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"Boy, if you don’t like this, there’s really something wrong with you", sagt Muffy St. Jacques einmal in dem Film. Sie ist geschockt davon, wie die psychisch labile Peggy Gravel es ablehnt, sich zur Belustigung das blutige Quälen und Auspeitschen eines nackten Mannes durch eine mit einem Lendenschurz bekleidete Amazone anzusehen. Ja, da stimmt wirklich irgendwas nicht so richtig. Doch ein Blick auf den Regisseur-Credit erklärt das eigenartige Treiben auf dem Bildschirm: "Desperate Living" ist gedreht von John Waters, und genau deshalb ist auch dieser Film, nach "Pink Flamingos" und "Female Trouble" ein Hoch auf die Geschmacklosigkeit, auf den Trash.

Peggy Gravel (Mink Stole) kommt gerade aus einer Klinik für Geisteskranke. Gebessert scheint sich ihr Zustand nicht zu haben, jedoch glaubt ihr Ehemann Bosley an die heilende Kraft des Zuhauses. Doch nachdem ein Nachbarskind einen Baseball aus Versehen durch ihr Schlafzimmerfenster schickt, ihre beiden Kinder harmlose Doktorspielchen im Flur spielen, und dann ihr auch noch die tägliche Medizin gegeben werden soll, drehen bei Peggy die Sicherungen durch, und sie stiftet ihre extrem übergewichtige, schwarze Haushälterin Grizelda Brown (Jean Hill) an, ihren Angetrauten den Erstickungstod durch "Draufsetzen" erleiden zu lassen. Nach dem Mord werden die beiden Frauen von der Polizei gesucht. Als sie von einem Motorrad-Cop gefunden werden, lebt der kurz seine Unterwäsche-Fantasien mit ihnen aus, gibt ihnen dann aber den Tipp ihres Lebens: Geht nach Mortville, jenes vergessene, abgewrackte Kaff, in das all jene einkehren, die im echten Leben nichts mehr zu verlieren haben, außer ihr Leben.

Mortville ist kein beschauliches Örtchen. Sondern der stinkigste Moloch der Welt, die letzte Zufluchtsstätte für den Dreck der Gesellschaft. Regiert von der hochnäsigen, fetten Königin Carlotta (Waters-Regular Edith Massey), leben in Mortville größtenteils Freikörperkultur-Fetischisten, viele lesbische Ruinen und eine Gruppe, der Königin untertänigen, bewaffneten Lack-und-Leder-Schwuchteln. Peggy und Grizelda kommen bei dem gleichgeschlechtlichen Pärchen Muffy St. Jacques (Liz Renay) und Mole McHenry (Susan Rowe) unter, die den beiden Neuankömmlingen gleich erstmal einen Lotterieschein stibitzen. Mole träumt von einer Geschlechtsumwandlung, und ein Lotteriegewinn könnte der Ex-Wrestlerin ein Hoffnungsschimmer auf ein besseres Leben sein...

Wie nicht anders zu erwarten ist der Plot offensiv, provokativ und geschmacklos. Es werden Genitalien abgetrennt, Augen aus ihren Höhlen herausgeprügelt und dann zermanscht, es werden Babies in Kühlschränke gesteckt, und noch viele andere, bedenkliche Szenerien. "Desperate Living" ist kein experimenteller Tabubrecher, wie zum Beispiel "Pink Flamingos", dafür aber ein Bad-Taste-Movie im Umfeld eines unschuldigen, unberührten Märchens. Und genau deswegen funktioniert der krude Humor in "Desperate Living" auch größtenteils. An einigen Stellen hat Waters' Film sogar recht schlagfertigen Dialoghumor zu bieten, verfällt aber oft zurück in schlichte, dreckige Provokation.

"Desperate Living" ist der Übergang von Filmen wie "Pink Flamingos" zu den eher konventionelleren Komödien in Waters' Filmographie. Der Film ist sicherlich einer seiner geradlienig komischsten, aber dennoch zu lang, für eine derartig anstrengend-geschmacklose Tortur. Wer sich von Waters trashigen Visionen nicht abschrecken mag, der kann in "Desperate Living" reinschauen, eine klare Empfehlung gibt es nicht.

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