Jet Li auf den Spuren von Indiana Jones. Dieser Gedanke drängt sich unweigerlich auf, wenn man sich dieses kuriose Stück Film aus Fernost näher betrachtet. Li darf einmal mehr die Grenzen seiner Schauspielkunst ausloten, denn die Rolle des smarten Abenteurers ist ihm nicht wirklich auf den Leib geschrieben. Ihm ergeht es wie Jackie Chan, der in „Mission Adler“ ebenfalls die Erfahrung machen musste, das Martial Arts Skills noch lange kein spannendes Leinwandabenteuer garantieren
Jet Li schlüpft in die Rolle des Autors Dr.Wai, der gerade dabei ist ein Buch zu verfassen in dem er die Hauptrolle spielt. Sein Alter Ego, der „King of Adventures“, ist ein Haudegen wie Jones und auf der Suche nach einer geheimnisvollen Schatulle, welche die sagenumwobene Schrift ohne Wort beinhalten soll. Wer sie besitzt, erlangt grenzenlose Macht. Kein Wunder das Wai nicht als einziger hinter dem mächtigen Relikt her ist, auch eine Gruppe Japaner will sich das sagenumwobene Werkzeug für ihre Zwecke gebrauchen…
Zwar bietet die Handlung auf dem ersten Blick die Grundzutaten für einen waschechten Abenteuerfilm, stolpert aber allzu oft über den eigenen Anspruch. Das man sich bei Hollywood bediente ist kein Geheimnis und eigentlich auch kein Grund zur Kritik, wenn es aber so stümperhaft wie hier passiert ist es schon ärgerlich. Das Erzähltempo ist für ein solches Abenteuer viel zu rasant, die zusätzlichen Nebenschauplätze und Figuren verkomplizieren die Geschichte zudem unnötig. Die Charaktere hetzen von einem Ereignis zum nächsten, richtige Abenteuerstimmung will sich aber nie einstellen. Die Story für sich betrachtet ist zwar auch nicht sonderlich originell, bietet aber mit der Jagd nach der mysteriösen Schatulle immerhin recht passable Genrekost. Völlig unnötig ist dabei die Rahmenhandlung der Originalfassung, also jene in der Jet Li als Autor zu sehen ist. Der Erzählfluss wird immer wieder ausgebremst, ohne das die zusätzlichen Szenen neben Füllmaterial etwas Sinnvolles zum Fortgang der Geschichte beitragen.
Ärgerlich auch, das Jet Li in seiner Rolle als Abenteurer eher blass bleibt. Ein Vergleich mit Harrison Ford wäre sicherlich vermessen, aber es zeigt sich mal wieder das Li ein Problem mit Charakterrollen hat die vom klassischen Actionstereotypen abweichen. Wirklich an Profil gewonnen hat er hier in meinen Augen nicht, dafür aber erneut die Grenzen seines Könnens abgesteckt. Glücklicherweise beweisen Filme jüngeren Datums wie „Danny the Dog“ das es doch geht.
Auch die Inszenierung löst alles andere als Begeisterungsstürme aus. Dass eine Hongkong Produktion nicht mit dem Budget eines Hollywood Filmes aufwarten kann, erwartet keiner ernsthaft. Allerdings sollte man sich dann auch auf Sachen konzentrieren die man beherrscht, Wirework und halsbrecherische Action beispielsweise. Von alledem sieht man leider nur sehr wenig, was mit der Wahl des Hauptdarstellers doppelt wundert. Jet Li ist körperlich mehr als prädestiniert die fernöstliche Variante von Indiana Jones zu verkörpern, ohne Peitsche dafür aber mit ordentlich Power in den Fäusten. Dieses Talent macht sich Regisseur Ching Siu-Tung leider nur sehr selten zu nutze, setzt stattdessen auf übertriebene Drahtseilspektakel und billigen Fantasytrash. Etwas mehr Bodenhaftung und ein paar schlagfertige Fights, hätten das Gesamtergebnis deutlich aufgewertet. Siu-Tung ist eigentlich ein Garant für toll photographierte Action, hier versagt er aber. Weder die kurzen Intermezzo mit Sumo-Ringern, Ninjas oder einer Kreatur der Unterwelt gefallen wirklich, bieten bestenfalls durchschnittliche Kost. Das dann auch noch ein gestandener Kämpfer wie Billy Chow in einer unbedeutenden Nebenrolle versauern muss, ist tragisch.
Wiedermal völlig unpassend auch der asiatische Humor eingesetzt. Von der Lockerheit des oft zitierten Indiana Jones konnte wenig gerettet werden, stattdessen wirken alle Gags und Zoten bemüht oder kommen dann, wenn sie am wenigsten sinnvoll sind. Zum Amüsement trägt auch der übertriebene Fantasyeinschlag bei, der mit solch skurrilen Einfällen wie übergroßen Monsterraten oder einer Reihe schlechter Spezialeffekte aufwartet.
Fazit:
„The Scripture with no words“ ist ein unausgegorener Indiana Jones Verschnitt, kaum solide Abenteuerkost bietet und auch Actionfans eher vergraulen dürfte. Jet Li gerät hier einmal mehr an die Grenzen seines Könnens, von seinen unbestrittenen Fähigkeiten als Wushu Wirbelwind ist wenig zu sehen. Alles in allem ein überflüssiger Film, der wenig aus seiner, zumindest im Ansatz, interessanten Geschichte macht.