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Das ist er also, der Pionier des italienischen Horrorfilms der Nachkriegszeit, entstanden im Jahre 1956 unter der Regie von Riccardo Freda und niemand Geringerem als Mario Bava, der ursprünglich lediglich für die Kameraarbeit zuständig war. Doch angeblich überwarf sich Freda wegen des Zeitdrucks, resultierend aus den nur zwölf angesetzten Drehtagen, während des Drehs mit der Produktionsfirma, weshalb es Bava zuteil wurde, in nur zwei Tagen den „Vampir von Notre Dame“ fertig stellen zu müssen. Bava nutzte seine Chance, um dem Film eine etwas andere Gewichtung zu geben und bewies bereits zum damaligen Zeitpunkt seine Fähigkeit zum effizienten Arbeiten, denn das Ergebnis kann sich sehen lassen. Bava holt das Maximum aus den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten der Schwarzweiß-Photographie heraus, sein Genie ist bereits hier zu erkennen. Die gotischen Kulissen im Schloss der Gräfin sind detailverliebt und ausdrucksstark und die Verwandlungsszenen, in denen die Gräfin vor laufender Kamera ohne Schnitt altert bzw. sich verjüngt, faszinieren noch immer bzw. in einer Zeit der computergenerierten Tricktechniken vielleicht mehr denn je. Zudem gibt es einige an den Expressionismus erinnernde Schattenspiele, die den Liebhaber atmosphärischer Kameraarbeit ebenfalls mit der Zunge schnalzen lassen. Storytechnisch mutet „Der Vampir von Notre Dame“ allerdings etwas konfus an, was evtl. auch auf den Wechsel auf dem Regiestuhl und dem damit einhergehenden Zeitdruck zurückzuführen ist. Diese in einem „Kulissen-Paris“ spielende Melange aus Edgar-Wallace-artigen Kriminalfilm-Elementen, Mad-Scientist-Motiven à la „Frankenstein“, Vampirmythos, Reminiszenzen an die Legende der „Blutgräfin“ Bathory und Gothic-Stimmung ist einfach etwas zuviel des Guten. Bava hatte anscheinend den „Mad Scientist“-Anteil zugunsten der gotischen Bilder und Atmosphäre stark zurückgedrängt. Letztlich wirkt es fast wie eine Zeitreise, wenn die in der damaligen Gegenwart agierenden Protagonisten sich auf den Weg zum alten Schloss machen, denn urplötzlich wähnt man sich einem reinrassigen Gothic-Horrorstreifen. Wie so oft sind die Schauspieler hier, von „Miss Italien“ und Ehefrau Fredas Gianna Maria Canale einmal abgesehen, in erster Linie Mittel zum Zweck, Star des Films sind die von Bavas Kamera eingefangenen Bilder. Interessanterweise kann man sogar schon vereinzelt frühe Giallo-Elemente wie schwarzbehandschuhte Mörder junger Mädchen beobachten, die zu Obligatorien des später von Bava begründeten Genres zählen sollten. Unter schwierigen Umständen ist es Freda und Bava gelungen, einen nicht nur aus filmhistorischer Sicht interessanten Horrorfilm zu drehen, der den Reigen zahlreicher gelungener italienischer Genrefilme eröffnete. Essentiell!

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