Materiell und formell generischer Actionthriller mit viel Avancement, der nach einem Script von A Company Man (2012) Autor und Regisseur Lim Sang-yoon wie am Reißbrett entworfen gleichzeitig Konsum und Konsumption des Genres in all seinen Grundzügen von falscher Verdächtigung und Verschwörung durch die Ebenen beinhaltet. Der Kampf des Einzelnen mit nur wenig Verstärkung von ebenfalls nichts zu verlieren habenden Personen gegen das scheinbar allmächtige System, wobei gleichzeitig die Flucht und auch die Flucht nach vorn, der Kampf trotz der Verfolgung und so Reaktion und Aktion wechselhaft angetreten werden muss. Eine universale Formel für Hochspannungskino, dass auf technischer, handwerklicher Seite mehrmals ähnlich wie bspw. The Berlin File (2013) die Fahnen hochhält, inhaltlich zumindest für die Vertretbarkeit von viel Vernichtung und Verwüstung und von Anfang an für dicke Luft sorgt:
Landesflüchtling Ji Dong-cheol [ Gong Yu ], Absolvent der Yonggang military forces und in diesem Auftrag auch für seine ehemals nordkoreanische Heimat unterwegs gewesen, gerät in seinem neuen Auftrag als Fahrer für den Vorsitzenden der Haeju Group, Park Geon-ho [ Song Jae-ho ], in einen Attentatsversuch auf diesen. Zwar kann er den Anschlag nicht vermeiden, den Angreifer allerdings anschließend ausschalten und gelangt so auch an Geheiminformationen, die zum Bau einer zerstörerischen Massenwaffe vermutet sind. Alsbald als Sündenbock vom eigentlich das Attentat in Auftrag gebenden Kim Seok-ho [ Jo Seong-ha ], dem Direktor des National Intelligence Service, und von dessen besten Mann, Colonel Min Se-hun [ Park Hui-sun ] vom Defence Security Command samt Assistent Captain Jo [ Jo Jae-yun ] durch Seoul gejagt, hat der Flüchtige gleich zwei Prioritäten. Zum einen die Hetzjagd solange am Laufen zu halten, dass er mithilfe der Dokumentarreporterin Choi Gyeong-hui [ Yu Da-in ] die Konspiration aufdecken kann. Und zum anderen, den ebenfalls in den Süden übergelaufenen Ri Kwang Cho [ Kim Seong-gyun ], den mutmaßlichen Mörder seiner Frau und seiner Tochter zu finden.
Aufgrund seit Monaten bis Jahren schwelender Ereignisse in aktueller Nachrichtenlage und kurz vor der eigenen Haustür wird auch hier der anhaltende Konflikt zwischen Nordkorea und Südkorea als Beteiligung der Prämisse und Zeichnung der Umstände und der Charakterisierung gesorgt. Derzeit gerade auch im kommerziellen Kino ein recht beliebtes Motiv, dass für Auge und Geist nur oft in nur versuchter Ambivalenz und vielmehr Hang bis Drang nach Einseitigkeit und den einfachen Bildern ergeht, wobei The Suspect vor allem zu Beginn in einigen Szenen auf Bauernfang und so die ungraziöse Darstellung geht. Ein tödliches Trainingscamp tief in den nordkoreanischen Bergen, bei der die Ausfallquote der Aspiranten mit jedem Tag und jeder Aufgabe mehr in die Höhe schießt, aber zumindest die im Wind wehende Flagge auf der Höhe als Trostpflaster des schwer geschundenen Assessors als Belohnung winkt, Motive werden auch im Nachhinein nicht hinterfragt und die (Verwüstungs)Maschinerie des noch blinden Verfolgens mit dem simplen Nennen des Feindes als Agitation und der Aussicht auf die daheim wartenden Ehefrauen auf der anderen Seite als Wiedergutmachung und gleichzeitig Erfolgsaussicht der Tötung des von Oben vorgegebenen Kontrahenten erweckt.
