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Im Jahre 2005 fuhr der Geist des irren Killers Millard Findlemeyer in ein kleines, unschuldiges Lebkuchenmännchen, und der bösartige "Gingerdead Man" war geboren (The Gingerdead Man, 2005). Drei Jahre später metzelte sich die fiese Mißgeburt durch ein auf billige Horrorstreifen spezialisiertes Filmstudio (Gingerdead Man 2: Passion of the Crust, 2008), bevor es das mordlüsterne Gebäckstück ins Jahr 1976 zurückverschlug und es dort in einer großen Roller-Disco-Anlage ein Massaker veranstaltete und unter anderem auf Adolf Hitler traf (Gingerdead Man 3: Saturday Night Cleaver, 2011). Eebee wiederum, der "Evil Bong", führte erstmals 2006 eine kleine Gruppe Slacker in Versuchung und lockte sie in ihr bizarres Reich (Evil Bong, 2006). Danach trafen Eebee und die Stoner im Amazonas auf King Bong und den ominösen Poontang Tribe (Evil Bong II: King Bong, 2009), und schließlich bekamen sie es auch noch mit einem bösen Alien-Bong zu tun (Evil Bong 3-D: The Wrath of Bong, 2011). Alle drei Evil Bong-Filme sowie The Gingerdead Man entstanden unter der Regie von "Mr. Full Moon" Charles Band, während die Gingerdead Man-Sequels von "Silvia St. Croix" bzw. William Butler inszeniert wurden. Nun hat sich Charles Band wohl gedacht, die Zeit sei reif für ein erneutes Zusammentreffen dieser beiden Figuren (der Gingerdead Man hatte bereits ein Cameo in Evil Bong), und das Ergebnis ist Gingerdead Man Vs. Evil Bong. Regie führte erneut Charles Band, was leider kein gutes Omen ist, da seine bisherigen Arbeiten im Rahmen dieser Franchises zwischen recht spaßig und katastrophal mies schwanken (Gingerdead Man 2 & 3 hingegen rocken!).

Also, mal gucken, was sich Charles Band (Story) und Kent Roudebush (Drehbuch) so alles haben einfallen lassen. Die Eröffnungsszene sorgt schon mal für einen Hoffnungsschimmer. Der Gingerdead Man (diesmal gesprochen von Bob Ramos) befindet sich auf Urlaub, läßt sich die Sonne auf den braunen Bauch scheinen und von drei barbusigen Mädels die Cocktails servieren. Doch er schmiedet finstere Pläne. Erstens möchte "Gingie" wieder ein Mensch werden, und zweitens will er sich an Sarah Leigh (Robin Sydney), mit der das Unheil (aus seiner Sicht) seinen Anfang nahm, rächen. Dann folgt auch schon der Szenenwechsel zum aus den Evil Bong-Filmen bestens bekannten Larnell (John Patrick Jordan), nun stolzer Inhaber vom Dick' Head Shop, einem Geschäft für Wasserpfeifen samt Zubehör. Was niemand weiß - auch sein mürrischer, kleinwüchsiger Gehilfe String (The Don) nicht - ist, daß Larnell den Evil Bong namens Eebee (wie zuvor wieder von Michelle Mais gesprochen) in einem Schrank in seinem Kifferladen versteckt hält, um hinter dessen Geheimnis zu kommen. Als Rabbit (Sonny Carl Davis), der "Delivery Dude", unversehens in den Shop schneit, nimmt das Verhängnis seinen Lauf. Währenddessen hat der Gingerdead Man Sarah aufgespürt; sie führt eine kleine aber feine Bäckerei ganz in der Nähe von Larnells Geschäft und hat die grausige Vergangenheit hinter sich gelassen. Daß "Gingie" schlecht drauf ist, bekommt als erste Sarahs hübsche Assistentin Debbie (Victoria Levine) zu spüren. Und schließlich stehen sich nach gut einer Stunde Eebee und der Gingerdead Man Auge in Auge gegenüber und werfen sich allerlei Nettigkeiten an den Kopf. Kommt es nun zum Kampf der Giganten?

