Der Legende nach hat einst der Hohe Priester Tang die heilige Schrift des Todes, auch genannt Schrift ohne Worte, und somit auch unermessliche Macht überreicht bekommen. Jetzt – also irgendwann zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg – heißt es, dass die Schrift wieder aufgetaucht ist und sofort macht sich der Wissenschaftler und Archäologe Dr. Wai (Jet Li) und sein Assistent (Takeshi Kaneshiro) auf, um nach dem Schriftstück zu suchen. Selbstverständlich sind ihnen sofort die Bösen auf den Fersen, z.B. die Generalin Yu-Fung (Rosamund Kwan), in die sich Dr. Wai natürlich sofort verliebt und es auch bis zum Ende nicht begreifen will, dass sie nicht hundertprozentig auf seiner Seite steht.
Das Schriftstück ist in einem geheimen Raum irgendwo unter der chinesischen Mauer versteckt, der Schlüssel dazu ist eine geheimnisvolle Schatulle, um die sich nun alle reißen. (Kleine Zusatzinformation am Rande: Das Wort "Schatulle" wird im Film 51 mal erwähnt...) Am Ende finden Dr. Wai und seine Kameraden selbstverständlich die lose Steinplatte auf der chinesischen Mauer, unter der man die Schatulle platzieren muss. Die Mauer bricht auf und gibt eine gigantische Treppe frei, die zwischen dem Trümmerhaufen der Mauer in einen riesigen unterirdischen Raum führt, in dem die Schrift ohne Worte zu finden ist. Vor dieser liegen jedoch jede Menge ausgebleichter Knochen von anderen Abenteurern, die es nur bis hierhin geschafft haben. Spontan stellte sich mir die Frage, wer sich eigentlich die Mühe gemacht hat, nach jedem Mal, wenn wieder ein dummer Abenteurer in den unterirdischen Raum gelangt war, den zerstörten Teil der Mauer wieder aufzubauen – aber das sind Fragen, auf die man niemals eine Antwort erhalten wird und die man bei einem solchen Film auch gar nicht stellt...
Der Film ist so was wie die chinesische Antwort auf Indiana Jones, voller klamaukiger Fantasy-, Action- und Mystery-Elementen. Nett anzusehen ist Schrift des Todes auf jeden Fall. Er macht auch nach Mehrmalsehen noch Spaß – und dann eigentlich immer mehr, weil man immer wieder neue lustige Dinge entdeckt, wenn man z.B. auf die Statisten achtet.
Die Spezialeffekte sind – für das Jahr 1996 – etwas mäßig. Oder ging's damals wirklich nicht besser? Ich erinnere da an das Feuerschwert, das Jet Li am Schluss benutzt oder die böse riesige Ratte, die fast noch schlechter gemacht wurde als die schwarze sprechende Katze bei der Sitcom Sabrina – Total verhext.
Die Action hält sich in Schrift des Todes in Grenzen, vielleicht aber auch, weil ich irgendwie das Gefühl habe, dass diese Stellen gekürzt wurden. Ich weiß ja inzwischen, wie brutal Hongkong-Actionfilme der deutschen Schnipp-Schnapp-Schere zum Opfer fallen können.
Jet Li übernimmt die meisten Kämpfe, die alle recht kurz ausgefallen sind. Einmal darf auch das Mädel Pansy (Charlie Yeung) ran, aber auch nur kurz und wenig spektakulär. Auch Jet Li hat schon besseres (und mehr) gezeigt und hinzu kommt noch, dass in den Kampfszenen die einzelnen Bilder teilweise erbärmlich schlecht aneinandergehängt wurden. Das entzieht den Kämpfen etliches an Schnelligkeit und Power. Trotzdem macht es Spaß zuzusehen wie Jet Li gegen zwei Sumo-Ringer kämpfen muss oder das Feuerschwert schwingt.
Der typische Hongkong-Humor sagt sicherlich nicht jedem zu, passt aber ins Gesamtbild des Films und ist doch (meist) recht amüsant, auch wenn durch die deutsche Synchronisation sicherlich einiges zerstört wurde oder wenigstens völlig umgemodelt werden musste. Von Klamauk (da werden die Sumo-Ringer als die Wildecker Herzbuben bezeichnet), zu Kalauern ("Harry, fahr den Wagen vor") bis hin zu ironischen Seitenhieben auf andere Filme des Genres ist der Humor breit gefächert—etwa als Dr. Wai und die scheinbar im Sterben liegende Generalin in einem unkontrolliert durch die Stadt rasenden Zug sitzen und Dr. Wai den Zug nicht steuern kann und er so die Generalin fragt: "Hast du zufällig einen Lokführerschein?" – "Ja", antwortet diese prompt, "aber ich bin zu schwach zum fahren." Unvergessen auch der Dialog: "Das ist Giftgas. Atme etwa eine Stunde nicht, und du wirst überleben." – "Kannst du das denn?" – Natürlich nicht!" (Stirbt)
Spannung kommt bei Schrift des Todes nicht so wirklich auf, was aber nicht weiter tragisch ist, da er umso amüsanter und kurzweiliger ist. Fans von Jet Li und/oder Hongkong-Filmen kommen hier auf jeden Fall auf ihre Kosten.