wirkt es an diesem Punkt so, als hätte man aus allen „Guinea Pigs“ eine epische Kurzfilmsammlung zusammenschneiden können - dann wären definitiv Salz und Abwechslung in der Suppe drin gewesen... Aber auch so hat die Reihe natürlich eine gewisse Faszination und einen untergründigen Charme. Zu Wertungen im grünen Bereich führt das aber selten. Doch es gibt ja noch den schleimigen sechsten Teil, den mit der krebskranken Meerjungfrau...
Fazit: purer, amateurhaftester Mad Scientist-Gore-Trash. Vielleicht einer der kreativeren und sci-fi'igeren „Meerschweinchen“ - aber dennoch eine zähe, oft schlicht blöde Angelegenheit. Zwar Kult, aber keine Kunst. Das kann weitestgehend weg. Selbst wenn die Atmosphäre passt und noch am ehesten von allen Teilen der Reihe eine halbwegs nachvollziehbare Story am Start ist. „Re-Animator“ und „Hellraiser“ hört man hallen. Aber es ist schon interessant zu sehen, wie unterschiedlich alle „Guinea Pig“-Parts sind!