Stretch (Kurz und schmerzlos Teil 21)
Joe Carnahan hatte sich bereits vor gut 10 Jahren an einer schrägen Actionkomödie versucht und war dabei peinlichst gescheitert. Mit dem öden und einfallslosen Tarantino-Plagiat „Smokin´ Aces" (2006) im Hinterkopf, war man bei „Stretch" jedenfalls mehr als versucht die Disc im Videothekenregal ordentlich Staub ansetzen zu lassen.
Andererseits und fairerweise muss man dem guten Joe zugestehen, dass er sich in den letzten Jahren kontinuierlich gesteigert hat. War der A-Team-Reboot (2010) immerhin leicht verdaulicher Hochglanz-Actiontrash, so überraschte er mit dem melancholischen Survival-Thriller „Grey" (2012) erstmals positiv.
Also warum nicht „Stretch" doch noch eine Chance geben, zumal man mit Jessica Alba, Ray Liotta, Ed Helms, Chris Pine und David Hasselhoff eine interessant krude Cast-Mischung serviert bekommt? Und siehe da, „Stretch" ist all das, was „Smokin´ Aces´" nicht war: witzig, pointiert, einfallsreich, abgedreht, charmant, flott und unterhaltsam.
Ruhender Pol in der abgefahrenen Hollywood-Spritztour ist Limousinen-Chauffeur Stretch. Patrick Wilson spielt den in allen für Los Angeles relevanten Lebensbereichen (Schauspiel-Ambitionen, Geld, Frauen) Gescheiterten als sympathischen Loser mit ausgeprägtem Durchhaltevermögen. Das hat er auch dringend nötig, denn die 6000 Dollar Schulden aus seiner Spielsucht-Vergangenheit sind urplötzlich bis Mitternacht fällig. Glücklicherweise hat er mit der patenten Bürokraft Carlie (Jessica Alba) wenigstens eine Verbündete in seiner Firma, so dass er in besagter Nacht an eine Vielzahl zahlungskräftiger VIP-Kunden kommt.
Diese teilweise völlig durchgeknallten Fahrgäste sind dann auch das Salz in der wild zusammen gerührten Suppe. Besonders Chris Pine als halbnackter, zugedröhnter Mix aus Kabuki-Darsteller, Zottelbart-Waldschrat und Fetischist nicht ganz alltäglicher Sexpraktiken ist eine Schau für sich. Ordentlich Selbstironie beweisen auch David Hasselhoff und Ray Liotta, die sich selbst spielen und dabei ihr Arschloch-Image genüsslich auf die Schippe nehmen. Daneben funken noch allerlei weitere latent Verrückte dazwischen und machen die immer mehr aus dem Ruder laufende Nachtfahrt zu einem fast schon psychedelischen Horror-Trip durch die Stadt der Engel.
Mehr soll hier nicht verraten werden, nur so viel, dass der Film mit einer erstaunlichen Dichte skurriler Ideen, hohem Tempo und trocken-sarkastischen Dialogen aufwartet und für jeden, der mit dem Humor von Guy Ritchie oder Quentin Tarantino etwas anfangen kann, mehr als nur einen Geheimtipp wert ist.