Review
von Leimbacher-Mario
Brauchbar recycelter Elektroschrott
"RoboCop" - das Original von Verhoeven ist Kult & ein nahezu perfekter Film. Hart, kritisch, spaßig, lustig, evil, anders. Dagegen ist das Remake Müll nach dem keiner gefragt hat. Doch losgelöst von diesem Übervorbild ist der neue "RoboCop" ein annehmbarer Actionfilm. Kein "Dredd", aber zum Glück auch kein "Terminator: Genisys". Verwunderlich & zu unrecht ist der Erfolg des Remakes (z.B. in China) also nicht. Trotzdem komme ich nicht komplett um den Vergleich zum Original herum & würde mir das Remake so schnell nicht nochmal angucken. Einmal streamen reicht. Das Original könnte ich mir einmal im Monat angucken & es wird nicht alt. Dazwischen liegen einfach Welten & der neue Elektro-Polizist bringt sau wenig Neues an den Tisch. Um ihn zu zerreißen oder den Spaß zu verleugnen, gefiel er mir dann jedoch wieder zu gut. Es kommt hier im Endeffekt wohl wirklich ganz darauf an, wie stark man sich persönlich vom Original lösen & sich berieseln lassen kann. Bei mir ging das teilweise ganz gut. Von dem Macher der grandiosen "Elite Squad"-Filme, hatte ich jedoch fast schon noch mehr erwartet... vielleicht hat er jedoch auch Müll in ansehbares Recycling verwandelt, wer weiß.
Joel Kinnaman, Michael Keaton, Gary Oldman, Samuel L. Jackson - die Stars liefern definitiv ab & sind ihre Preise wert. Außerdem gefällt mir der moderne Look des Stahlmanns & wenn es Action gibt, ist diese nie zu unübersichtlich & ohne Frage mit Kompetenz umgesetzt. Dazu gibt es einige Anspielungen für langjährige Fans der Filme & die schon immer grundsätzlichen Fragen über Sicherheit, Menschlichkeit & Terrorismus werden geschickt in die Gegenwart bzw. nahe Zukunft gehievt. Ab & zu scheint sogar mal echtes Herz durch & auf mich wirkte der Film nie wie ein Schnellschuss oder Retortenbaby. Was dem Film jedoch völlig abgeht sind die Härte, die Satire & die Boshaftigkeit des Originals. Er wirkt, selbst das Original außer Acht gelassen, extrem glatt gebügelt & für eine möglichst breite Masse gemacht. Blut, Säure oder klasse Sprüche (abgesehen von den Hints auf die alten Lines), sucht man hier vergebens. Die Hintergrundstories um seine Familie oder seinen Partner kommen ebenfalls etwas abgehakt & wenig wirkungsvoll rüber. Kleinigkeiten wie die Sichtweise Murphys oder seine effiziente Art die Bösewichte aufzuspüren fand ich dagegen richtig cool.
Fazit: wieder mal ein Fall von: ein Remake, dass die Welt nicht braucht, doch es hätte weitaus schlimmer kommen können. Guter Actionfilm, wenn man den Verhoeven-Klassiker mal kurz vergisst.