Sehr amüsante College-Komödie
So in den Jahren um 2000 herum waren neuartige Komödien zu sehen, die sich einen Dreck um Sehgewohnheiten und übliche Konventionen scherten. Meist in Verbindung mit Humor weit unter der Gürtellinie reizten diese Filme die Grenzen des guten Geschmacks aus und waren doch zumeist recht amüsant. Ein zahmerer Vertreter dieses Genres war der nette Film rund um alle, die „Verrückt nach Mary“ waren, derbere Varianten gab es bei „American Pie“ und seinen Kollegen zu bestaunen. All diesen Filmen aber war eines gemeinsam, nämlich die Suche nach haarsträubenden Situationen und dem nächstmöglichen Witz. Sicher, Freunde des feinen Humors a la „Loriot“ oder der schwarzhumorigen englischen Variante kamen hier nicht auf ihre Kosten, aber für dieses Zielpublikum wurden solche Filme ja nicht gedreht. Es ist immer das gleiche Spiel. Grundzüge des Marketing werden angewandt, somit eine Zielgruppe segmentiert und analysiert, dann zielgenau auf deren Geschmack hin ein Produkt ins Kino gebracht, hurra, der Rubel rollt. Wenn doch das Leben immer so einfach wäre...
„Road Trip“ nun pendelt zwischen den beiden benannten Extermen, klaut sich aus beiden Filmen das Beste und erfindet das Genre dabei auf gar keinen Fall neu. Josh liebt Tiffany, doch Josh lebt in Ithaca und Tiffany in Austin. Man ist sich treu, schon seit der Jugendzeit. Dumm nur, daß Josh einmal ausrutscht...das auch noch gefilmt wird und dieser Film versehentlich zu Tiffany auf den Postweg gebracht wird. Was tun...schnell drei Kumpel einsacken, das Auto nehmen und versuchen, schneller zu sein als die Post. Klar, daß während der dreitägigen Reise kein Kalauer ausgelassen wird, klar auch, daß auf irgendeine Art ein Happy-End hermuß, auch wenn dieses nicht unbedingt in einer heilen Beziehung zwischen Josh und Tiffany besteht. Um diese zentrale Handlung rankt sich die Rahmenstory eines Erzählers, der von der Reise anläßlich einer Führung neuer Stundenten durch den Campus von Ithaca berichtet...und auch dieser Erzähler hat nicht alle Latten am Zaun.
Man weiß, was einen erwartet, also schnell die Schwelle ein paar Zentimeter niedriger gelegt, den Anspruch beiseite gewischt und den Film mit Bier bewaffnet angeschaut. Es dauert eine gute Weile, bis der Streifen Fahrt aufnimmt, dann aber, als sich die Ereignisse überschlagen, darf lauthals gelacht werden. Sicher ist schauspielerisch nichts qualitativ herausragendes geboten, darauf aber kommt es auch nicht an. Die Gags sind treffsicher gesetzt, Leerlauf ist nicht vorhanden, lediglich Tom Green in der Rolle des Erzählers mag die Lager spalten – mir persönlich ist dessen Auftreten eine Spur zu abgefahren. Der Soundtrack ist passend, die Dialoge wirklich lustig, man kann, und das darf als Fazit gelten, sich wirklich gut amüsieren. Einer der wirklich besseren Vertreter des Genres, leider mit einigen Längen, aber auch ein zweites Ansehen wert – 7/10.