From Dusk till Dawn Staffel 1
In der zweiten Hälfte der 90er wurden zwei junge Regisseure quasi nach oben gespült. Robert Rodriguez hatte mit El Mariachi einen ordentlichen Actionfilm hingelegt, der gerade mal 7000 Dollar gekostet hatte. Quentin Tarantino hatte mit Reservoir Dogs einen wahnsinnig guten Debütfilm vorgelegt, der vor allem durch die guten Dialoge punktete. Die beiden trafen sich und freundeten sich an, ihre nächsten Filme (Desperado bzw. Pulp Fiction) waren Riesenhits, sodass sie sich zusammen taten, um einen Film mit Rodriguez auf dem Regiestuhl nach einem Tarantinoscript zu drehen. Das Ergebnis war eine wilde Mischung aus Gangsteraction und Vampirfilm, mit einem cleveren, aber noch nicht übertriebenen Script und einer großartigen Besetzung (Tarantino selbst, George Clooney, Harvey Keitel, Juliette Lewis, Tom Savini, Danny Trejo, Cheech Marin, Salma Hayek), Herz war ein kompletter Richtungswechsel zur Mitte des Films und ein wahnsinnig hohes Tempo. Ein absolutes Highlight. Dazu gab es zwei belanglose Fortsetzungen, die es beide nicht ins Kino schafften – und eben eine Fernsehserie.
Ach du Schande. Der Film dauerte rund 100-120 Minuten und hatte wahnsinniges Tempo, damit man keine Zeit hat, über den Irrwitz der zweiten Hälfte nachzudenken. Die Serie erzählt zu zwei Dritteln die gleiche Geschichte, nur eben über 434 Minuten. Und mit schlechteren Schauspielern (auch wenn sich die vorhandenen alle Mühe geben, schneiden sie im direkten Vergleich alle schlechter ab). Das hätte durchaus einen Reiz, gäbe es den Film nicht. So wird man mit Hintergrundgeschichten zugeworfen, die das Original nie gebraucht hatte. Figuren, die im Original ikonische, aber kurze Auftritte haben (vor allem Satanica Pandemonium, aber auch Sex Machine) werden hier zu Hauptfiguren aufgebaut, um das Ganze zu strecken. Der clever eingebaute Mayaanklang am Ende wird tragendes Element. Aus einer lustigen Drehbuchzeile („Ich mache dich zu meinem Sklaven!“ „Danke, ich war schon mal verheiratet.“) wird ein ganzer Subplot. Das Schlimmste ist aber, dass das Ganze als reine Horrorserie angelegt ist, der Twist zur Mitte also nie eine Rolle spielt. Was im Original ein abgefahrener Zufall ist, ist hier das Ergebnis eines (unnötig komplizierten und in sich unlogischen) Plans. So sehr ich die Tendenz zu epischem Erzählen in Fernsehserien mag, so sehr fällt diese hier genau dadurch auf die Nase. Das Gorefest zur Mitte der Staffel, das im Original bei allem Gekröse sehr lustig und liebevoll inszeniert ist, ist hier ausgewalzt und übermäßig brutal, um dem ernsteren Grundton Rechnung zu tragen. Ist Tarantinos Richie einfach ein durchgeknallter Psychopath, wird er hier zum vom Teufel besessenen, der niemandem was Böses will, Seth sowieso. Das passt nur leider nicht zu der Blutspur, die die Beiden schon hinterlassen haben. Usw usf.
Robert Patrick ist zwar kein Harvey Keitel, kommt seiner Leistung aber noch am nächsten. Kate ist in dieser Variante so brav, dass man ihr ständig ins Gesicht schlagen will (ihre größte Sünde ist das Knutschen in der Kirche. Mit ihrem festen Freund, mit dem sie in Bibelversen kommuniziert. Nein, ich habe mir das nicht ausgedacht). Die Geckobrüder sind Abziehbilder des Originals, wobei Richie noch etwas besser wegkommt, weil Tarantino halt kein echter (oder begabter) Schauspieler ist. Die neue Satanica sieht zwar echt gut aus, kann aber in Sachen Ausstrahlung nicht mit Salma Hayeks kurzem Auftritt mithalten, vor allem, weil sie viel zu exzessiv eingesetzt wird.
Kennt man den Film nicht, ist man selbst schuld, könnte aber an der Serie Spaß haben. Für mich war das eine ziemliche Enttäuschung, auch wenn das Ganze einigermaßen unterhält. Der damals stilbildende Wahnwitz zweier Jungstars geht dem Produkt hier völlig ab.