Review

Nachdem der zweite „Dungeon Siege“-Film, „Two Worlds“, bereits Nullkommagarnichts mit dem Original zu tun hatte, ist auch die dritte Verwurstung, hierzulande „Schwerter des Königs – Die letzte Mission“ betitelt, ein komplett eigenständiger Film.
Und wo beginnt man nach Uwe-Boll-Logik einen Fantasy-Actionfilm am besten? Im Sofia der Gegenwart, das – so viel Ehrlichkeit muss sein – auch tatsächlich von Sofia dargestellt wird, womit der Film seinen billigen Ostblockdreh gar nicht erst verschleiert. Hier geht der amerikanische Söldner Hazen Kaine (Dominic Purcell) seinem blutigen Tagewerk nach, will aber aussteigen. Aber nach dem halbwegs okay inszenierten Auftaktaction-Mordauftrag steht der obligatorische letzte Job an, der in diesem Fall in der Entführung der zwei Kinder besteht, die sein Auftraggeber, ein skrupelloser Gangsterboss, als Druckmittel für deren Vater nutzen will. Natürlich hat der sonst so abgefuckte Killer da auf einmal Skrupel, ein bisschen soll er ja als Identifikationsfigur taugen, und außerdem vermisst er die verstorbene Ehefrau, an die ihn ein Tattoo auf seiner Haut erinnert.
Die nächste Drehbuchvolte ist gleich um die Ecke, denn eines der entführten Mädchen hat ein Amulett in der gleichen Form wie Hazens Tattoo. Als Hazen das Teil näher betrachtet, öffnet sich – was sollte auch sonst passieren – ein Portal ins Mittelalter. Aber natürlich kein langweiliges Normalo-Mittelalter, sondern eines, in dem solala animierte CGI-Drachen rumfliegen. Mit einem solchen Exemplar kriegt Hazen direkt nach seiner Ankunft jedenfalls Stress, da hilft auch seine treue Pistole nichts. Doch glücklicherweise sind die Schwestern Arabella (Ralitsa Paskaleva) und Emeline (Daria Simeonova) in der Nähe, die Hazen bei der Flucht vor dem Ungetüm helfen, das – wie könnte es anders sein – unter der Kontrolle des lokalen Schurken, König Tervin (Marian Valev) steht. Der wird von dem gleichen Darsteller wie der böse Gangsterboss aus der Gegenwart gespielt, also ist klar, dass hier Übles in der Familie liegt.

Der ortsansässige Schamane erkennt in Hazen dann sogleich den prophezeiten Retter, der Tervin jetzt mal ordentlich einen vors Fressbrett geben muss. Also zieht er mit einem kleinen Trupp Getreuer in den Kampf gegen den schurkischen Herrscher…
Viel Arbeit hat sich Drehbuchdebütant Joel Ross mit dem Script für „Schwerter des Königs – Die letzte Mission“ nicht gemacht, aber es war ja auch nicht viel Raum da. Denn bei weniger als 86 Minuten Spieldauer gibt es erst den Auftakt in der Gegenwart, wohin es den Helden im Finale noch einmal verschlägt, wo er dann – seinem gereinigten Herzen sei Dank – die Kiddies befreit, dem Gangsterboss einschenkt und noch einen Drachen mitbringt, damit man die im Grunde reizvolle Idee vom Drachen im Hier und Heute auch noch in den Sand setzen kann: Das Vieh verfolgt Hazen etwas durch die Stadt, taucht im Showdown als deus ex machina auf und eiert danach mit ungewisser Zukunft durch Sofia, was anderswo vielleicht ein Schlussgag wäre, hier aber nur hingeklatscht wirkt. Aber dementsprechend wenig Raum bleibt für den Mittelteil im Mittelalter: Kaum hat Hazen sich dort etwas eingelebt (obligatorisches Geplänkel mit einer der Retter-Maiden inklusive), steht auch schon das Finale Gefecht gegen die Luftpumpe von Oberschurke an, die enttäuschend schnell die Segel streicht, weshalb der eigentliche Showdown in der Gegenwart dann fast schon sinnig erscheint.
Auch aus Schauwertgründen kann man die Wahl schon verstehen: So sind die Nahkämpfe und Schusswechsel in der Gegenwart schon alles andere als aufregend, aber immerhin noch ansatzweise brauchbare, wenn auch völlig egale 08/15-Action. Das Gekloppe im Mittelalter dagegen ist kaum filigraner als Schuljungs, die den zuvor im Fernsehen gesehenen „Braveheart“ im Wald um die Ecke nachspielen. Die Inszenierung des Ganzen ist auch eher unübersichtlich, dem Schnitt fehlt es an Rhythmus und da einem alle beteiligten Schießbudenfiguren eh am Allerwertesten vorbeigehen, sinkt die Involvierung in den Actionszenen gegen null.

In Sachen Hauptdarsteller geht es nach dem charismatischen Jason Statham in Teil eins und dem verschmitzten Dolph Lundgren in Teil zwei eine Etage tiefer. Dominic Purcell kann richtig eingesetzt als Actionheld funktionieren (siehe „Gridlock“), hier wirkt er jedoch nur wie ein tumber Schläger, der gar nicht kapiert, in was für eine Sache er hineingeraten ist. Marian Valev overactet sich einen Schuh in der Doppelschurkenrolle, während der restliche Cast fast ausschließlich aus Einheimischen mit begrenzter Schauspielerfahrung besteht, Englisch mit starkem bulgarischem Akzent spricht und darstellerisch meist auf dem Niveau einer abgetretenen Fußmatte agiert.
Dass Boll dann auch noch eine Farbpalette in hässlichen Grün-, Braun- und Grautönen für „Schwerter des Königs – Die letzte Mission“ wählt, macht das Ganze auch nicht rauer oder optisch ansprechender, eher im Gegenteil. Optisch ist der Film also ähnlich öde wie inhaltlich, während die Tricks dann auch dem Budget entsprechend sind, auch wenn der Drache dafür dann manchmal überraschend brauchbar aussieht – aber das ist ein ganz, ganz schwacher Trost.

So bleibt dann ein unansprechend gefilmter Langweiler, der mit seinen Vorgängern außer dem Titel nichts gemeinsam hat und so nach ein paar arme Videothekengänger abgreifen will. Doch wenn die Action in der Gegenwart besser aussieht als jene im Mittelalter-Hauptteil, Plot und Figuren ebenso für die Füße sind wie die Inszenierung und alle Beteiligten so ausschauen als hätten sie es nur für den Gehaltsscheck gemacht, dann ist „Schwerter des Königs – Die letzte Mission“ tatsächlich noch ein Stück öder als der zweite Teil.

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