Review

Und wieder ist Finke im Einsatz

Nach den dynamischen und von Action getriebenen Vorgängern geht es nun in "Jagdrevier" etwas gemächlicher zu. Der Norden - unendliche Weiten.
Gleich zu Beginn werden wir mit Lokalkolorit beworfen und sehen einer Truppe Gefangener beim Torfstechen zu. Unter ihnen befindet sich auch Jürgen Prochnow, der sich dann wenig überraschend vom wortwörtlichen Acker macht. Gleich zu Beginn gibt es hier also einmal eine virtuose Actionsequenz, die dann aber nach wenigen Sekunden im Straßengraben endet. Prochnow übt noch.

Dieser Ausbruch will es nun, dass der gute Kommissar Finke allein auf dem platten Dorf nach dem Entflohenen suchen soll. Dabei stellt er fest, dass das ganze Dorf eng zusammenhält und deckt so manches delikate Geheimnis aus. Diese Dörfer...was da so alles unter den Teppich gekehrt wird! Prochnow/Brodschella will nämlich nach Ankündigung einen Mann namens Kresch umbringen, der in den Tod eines Mädchens auf seinem Landanwesen verwickelt ist, aber nie belangt wurde.

Ein Mordversuch Brodschellas scheitert an der schlechten Waffe des Attentäters und er schießt einfach daneben. Prochnow übt noch.

Über das Vorgehen der Kriminalbeamten muss man hier sich schon sehr wundern: mondo dilettante! So juckelt Finke beispielsweise allein in die WIldnis, um sich dort auch kurzum vom Gesuchten niederschlagen zu lassen, um dann auch noch im Anschluss in eine Kiesgrube zu stürzen! So viel Unvermögen ist doch eine große Überraschung.

ABER: Er erfährt dann ganz nebenbei bei seiner Behandlung beim Dorfarzt, dass Kresch die Tochter seiner Putzfrau vergewaltigt hatte. Natürlich gibt es keine Beweise gegen den miesen, fiesen Dreckssack, denn das Opfer hat eine Falschaussage gemacht. Im Umgang mit dem Vergewaltigungsopfer ist eine Robustheit zu erkennen, die heute wohl nicht mehr denkbar wäre, auch wenn das Vebrechen als solches in seiner Schrecklichkeit schon verdeutlicht wird. Aber da wird dann eben mal aufmunternd die Schulter getätschelt, wenn das Mädchen noch verzagt ist. Ach so, das Mädchen ist natürlich gerademal 15 Jahre alt und trägt Affenschaukeln! Folglich kümmert sich Finke nun mehr darum, das "Sexmonster aus der Torfheide" zur Strecke zu bringen. Und ein solches Schwein darf dann auch im Showdown, der sich durch eine Feuersbrunst recht spektakulär anlässt, final zur Strecke gebracht werden.

Schauspielerisch ist hier diesmal nicht so der Bär los und lediglich einige Lichtblicke erhellen die dörfliche Finsternis:

- Jürgen Prochnow als Racheengel mit Wurststulle mach schon eine gute Figur

- Walter Buschhoff als schmieriger Widerling verkauft sich auch mehr als solide

- ...tja, das wars, auch wenn Uwe Dallmeier als Ortspolizist eine glänzende Leistung als Leistungsverweigerer abgibt.


Besondere Momente

Als Kollege Jesse einen mit dem Flüchtigen bekannten Taubstummen im Moor befragt und dieser immer nur auf seine Ohren zeigt und zu verstehen gibt, dass er nichts verstehen kann, fragt der Kommissar Jesse dann endlich: "Du kannst mich nicht verstehen?" Der Befragte schüttelt daraufhin, klar Antwort gebend, mit dem Kopf uns nuschelt sowas wie "Neeeee." Der Kommissar fährt dann wieder weiter.

Wenn Sie auch unter Analphabetismus leiden, dann schreiben Sie uns. Die Adresse blenden wir im Anschluss an die Sendung ein.


Die schönste Aussage

Als die Mutter des vergewaltigten Mädchens, die ihre Tochter zur Falschaussage getrieben hat, gefragt wird, ob der Täter sie erpresse, antwortet sie:

"Nee, aber er hat gesagt, dass er die Miete nicht erhöht."

Na dann! Das Dorfleben birgt eben seine ganz eigenen Härten!



FAZIT

Im Dreiklang ist dies hier der bisher schwächste Finke-Tatort, der aber allemal ein paar Highlights zu bieten hat. Brüste gibt es diesmal nicht, da es zu kalt ist. Da schwenkt die Kamera halt nur einmal kurz ins Dekolleté. Dafür gibt es aber eine westernähnliche Atmosphäre am wilden Deich in einem Tatort, in dem sich viele Menschen ziemlich dämlich verhalten. Ohne Sleaze kommt Petersen aber einfach nicht auf Touren!


Kommissar Finke will return in

"Nachtfrost"

Details
Ähnliche Filme