Review

Nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen schwedisch-amerikanischen Film aus dem Jahr 1971 – und mit jenem auch in keinerlei Verbindung stehend – handelt es sich bei Jennifer Blanc-Biehn´s 2013er Regie-Debüt „the Night Visitor“ um einen Low-Budget-Horror-Flick im „Found Footage“-Stil, der für zirka $100.000 realisiert wurde, sich bloß an einer einzigen Location entfaltet sowie ohne Credits gerade einmal 65 Minuten lang läuft. Um es schonmal vorwegzunehmen: Das rundum öde Ergebnis kommt einem so vor, als hätte man sich (bspw.) bei „the Asylum“ an einer Kreuzung aus „Dark Skies“ und „Paranormal Activity“ probiert – allerdings ohne es in irgendeiner positiven Hinsicht auch nur in die qualitative Nähe jener zwei „Blumhouse“-Veröffentlichungen zu schaffen…

Erzählt wird die Geschichte des Paares Jen (Brianne Davis) und Cochran (Gary Cairns), deren Ehe just „eine schwierige Phase“ durchlebt, seit er sie vor Kurzem betrogen hat. Jen ist dazu bereit, ihm „noch eine Chance“ zu geben – und hat dafür sogar eine „New-Age-Hippie-Therapeutin“ (Tara Buck) engagiert, die ihnen u.a. empfiehlt, ihren Alltag (samt der „intimeren Momente“) per Camcorder zu dokumentieren, um auf diesem Wege „wieder zueinander zu finden“. Vieles in der Hinsicht wäre für beide gewiss leichter, wenn ihr Söhnchen Ricky (Hudson Pischer) sie weder jedes Mal beim „sexy Vorspiel“ stören noch regelmäßig aus der Nase bluten würde – und er zudem keinen „imaginären Freund“ hätte sowie sich nicht schon bald davor zu fürchten beginnen würde, wohlmöglich von Aliens entführt zu werden…

„the Night Visitor“ ist quasi ein „Parade-Exempel“ dafür, warum „Found Footage“-Filme inzwischen einen dermaßen schlechten Ruf genießen – in erster Linie da die von Bradley Marcus („the Girl“) und seinem Bruder Kevin („Hidden in the Woods“) verfasste Story keine sonderlich interessante ist, man sie eigentlich unschwer auf eine etwa halbstündige Laufzeit hätte „komprimieren“ können, Blanc-Biehn´s Inszenierung durchweg uninspiriert anmutet und es der kompletten Schose obendrein sowohl an Spannung als auch an einer einträglich generierten (möglichst unheilvoll-unheimlichen) „Stimmung“ mangelt. Ein bis zwei durchaus brauchbare Ideen und Momente reichen angesichts des unschön schwachen Rests einfach nicht aus, um das Werk im Ganzen „wohlwollender“ zu betrachten bzw. zu beurteilen…

Zwar ist der Subplot, dass Jen und Cochran den Vorschlag der Therapeutin in die Tat umzusetzen versuchen, ihr Liebesleben in Gestalt eines „kinky Sex-Tapes“ (Striptease und Schulmädchen-Uniform inklusive) wieder „aufzupeppen“, halbwegs amüsant – doch werden diese Bemühungen leider relativ „züchtig“ präsentiert und überdies immer wieder seitens ihres jungen Sohnemanns unterbrochen. In diesen Kontext passt auch die Feststellung, dass Brianne Davis (TV´s „Six“) und Gary Cairns („Daylight´s End“) ihre Parts solide verkörpern und ein glaubwürdiges Paar abgeben – Newcomer Hudson Pischer als Ricky dagegen nervt und darüber hinaus nicht gerade über allzu viel mimisches Talent zu verfügen scheint. Und Tara Buck (TV´s „True Blood“) als „schräge“ Ehe-Beraterin? Die hat einfach 'ne doofe Rolle abbekommen…