Zuckerbrot und Peitsche. Explosion und Implosion. Optisch schnörkellos, auf den Boden gepflastert und ohne großartigen Nippes. Eine bewährte Idee, die auch die folgende professionelle Inszenierung beinhaltet und den gesamten weiteren Fortgang ausschmückt. Die gewählte Überlänge von abermals und aus dem Herkunftsland gewohnt mehr als zweistündiger Laufzeit geht zu Lasten einiger sich schlicht wiederholender Erklärungen und mehrfach nacherzählter Geschehnisse, so dass am Ende allerdings nicht nur alle Beteiligten selber, sondern auch der Zuschauer im Grunde ergiebig auf dem Laufenden der eigentlich gar nicht so schwierigen Verwicklungen und auf dem Stand der Dinge ist. Die Ruhepausen selber stören nicht, wird doch bereits zu Beginn der schnelle Sprint und diese Form der Bewegung auch öfters zum Aufpeitschen gewählt, der Leerlauf mancher Begebenheiten und die schlichte Bekräftigung bereits Gesagten und die andauernde Verpflichtung auf einen zusätzlichen Hinweistext ein wenig schon. Angetrieben wird man aber durch einfache Freund- und Feindbilder, wie den korrupten Obersten, den unschuldig Verfolgten, die mit aller Macht um die Wahrheit kämpfende Reporterin usw. usf., dessen Konturen vor allem auch gerne aus dem Amerikanischen Blockbusterkino älteren und jüngeren Datums man ausführlich kennt und dessen Internationalität und Allgemeinverständlichkeit und dann die qualifizierten Kräfte der Demontage und Spuren der Verheerungen auch hier am Sprießen ist.
Trotz der Zusätze des Grenzkonfliktes und der Vermischung von Identitäten und Begebenheiten um die Regierungsstädte Pjöngjang und Seoul scheint man hier weniger den anderen landeseigenen Vertretern mit dem Thema wie Commitment a.k.a. Silent Assassin und Secretly, Greatly (ebenso 2013) als vielmehr den universellen The Fugitive und speziell auch der Bourne - Trilogie im Nacheifern, dem letzten gesondert auch in der musikalischen Untermalung und in der rationellen Inszenierung der Actionszenen verpflichtet. Nahkämpfe gehen entsprechend dessen im schnellen, stetig die Perspektiven wechselnden und die Details statt die Übersicht hervorhebenden Schnitt in der Betrachtung ein bisschen unter; was durch dort auch genügend Destruktion, Schlagkraft und Drastik auf engsten Raum und ein erstaunliches Cameo des Taekwondo und Wushu - Spezialisten Kim Jin-won doch noch ausgeglichen wird. Die größeren Investitionen mit auch dem Vorbild ähnlichen Beigaben gelten dann wiederum den jeweils mehrminütigen Flucht- und Verfolgungsszenen vor allem zu Fuss und natürlich auch per Vehikel, werden fleißig Karosserien geschrottet, auch viel Schindluder mit Mensch und Material getrieben und ganze Wohnanlagen der destruktiven Zersetzung unterzogen.
Hochgezüchtete, fachkundige, gerade im Koreanischen Kino auch wie operativ und militärisch aufgezogene cineastische Zerstörungswut, die wie selbständig und automatisiert vorwärts prescht und einmal den Zuschauer am Haken diesen so schnell auch nicht wieder aus den Fängen aktuellen und dennoch klassischen Spannungskinos loslässt; mit ein Trumpf der seit zwei Jahrzehnten prosperierenden Filmnation, die das jeweilige Budget im Wissen um die Bedürfnisse des Publikums auch tatsächlich auf die Leinwand und so hier viel Kollateralschaden an Mensch und Material bringt. Die Kunstfertigkeit liegt eher im Ausnutzen vorhandener Konventionen bis hin zu Klischees und der Verwendung von produktionstechnischer Sicherheit in all der Zertrümmerung von Metall, Gestein und Leib als im Erzählen selber.