Der alternde Geheimdienstmann Bachmann erfährt, dass in Hamburg der tschetschenische Top-Terrorist Issa Karpov gesichtet wurde. Karpov sucht aus unbekannten Gründen Kontakt zu dem Bankier Thomas Brue. Gleichzeitig verfolgt Bachmann eine Spur, welche die Finanzwege des Versöhnungspredigers Abdullah offen legen und beweisen soll, dass Abdullah nicht nur von Frieden redet, sondern gleichzeitig auch Hass finanziert. Er möchte nun eigentlich die beiden Fälle kombinieren, um Abdullah eine Falle zu stellen, dafür allerdings muss er sowohl mit dem Verfassungsschutz wie auch mit der CIA kooperieren, wenn die denn überhaupt kooperieren wollen. Karpov nimmt derweil Kontakt auf zu der Menschenrechtsanwältin Richter, um sowohl Brue zu finden, aber vor allem auch um Asyl zu beantragen. Was den Verfassungsschutz auf 180 bringt, denn das kann ja nur eine Finte sein. Oder etwa nicht? Oder doch …?
Im Internet habe ich zu A MOST WANTED MAN den netten Satz gelesen, dass der Film weit entfernt ist von allen James Bond-Klischees. Das ist er, das ist wohl wahr, aber warum muss die Entfernung von James Bond proportional steigen mit der Zunahme von Langeweile? Oder anders ausgedrückt: Die Schauspieler sind wirklich erstklassig, und die Geschichte ist gut, aber die Erzählweise ist sowas von öde und bewusst auf kompliziert und anstrengend getrimmt, dass die knapp 2 Stunden schon verdammt lang werden. Corbijn hätte gut getan, so manche deplatziert wirkende Szene einfach zu kippen, und sich dafür auf die Vermittlung von wenigstens ein klein wenig Spannung zu verlegen. Die Figuren, allen voran der geniale Philip Seymour Hoffman, der bestimmt nicht nur durch den Film schwankt weil die Handlung so hin- und herdriftet, die Figuren also hätten auf jeden Fall genügend Tiefe, und die Schauplätze und Abläufe könnten mühelos einen spannenden und intensiven Spionage- Schrägstrich Terrorismusthriller ergeben. Aber da war einfach – Nichts! Nein, ich setze Spannung nicht zwingend gleich mit Action, man kann Spannung auch mit Atmosphäre erzeugen, oder mit der Zuspitzung von Situationen durch Dialoge und die Andeutung von Gefahr. Aber da war halt einfach – Nichts! Gar nichts!! Die Personen fahren durch Hamburg, reden, fahren, labern, fahren, und zwischendurch kippt Hoffman einen Whisky nach dem anderen. Wahrscheinlich, weil er an dem Wust an Figuren und an der wirren Erzählweise sonst kapituliert hätte.
Die Punkte gibt es für die tollen Schauspieler im Allgemeinen, für die deutschen Schauspieler im Besonderen, und weil ich den Mussolini von D.A.F. mal wieder hören durfte (was eine der vollkommen deplatzierten Szenen war). Aber in Summe kann man A MOST WANTED MAN auf den Punkt bringen: Schlichtweg langweilig!