Um es kurz und schmerzlos zu machen: Nein, kommt es nicht. Ganz ehrlich, bei einem Titel wie Gingerdead Man Vs. Evil Bong darf man sich doch wohl erwarten, daß es zu einem Kampf der beiden Schöpfungen aus dem Hause Full Moon kommt. Unverständlicherweise bleibt es jedoch beim kurzen verbalen Schlagabtausch, und die Enttäuschung folgt auf dem Fuße. Ich bin ja kein Fan dieser Crossover-"Event"-Filme, die lustigen Godzilla-Streifen mal außen vor gelassen. AVP: Alien vs. Predator oder Freddy vs. Jason, die waren doch beide ein uninspirierter Haufen Dung, der bloß die Kassen zum süßen Klingeln bringen sollte. Im Gegensatz zu diesen Losern hat Gingerdead Man Vs. Evil Bong immerhin einen Vorteil. Er nimmt sich kein bißchen ernst. Die Geschichte ist Kokolores hoch zehn, das weiß niemand besser als Charles Band. Ergo regiert hier Onkel Schabernack und serviert augenzwinkernd dreiundachtzig Minuten Camp, wobei dem Regisseur der ganze Quatsch ziemlich locker, leicht und entspannt von der Hand geht. Manche Szenen sind durchaus lustig, viele der mit ernster Miene vorgetragenen Dialoge laden zum Schmunzeln ein, Eebees und Gingerdead Mans Sprüche machen Laune, und recht sympathisch kommt das alles auch noch rüber. Ist der Film gut? Nein. Ist er amüsant? Ja. Vorausgesetzt natürlich, man kann dem hier zur Schau gestellten Humor etwas abgewinnen. Wenn man die bisherigen Evil Bong-Filme mochte, wird man auch diesen hier mögen (eigentlich hätte man den Streifen Evil Bong featuring Gingerdead Man nennen müssen, so dominant ist Eebee). Als Fan der Gingerdead Man-Saga bleibt man jedoch enttäuscht zurück, weil das kleine Killer-Cookie hier definitiv zu kurz kommt. Lediglich drei Mal schlägt der Lebkuchenmann zu (mit Messer, mit Axt, und mit Wasserpfeife, immerhin nicht unblutig), und das war's dann auch schon. Da ist man vom "Gingie" durch Gingerdead Man 2 & 3 was ganz anderes gewöhnt.

Aus der Cast sticht vor allem Robin Sydney hervor, die ihrer Figur Sarah weit mehr Leben einhaucht als man erhoffen durfte. Die Szene, in der Sarah auf Luann aus den Evil Bong-Filmen trifft (beide von Sydney gespielt und völlig unterschiedliche Charaktere), ist zudem ein kleines Highlight. Victoria Levine als Debbie ist sehr hübsch und packt für die Sexszene ihre kleinen süßen Titten aus. The Don sorgt für einige Lacher, John Patrick Jordan gibt den behäbigen Slacker wie gehabt, und sowohl Gary Busey als auch Tommy Chong sind nur in Rückblenden zu sehen. Daß es Rückblenden gibt, sollte bei Full Moon nun wirklich niemanden überraschen. Genau so wenig sollte es für Verwunderung sorgen, daß es Schleichwerbung für Full Moon-Merchandise-Produkte gibt. Goremäßig übt sich Charles Band in nobler Zurückhaltung, dafür läßt er so einige Brüste aufmarschieren (alleine in der Eröffnungsszene gibt es sechs Stück davon zu sehen). Die Spezialeffekte steuerte Tom Devlin mit seiner Firma bei, wobei besonders der Gingerdead Man gut gelungen ist, sieht man mal von seinen zu groß geratenen Zähnen ab. Und eine nette The Shining-Hommage gibt es auch noch. Insgesamt halten sich also Amusement und Enttäuschung die Waage. Schade ist allerdings, daß der Titel ein großer Schwindel ist und daß Charles Band aus dem Zusammentreffen der beiden Full Moon-Kultfiguren viel zu wenig gemacht hat.

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