Review
von Leimbacher-Mario
Seenungeheuer
„Neverlake“ erzählt die Geschichte eines Teenagermädchens, das in der Toskana ankommt um ihren Vater und dessen neue Frau zu besuchen. Doch als sie auf eine Gruppe mysteriöser Kinder und die alte, etruskische Legende des anliegenden Sees stößt, entfaltet sich (sehr) langsam ein Netz aus Geheimnissen und Lügen, das auf dem Papier eigentlich keinen kalt lassen sollte... mich aber nie komplett abholen konnte. Leider.
Einen Geistergrusler in der sonnig-hellen Toskana. Gute oder blöde Idee? Ich würde vor allem sagen frisches Setting, selbst wenn die Toskana durch die herbstlichen Farbfilter hier doch massiv an Charakter und Flair verliert. Und ich weiß sogar noch nichtmal, ob wirklich dort gedreht wurde, derart verzerrt ist der Look und die Palette. Dennoch ist das natürlich aus unserer Sicht frischer als die nächste US-Vorstadt. Die Darsteller machen einen guten Job, die Grundidee ist durchaus creepy und böse (und packt mit Kindern auch ein wenig eine Art Tabuthema an), visuell macht das für eine italienische Genreproduktion durchgehend etwas her, die Atmosphäre ist zum Schneiden dicht. Außerdem mochte ich Jenny, unsere Protagonistin. Plus die Kinderdarsteller gehen klar. Warum stösst das Ergebnis dann trotzdem nicht in grüne Regionen vor? Weil Fans des Genres das ganze Mysterium schon innerhalb der ersten Viertelstunde aufgelöst haben, der Film dann aber dennoch meint, sein Rätsel wäre wunderswie hart zu knacken oder originell. Das Gegenteil ist der Fall, was dann natürlich durch die unbeabsichtigte Vorbereitungszeit auch viel vom finalen Schock nimmt. Zudem gibt es immer wieder suboptimale Computereffekte, billigste, unpassende Jumpscares und kitschige Momente, die eher an Harry Potter als an einen Schocker erinnern. Am liebsten ginge das Ganze wohl in die Richtung des frühen Del Toro ala „The Devils Backbone“ - scheitert dabei aber doch recht deutlich. Kein Wunder, dass der Regisseur in seinem nächsten Werk Kiffer gegen Moskitos antreten ließ, stilistisch und thematisch eine Kehrtwendung machte.
Fazit: Toskanas ganz eigene Geistergeschichte... „Neverlake“ ist atmosphärisch und hochwertig hochgezogen, hat eine nette Heldin, eine interessante Mythologie und die Toskana ist auch in Grau ansehnlicher als jede amerikanische Skyline. Dennoch: diese beliebige See-Gruselei ist dann doch oft zu kitschig, zu simpel gestrickt und mit zu wenig echten Schocks ausgestattet. Gute Ansätze, aber war mehr drin! Lyrische Langeweile.