Review

Ich war in der Nacht zum Donnerstag in der Premiere und hab mir den Film nochmal mit Teil 1 in einem Doppelfuture angeschaut.
Vorweg muss ich leider sagen, dass der Film mich in etlichen Aspekten enttäuscht hat, da Jackson hier (gemessen an den anderen 4 Mittelerde Filmen) einiges falsch gemacht hat:

- Beorn wird entgegen dem Buch einfach zu einem ehemaligen Sklaven (!) der Orks erklärt, die zudem seine Familie getötet haben sollen. Dies hat Jackson wohl gemacht um Beorns Motivik zu erklären, warum er gegen die Orks ist und den Zwergen hilft. Es ist aber auf gut deutsch gesagt Bullshit, der kein bischen Sinn ergibt.
Die Orks fürchten Beorn wie die Pest und er allein ist stark genug, die große Schlacht der 5 Heere maßgeblich zu Gunsten der Zwerge zu entscheiden. Unvorstellbar, dass die Gundarbar Orks es mit dutzenden oder gar hunderten seiner Sorte aufnehmen könnten. Jackson erliegt hier der Versuchung für Dinge eine Erklärung zu liefern, die Tolkien (vermutlich bewusst) im Dunkeln gelassen hat. Es gibt in Mittelerde nun mal Geschöpfe deren Motivik verschwommen ist (vgl. auch Tom Bombadil).

- Bolg (der Heerführer der Orks im Buch) wird zum Vasallen Azogs degradiert (welcher seine Befehle wiederum direkt von Sauron empfängt) -eine ebenso nutzlose wie unsinnige Änderung

- Gandalf trifft auf Sauron in Nekromanten Gestalt und bekämpft ihn; dies empfand ich als eine der wenigen gelungen Veränderungen zum Buch. Irgendwie musste man das Treiben Saurons darstellen und irgendwie musste man Gandalfs Erkundung Dol Guldur zu einem kleinen Höhepunkt verhelfen.
Die Darstellung Dol Guldurs gefällt mir allerdings wieder nicht besonders; zu klein wirkt die alte Festung, nicht tief genug dringt Gandalf vor und zu gering sieht die Bedrohung durch die Orks aus (ein paar Dutzend Warge umringt von vielleicht 200 sichtbaren Orks).

- Die schlimmste Änderung ist der Einbau Tauriels; er bringt die Handlung 0 voran, streckt den Film unnötig- nur um mehr Action reinpacken zu können. Als Humbug darf man die Liebesgeschichte zwischen Killi und Tauriel ansehen. Zwerge und Elben sind sich zu dieser Zeit stark verhasst; absolut undenkbar ist hier eine Liebesgeschichte alla Romeo und Julia.

Ich hoffe, dass hier ein Aufschrei von den Fans kommen wird! Anders als beim Herrn der Ringe, kann ich hier aus Fansicht viele Änderungen nicht nachvollziehen. Der Einbau Tauriels und Legolas, so wie einem künstlich hohen Aktionanteil wirkt auf mich eher ökonomischen Faktoren geschuldet. Die anfängliche Begeisterung über die 3 Teile weicht einer Ernüchterung ob zwei Teile nicht doch ausreichend und besser gewesen wären.

Ich möchte aber nun auch nicht, dass der geneigte Leser, der nun meine Empörung (die ich mir von der Sele schreiben musste) gelesen hat, meint ich würde den Film hier zerreißen wollen. Dies ist keineswegs der Fall:
Die 3D Effekte waren gut, der Kampf gegen die Spinnen und Smaug sehr gut umgesetzt. Auch die Flucht aus der Elbenstadt war wesentlich besser, wie ich es mir erhofft hatte (gerade die hatte mich ursprünglich besorgt und war im Buch für mich persönlich einer der langweiligsten Teile). Die Darstellung von Bard empfand ich auch als gelungen und die Zwerge lieferten (mit Ausnahme von Killi) eine ebenfalls gute Show. Wobei man auch hier sagen muss, dass die meisten von ihnen charakterlich blass bleiben. Andererseits gelingt langsam zumindest für einen Teil der Zwerge eine leichte Charakterzeichnung.

Insgesamt war es schon ein schöner Ausflug nach Mittelerde; Jackson hat sich an dem Stoff dieses Mal allerdings aus meiner Sicht zu stark vergangen. Ich hätte ihn nach den bisherigen vier Filmen nicht so eingeschätzt. Andererseits wollte er die zwei Türme damals auch versauen, indem er Arwen bei Helms Klamm herumhüpfen lassen wollte. Eine ähnlich blöde Idee wie die Geschichte um Tauriel -nur leider waren dieses Mal keine Fans zur Stelle um ihn zu stoppen.

Unverständlich bleibt mir, warum man bei aller Freiheit keine kleinere Schlacht eingefügt hat bzw. eine in der Rückblende gezeigt hat (wie schon bei Teil 1 der Hobbit Reihe). Hier hätte sich einiges angeboten (Der Fall des Hexenkönigs von Angmar, Der Fall Anors, Der Konflikt Elben vs. Zwergen im Norden usw.)

Den Otto-Normal-Kinogänger, der nur seine Unterhaltung. Schauwerte und Aktion will, werden die meisten meiner Kritikpunkte zu den Veränderungen eh nicht kümmern und brauchen sie vermutlich auch nicht. Alle eingefleischten Tolkien Fans können meinen Ärger über die Änderungen der Vorlage aber evtl. nachvollziehen und geben mir hoffentlich auch Recht.

Ich hoffe aufrichtig für mich und alle anderen, dass Jackson in Teil 3 nochmal mehr die Kurve zur Vorlage (incl. Anhänge) bekommt.
Final vergebe ich gute 8 Punkte (welche aus Fan Sicht aber doch eine Klatsche für Teil 2 sind; die Herr der Ringe Teile haben bei mir alle glatte 10 Punkte bekommen, der Hobbit 1 immerhin 9) für einen unterhaltsamen, aber leider inhaltlich sehr flach geratenen zweiten Teil, der etliche unsinnige  Abweichungen zur Vorlage über sich ergehen lassen musste.

Details
Ähnliche Filme