kurz angerissen*
Spießiger Bankangestellter und Ruhrpottprolet werden durch eine von letzterem an ersterem durchgeführte Geiselnahme best buddies – typischer Thorwarth-Stoff soweit. Klischees im Halfter und keine Angst, sie zu benutzen. Begonnen bei der „das bin ich jetzt – das war ich vor 72 Stunden“-Eröffnung des erzählerischen Rahmens bis zu den Figuren als solchen. Dass man dem tatsächlich stocksteifen und auch nicht sonderlich sympathischen Axel Stein (inzwischen in der Ausführung L) keine Rockstarvergangenheit zutraut, darf da nicht stören; dass Bleibtreu den Proleten hingegen mal wieder recht überzeugend gibt, darf hingegen nicht beunruhigen oder erschrecken. Gehört alles zum Programm. Irgendwie.
Ein Missverständnis eint viele deutsche Komödien. Oft suchen sie Tabubrüche im Äußern von Gossensprache und dem Zeigen nackter Tatsachen, um sich im Geiste eines empfundenen europäischen Liberalismus von der Prüderie des US-Kinos abzuheben; tatsächlich verzerren sie aber oft den Ton ins Unpassende und pflegen außerdem noch Bigotterie, wenn sie trotzdem deren erfolgreiche Rezepturen kopieren. Thorwarth steckt ebenfalls in einer solchen Bredouille. Technisch stark imitiert er die egoperspektivischen Drogen- und Vernebelungseffekte aus „Hangover“, lässt aber den karikaturistischen Effekt dieser Filme vermissen und steht letztlich da mit einem braven Angestellten, der plötzlich vollkommen ausflippt – ohne sich die Mühe gemacht zu haben, die Sehnsucht nach dem alten Rockstarleben zu verdeutlichen. Zwar wird immerzu davon gesprochen, wie unzufrieden der Mann zu Hause ist, aber was wird an Axel Stein selbst unternommen, an seinem Gesichtsausdruck oder seinen Handlungen, um diese Sehnsucht zu untermauern?
Die Dramaturgie ist ebenfalls ein Griff ins Klo, wobei das noch zu verschmerzen ist angesichts der Tatsache, dass der Road Trip als Kuriositätensammlung durchaus eine gute Figur macht. Von der biederen Angestelltenfeier über brennende Autos, Geiselnahmen, Deals mit Albanern, einem akzeptablen Cameo des Mitproduzenten Til Schweiger, viele viele andere Cameos und eine grundlegende Verwechslungssituation à la „Nix zu verlieren“ ist eine Menge dabei, woraus man sich die Rosinen picken kann, wobei ein Navigationsgerät mit Tom-Gerhardt-Dialekt wohl zu den gelungensten Elementen zu zählen ist. Aber es befindet sich eben auch viel Unlustiges in dem Film, der übrigens einen schlechten Schnitt aufweist und von unaufgeräumten Bildkompositionen in zu grellen Farbpaletten dominiert wird.
Nicht mein Film.
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