An Aufwand, Glanz und Melancholie reiches Actiondrama, welches vermehrt an spätes Achtziger Jahre - Kino in nunmehr aktueller Optik und etwas zu ausschweifenden Epos und Pathos erinnert, quasi der Versuch des Regisseurs Benny Chan, die vergangenen Zeiten von John Woo, Taylor Wong, Raymond Lee oder Poon Man-kit zu transferieren. Wäre nicht der sattsam bekannte Sentimentalismus von Chan, der zwar dramatische Szenen generieren, sich aber in der Auswalzung dessen so richtig nicht zurückhalten und das schnelle Ende samt Übergang zurück zum Plot finden kann, stünde das Projekt letztlich ein wenig sicherer auf dem Boden der Tatsachen dar. Deutliche Referenzen an mittlerweile antiquierte Stoffe wie die TVB Serie Luk Siu Fung (1976), basierend auf dem wu xia pian von Gu Long, geben den heldenmütigen Zusammenhalt und die Loyalität unter nicht von Geburt an, aber durch das Leben und die Freundschaft verschweißten Brüdern eines Männerbundes vor und die durchscheinende Gefühlswelt von Treue und Zuverlässigkeit bis in den Tod hinaus an. Drei Freunde müsst ihr sein. Bestes Heroic Bloodshed-Milieu; Explosionen und Karambolagen im Goldenen Dreieck inklusive:
Die sich seit frühester Kindheit kennenden Chief Inspector Ma Ho-tin [ Lau Ching-wan ], Cheung Tsz-wai [ Nick Cheung ] und So Kin-chow [ Louis Koo ] arbeiten in HK im Narcotics Bureau an der Festnahme des Zwischenhändlers 'Hak Tsai' [ Ben Lam ]. Für So soll die entscheidende Razzia eigentlich der Ausstieg aus seiner Tätigkeit als Undercover und der Wiedereinstieg in die uniformierte und mit Dienstrang ausgestatte Polizei sein, hat er in den letzten Jahre sowohl die Freundin Yuen Ho-yi [ Yolanda Yuan ] vernachlässigt, als er auch kommenden Vaterfreuden entgegensieht und der Hochschwangeren beistehen will. Als kurz vor dem Zugriff die Taktik geändert wird, sieht sich das Trio plötzlich in Thailand und mit erzwungener Hilfe des Kleinkriminellen Bobby [ Ken Lo ] auf den Spuren des größten dort ansässigen Lieferanten und Paramilitärs Wei Xin-guang, a.k.a 'Eight-Face Buddha' [ Lo Hoi-pang ] gegenüber. Die ersten Gehversuche im fremden Territorium enden in einem Desaster...
Zeitgleich zu den ebenso den Kampf zwischen Kriminellen und der Polizei betrachtenden Cold War und Drug War und anfangs selbst im (Arbeits)Titel Cartel War in offenkundiger Weise als Ergänzung gesetzt, stellt sich das Werk als Symphonie der Integrität im wichtigsten Moment dar. Der Kampf der drei Männer ist erst zusammen, wenn auch auf unterschiedlicher Front, dann getrennt voneinander, und erst final im gleichgestellten Bündnis und dem gemeinsamen Ziel. Der Weg dahin ist durch eine Lücke von ganzen fünf Jahren gekappt, in der man nur kurz vor dem Showdown das Ergebnis von sieht. Die Bindung der Polizisten untereinander wurde schon von Kindesbeinen an und den gemeinsamen Erinnerungen der nunmehr Erwachsen Gewordenen fundamentiert, wird aber durch den aufreibenden Kampf gegen die Triaden und die mit Waffengewalt und Übermacht erzwungene Triage vorübergehend gesplittert und in alle Einzelteile zerstört.
Die Qual der Wahl von Menschenleben, die hier mehrmals zu entscheiden hat, die Sekunde bestimmt und die lange Vorbereitung zunichte manipuliert, tritt hierbei gleich in mehrerlei Momenten auf. Eine Razzia soll mitten schon im Einsatz, quasi schussbereit vor der letzten Tür wieder abgebrochen und auf eine andere Strategie geändert werden. Eine Geld- und Drogenübergabe lässt bei dem Scheitern derselben und der Flucht vor dem einschlagenden Kugelhagel den Partner als Bauernopfer zurück. Einbußen und Entbehrungen im Privatleben sind entweder zu tolerieren, oder die gesamte Mission stattdessen zu ignorieren. Einblicke in Gedanken und Gefühle gibt die ruhige Inszenierung durch die jeweils unterschiedlichen Situationen mit auch unterschiedlich ausgeprägter Charakterisierung und den drei jeweils diese Aufgabe meisternden Darsteller dabei genug; ein Vorteil der Schauspielführung und der Zeit, die man sich dafür nimmt, auch wenn massig Blut, Schweiß und Tränen schon mit das Bezeichnendste in der Handhabung der archetypischen Erzählung ist.
Gestärkt durch eine mit 16 Mio. USD finanziell abgesicherte Produktion (von u.a. Sil-Metropole Organisation, Bona Film Group, Universe Entertainment, Sun Entertainment Culture) und der Kenntnis der crime thriller films Materie schon von Anbeginn der Karriere – Chan hat die ersten beiden A Moment of Romance (1990/93) sowie die Anlage Son on the Run (1991) oder auch mit Man Wanted (1995) im kleineren Rahmen dergleichen schon öfters probiert und gerade in Heroic Duo (2003) und Divergence (2005) auch viel Herzblut investiert – marschiert man auf vorgepflügten Pfaden des Subgenres; bis zur Lücke und dem Sprung in die fünf Jahre später wenigstens, in der dann die Metamorphose von Figuren und Stellungen zueinander reagiert. Die An(Spannung) im Spiel zwischen Täter und Opfer, zwischen Aussteigern, Nachwuchsgangster und Guerillatruppen, der Wechsel von Beziehungen zueinander, zu dessen Klärung man erst wieder in die Position der Kindheit zurückkehren muss, um erneut miteinander und fern von Erlebten und doch dadurch noch fester verschweißt ist, ist die Stärke und Schwäche des nicht immer plausiblen Plot. Die Chronologie der Ereignisse baut sich seine eigene souverän und edel inszenierte Showbühne mit viel Emotion und Erregung und Aufwallung, die in ihrem Ausdruck und Leiden fast noch größer als das Haus von Aktion und Effekte direkt dahinter, und in der Wahl der Schauspieler für die Hauptrollen auch perfekt aufgestellt ist.
Denn geschossen und gestorben wird auch beizeiten und auch genug, wird viel Namens- und Gesichtsloses unter den Dutzenden von Schergen oder den uniformierten Kollegen als Kugelfang erwischt. Maschinengewehre mähen nur mit Macheten heranstürmende Handlanger im engen Treppengang hinweg, Hubschrauber verpflanzen ihre Munition im Sekundentakt in ebenso wehr- und deckungsloses Bodenpersonal, und final geht die Verteidigungstruppe des Gangsterbosses im erst elegischen, dann reichlich violenten Showdown voll Schusswechsel in Zeitlupe danieder, nachdem eine ganze Hotelsuite mit Breitseiten und Handgranaten eingedeckt wird.