Alexis (Herschel Bernardi), stolzer Besitzer des Strandgasthauses Papa Bear's Restaurant, steckt in akuten finanziellen Nöten. Binnen weniger Tage muß er satte zwanzigtausend Dollar auftreiben, sonst wird er den geliebten Laden verlieren. In seiner Verzweiflung springt er über seinen stolzen Schatten, lädt seine Stammkundschaft zu einem Abendessen ein, schildert ihnen sein Dilemma und bittet um Mithilfe. Und tatsächlich trudeln der Reihe nach die Schecks der Gäste ein, die dem beliebten Gastronom aus der Patsche helfen wollen. Alexis und seine Freundin Sarah (Mariette Hartley) können ihr Glück kaum fassen und schicken den Angestellten Michael (Jan-Michael Vincent) mit den Schecks nach San Francisco, um mit dem benötigten Bargeld zurückzukehren. Doch Michael kann der Verlockung des Geldes nicht widerstehen und setzt sich spontan ab, nur um kurz darauf wieder zur Besinnung zu kommen. Per Autostopp macht er sich auf den langen Weg zurück. Kurz vor Papa Bear's Restaurant geschieht dann das Unglück. Die junge, unglückliche Violinistin Jenna (Bonnie Bedelia) gerät mit ihrem Wagen auf die Gegenfahrbahn und streift das Auto von Frank (Gary Crosby), in dem Michael sitzt. Michael wird aus dem Wagen geschleudert und stirbt in den Armen von Jenna ("It's not fair. Not now!", haucht er ihr zu), während Frank - mit Michaels Rucksack mit den zwanzigtausend Dollar auf dem Rücksitz - panisch das Weite sucht. Kurz darauf begegnet Jenna am Strand dem verunglückten Michael...
Sandcastles ist ein amerikanischer Fernsehfilm aus dem Jahre 1972, ein "Movie of the Week" des Senders ABC, inszeniert von Ted Post (1918 – 2013), dessen bekannteste Arbeiten wohl die beiden Clint Eastwood-Streifen Hang 'Em High (Hängt ihn höher) und Magnum Force (Dirty Harry II - Callahan) sind. Da der Film meines Wissens nie auf einem Heimkinomedium erschienen ist, verschwand er nach den wenigen Fernsehausstrahlungen in der Versenkung. Was sehr schade ist, ist Sandcastles doch ein ungeheuer stimmungsvoller, melancholischer Geisterfilm, der auf seine ruhige, träumerische, unspektakuläre Art zu überzeugen weiß. Ganz besonders die Szenen am Strand sind wunderbar poetisch geraten. Die nächtliche Stille, begleitet vom Rauschen der Wellen, die am Strand lecken oder sich an Felsen brechen. Jenna und Michael, die zwischen den kleinen Sandburgen herumspazieren. Die Sandburgen selbst, die sehr detailliert gestaltet und mit flackernden Kerzen beleuchtet sind. Alexis, der mit bloßen Händen einen kleinen Oktopus fängt, ihn kurz hochhält und ihn dann wieder in die Freiheit des Ozeans entläßt. Das sind wunderschöne Momente, an denen man sich kaum sattsehen kann. Die Idee, daß ein Verstorbener zurückkehrt, weil er noch etwas zu erledigen hat, ist natürlich nicht neu. Hier kommt hinzu, daß sich Michael erst nicht daran erinnern kann, was er zu tun hat, und daß er die Hilfe von Jenna benötigt, die sich wenig überraschend in ihn verliebt.
Sieht man von der dichten Atmosphäre, den tollen Schauspielern und der schönen, bewegenden Geschichte ab, so hat Sandcastles nicht übermäßig viel zu bieten. Der Film ist weder spannend noch packend, es gibt keine Action und auch keine nennenswerten Spezialeffekte, ein Gruselfaktor ist nicht existent, und auf der Tonspur bekommt man überwiegend klassische Kompositionen zu hören. Aber da die schwermütige Stimmung den Zuseher rasch einlullt und die Figuren ansprechend charakterisiert sind, bleibt man bis zum Ende gerne dran. Herschel Bernardi (No Deposit, No Return) ist als Alexis so sympathisch, daß man ihn ungern scheitern sehen würde. Er hat jedoch auch seine dunklen Seiten, die vor allem gegen Ende zum Vorschein kommen. Jan-Michael Vincent (The Mechanic) hat zwar nicht viel zu tun, bringt seine innere Zerrissenheit und seine Verwirrung allerdings gut zum Ausdruck. Ähnliches gilt für Bonnie Bedelia (Die Hard), deren Jenna so viel Traurigkeit ausstrahlt, daß man sie am liebsten in den Arm nehmen möchte. Nicht uninteressant ist auch Gary Crosby als Frank, der den verunfallten Michael im Stich läßt und ein richtiges Arschloch zu sein scheint, der aber doch mehr Tiefe hat, als man zunächst vermutet. Unterm Strich ist Sandcastles somit eine schöne, zärtliche, romantische Liebesgeschichte zwischen einer leicht depressiven Frau und einem als Geist von den Toten zurückgekehrten Mann, die berührt, obwohl sie hin und wieder vielleicht etwas zu melodramatisch daherkommt.