Des Weiteren sind bei „the Night Visitor“ noch Vedette Lim („Flashout“) als Jen´s hilfsbereite Freundin Fanny und Mark Gantt („Foe“) als Nachbar mit von der Partie – plus Jennifer Blanc-Biehn („Everly“) herself als eine andere besorgt-verängstige Mutter aus der Gegend, ihre echte Mom Jenise Blanc („the Victim“) als eine flüchtig mal auftauchende neugierig-verwirrte ältere Dame sowie Michael Biehn („Treachery“) als mysteriöser „Agent Walker“, der seine komplette (insgesamt nicht mehr als ein Cameo markierende) Screen-Time mit ernstem Gesichtsausdruck in einem dunklen Raum auf einen Monitor blickend verbringt. Offenbar weiß letzterer von den merkwürdigen Geschehnissen und observiert eben jene via in den betroffenen Häusern (primär schräg oben an der Decke) verborgen angebrachte Mini-Kameras…

Der gebotene Look ist der für diese Art Streifen gewohnte – doch darauf kommt es (genauso wenig wie auf die Höhe der dem Projekt zur Verfügung gestandenen Summe) alles in allem bloß nachrangig an. Im Vorliegenden gibt es einen „Zusammenschnitt“ aus verwackelten Camcorder-Passagen, dem erwähnten „Überwachungs-Feed“ sowie einzelnen Web- und „Nanny-Cam“-Aufnahmen zu sehen – oft bestimmte Infos (á la „Zeit-Stempel“ und Akku-Verbrauch) aufweisend sowie nach Anbruch der Dunkelheit in einer grau-bläulichen Farbgebung daherkommend. Ich kann mir vorstellen, dass Cinematographer Steve Romano („She Rises“) dabei wohl nicht so stark gefordert war wie Editor Mike McHale („American Diaper“). Wie auch immer: Entscheidend bei Werken wie diesen ist nicht die Technik – es kommt auf Faktoren wie Suspense und Atmosphäre an…

„the Night Visitor“ ist weder spannend noch creepy. Ricky spricht mit seinem häufig merkwürdig flackernden Laptop – den ihm seine Eltern aus irgendwelchen Gründen einfach nicht wegnehmen – er blutet mehrfach aus der Nase, sein Teddy schwebt an einer Stelle in die Höhe und ein „undefinierbares Etwas“ drückt sich eines Nachts aus dem Flachbild-TV heraus: Potentiell unheimliche Gegebenheiten, die dank der Inkompetenz der Regie allerdings so gut wie nie die angedachte „Wirkung“ erzeugen. Später werden einzelne Personen obendrein gar sozusagen „besessen“ – aber außer dass ihre Augen leuchten, sie gern mal langsam durch die Räumlichkeiten schlendern oder „entseelt“ herumstarren, wurde daraus ebenfalls nichts wirklich „Effektives“ gemacht. Ja, okay – eine Sex-Szene in diesem speziellen Kontext geht durchaus in Ordnung…

Behäbig schleppt sich der Streifen seinem Finale entgegen – im Zuge dessen u.a. zwei neue Eltern-Figuren eingeführt werden, deren Tochter ähnliches Verhalten wie Ricky an den Tag legt. Und dann ist Schuss: Die Credits setzen ein. Was aus Jen, Cochran und ihrem Bub wird, was es konkret mit dem Alien (seinen Fähigkeiten, Intentionen etc.) auf sich hat, welcher Behörde Walker angehört und welche Absichten er mit seinem Ausspionieren und Nicht-Einschreiten eigentlich verfolgt: Keine Ahnung. Eventuell liefert einem ja das 2016er Sequel die fehlenden Antworten – doch ob man sich jenen Film nach diesem missratenen ersten Teil tatsächlich noch antun möchte, das sei mal dahingestellt. „Unterm Strich“ ist „the Night Visitor“ also bloß ein weiterer ärgerlicher, langweilig-öder Low-Budget-Horror-Flick im „Found Footage“-Stil, den es zu meiden lohnt…

„1 von 10“ – zu verorten nahe der Grenze zur „2“

Details
Ähnliche Filme