Der beste Heldenfilm, der nicht auf einem Comic basiert
Superheldenfilme waren erwachsen, bevor sie in diesem Jahrtausend überhaupt wirklich geboren wurden. Und zwar durch M. Night Shyamalans "Unbreakable", der noch vor den X-Men, Spider-Man oder dem Marvel-Kino-Universum dieses Subgenre krönte - ohne, dass ihn irgendwer wirklich auf dem Schirm hatte oder ihm genug Tribut zollte. Für mich kann man "Unbreakable" kaum hoch genug hängen und er hat über die Jahre auf meiner eigenen Skala sogar "The Sixth Sense" und "Signs" (persönlicher Lebling) überholt. Er wird einfach immer besser, komplexer, tiefer bei jeder Sichtung. Die perfekte, realistische Heldenstory. Es geht um einen Mann, der als einziger einen heftigen Zugunfall überlebt. Unverletzt und verdutzt. Nun stellt der bisher recht unauffällig und durchschnittliche David Dunn fest, mit Hilfe eines Glasknochenmanns als Quasi-Mentor, dass er unzerstörbar ist und übermenschliche Kräfte besitzt...
Gäbe es in Wirklichkeit Superhelden, dann würde es wahrscheinlich ähnlich ablaufen. "Unbreakable" war der vorgeburtliche Ritterschlag eines nun florierenden Genres, der eigentlich am Ende kommt. Aboluter Fixpunkt und unscheinbar dazu. Mittlerweile werden Comicverfilmungen, nach fast zwei Dekaden (!), realistischer, rauer, menschlicher. Shyamalan nahm all das und noch viel mehr voraus. Und spätestens als dieses Frühjahr "Split" den Kreis neu anzeichnete, war klar, wie wichtig und meisterlich "Unbreakable" wirklich war. Doch nicht nur comic- und filmhistorisch ist dieser Mysterythriller von Bedeutung. Auch alleinstehend und losgelöst vom Kontext fesselt er ungemein und hat für mich keine Schwächen.
Der James Newton Howard-Score ist Gänsehaut pur, Bruce Willis war hier noch Galaxien entfernt von seinem momentanen Autopilot-Modus und Shyamalan war stilistisch und spannungstechnisch noch zurecht der Erbe Hitchcocks. Die Atmosphäre kann man schneiden und der langsame Aufbau zahlt sich jackpotartig spätestens im finalen Twist aus. Ein Schock, den man im Leben nicht vergisst. Ein "kindisches" Genre zeigte hier erste erwachsen und reife Früchte, die weit über den Köpfen der damaligen Zuschauer hingen. Zum Glück und zurecht kamen von Jahr zu Jahr und mit ansteigendem Heldenhype immer mehr Fans dazu. Wenn man "Unbreakable" heutzutage sieht, kommt man aus dem Staunen über seine bedachte Art und herausragenden Qualitäten kaum heraus. Prophetisch, höchst emotional, eine runde Sache. Perfecto!
Fazit: Shyamalans größter Geniestreich. Seiner Zeit voraus, mit unheimlicher Sogwirkung, mehr als clever und die wahrscheinlich beste Origin-Story eines Helden, die es je gab. Und wer hätte gedacht, dass dies nur der Auftakt einer feinen Trilogie ist?