Nicht immer muß ein zweiter Teil schlechter sein als der erste Teil. "Beverly Hills Cop" beispielsweise hat einen guten zweiten Teil. Oder "Die Hard". Worüber man da schon streiten kann. Die Hannibal-Trilogie ist jedenfalls sogar über drei Teile gut. Aber ansonsten wirds mau, meistens ist der Nachfolger dann doch lange nicht so toll wie der erste Teil. Wie ist es nun bei "In China essen sie Hunde"? Der zweite Teil heisst ganz anders, um ja nicht als "zweiter Teil" einen schlechten Ruf vorauseilen zu haben.
Doch diese Sorge ist völlig unbegründet. Zeitlich vor dem ersten Teil handelnd schafft der Däne Lasse Spang Olsen ein Presequel, daß es in sich hat. Mit dem gleichen bösen Humor, dem ordentlichen Schuß Action und denselben durchgeknallten Charakteren setzt Olsen wiederholt zum Angriff auf die Lachmuskeln an. Diese Actionkomödie kann es locker mit Hollywood aufnehmen, es knallt und batscht an allen Ecken und Enden, sogar die Materialschlacht mit Polizeiautos kommt nicht knauserig an. Klar, mit der legendären Blues-Brothers-Szene kann man das nicht messen - muß man ja aber auch nicht.
Harald kommt gerade aus dem Knast, sein Ziehvater liegt im Sterben, seine beiden Köche haben einen schwindligen Elektriker eingestellt, ein Ausländer noch dazu - ach und überhaupt, nichts ist so wie es sein soll. Als jetzt auch noch Ratko auftaucht und sein Geld will beginnt Harald wieder ins "Geschäft" einzusteigen. Zunächst muß Munken's leiblicher Sohn aus dem Knast befreit werden, um dann mit dessen Hilfe einen Geldtransporter zu knacken. Doch nicht wie in Teil 1 einen fahrbaren, nein, diesmal nehmen wir einen "fliegbaren". Und wer kann den fliegen? Der todkranke Munken.
Alle sind sie wieder dabei, Freude kommt beim Wiedersehen auf - Kim Bodnia gewohnt obercool und einfach superlässig, die beiden Köche schon immer als einzige normal geblieben. Neu dabei: Jens Okking als Munken, sein Sohn Ludvig (gespielt von einem wie immer fabelhaften Torkel Petersson) - und ach ja, diesmal baut Olsen sehr zur Freude der männlichen Rezipienten noch die Augenweide Mille (Iben Hjejle) ein, eine rabiate manisch-depressive Blondinengranate.
Einziger Wermutstropfen: Die deutsche Übersetzung verzichtet diesmal auf den genialen Ausländerakzent von Kollege Vuk. Als Entschädigung wird dieser dafür genauso lädiert wie zuvor schon. Naja, sagen wir fast - er muß ja überleben, es ist schließlich das Presequel. Dafür werden viele Elemente wieder aufgegriffen: Auch diesmal fährt er den Wagen (noch ohne Führerschein!), auch diesmal wird er von seinem Cousin Ratko beschützt, auch diesmal wird ein Geldtransporter überfallen, auch diesmal findet ein Gefängnisausbruch statt. Ach so, und auch diesmal hat Harald was gegen langhaarige Männer. Ein Schelm, wer böses dabei denkt und die Anfangsszene im Knast richtig interpretiert...
Zahlreiche Szenen sind einfach wieder zum Brüllen komisch, allem voran natürlich wieder mal Harald, diesmal bei der Auseinandersetzung mit einem langhaarigen Hotelrezeptionisten ("versteht sie uns nicht?"). Auch Ludvig kann seine Mordlust humorig verpacken: "und dann kam eine Windböe.... wuuuuuuuuuuusch!"
"Old Men in New Cars" kann sich sehen lassen - eigenständig und auch als würdiger "zweiter Teil" des Kassenschlagers. Diesmal haben wir auch einen vernünftigeren Titel an der Hand, der zwar genausowenig über den Film aussagt wie der vorangegangene, aber wenigstens nicht so komisch klingt. Na, wenn das kein Erfolg ist?
(8/10)