Review

Dokumentarfilmer dokumentieren einen Dokumentarfilm einer Dokumentarfilmerin und ihren dazugehörigen Dokumentarfilm. Oder anders: Marcel Walz dreht die Fortsetzung einer Kopie von "Blair Witch Projekt", die dem Subgenre des Found Footage nunmehr rein gar nichts Neues hinzuzufügen hat.

Ivana ist die einzige Überlebende des Nachforschungsfilmes über die Hexe Grete Müller. Sie filmt sich für einen Blog und kurz darauf werden Schauspielerin Annika und ein Fernsehteam auf die junge Frau aufmerksam. Zu fünft will man noch einmal den Originalschauplatz von damals aufsuchen...

Bereits das Original kam mindestens zwölf Jahre zu spät auf den Markt und allzu erfolgreich ist dieses bei den Kritikern nicht angekommen, weshalb ein zweiter Teil, der den Erstling mit leicht blutigeren Effekten noch einmal aufrollt und in der Anfangsphase mit deutlichen Parallelen zu "Paranormal Activity" anreichert, schier unbegreiflich scheint.

Zumindest wird einigermaßen überzeugend performt, auch wenn keine dollen Figurenzeichnungen zu erwarten sind. Die Dialoge sind dieses Mal zumindest durchweg gut zu verstehen und auch die Kamera variiert etwas mehr und scheint ein wenig an Sicherheit gewonnen zu haben. Der Ansatz, den ersten Teil als reine Doku zu verkaufen, ist durchaus löblich, doch die kleinen Selbstreferenzen von Annika Strauss hinsichtlich einiger Horrorfilme von Walz gehen dann doch etwas zu weit, zumal solchen Momenten deutlich die notwendige Selbstironie fehlt.

Im halbdunklen Wald bekommt man indes die üblichen Abläufe nebst bekannter Einstellungen wie Rotznase oder blutiges Gekröse zwischen Ästen serviert, wobei die eigentlich gut arrangierte Sounduntermalung etwas überstrapaziert wird, da sich innerhalb der nächtlichen Stille und Einsamkeit keine bedrohlichen Klänge entwickeln können.
Minimale Schockmomente sind demnach an einer Hand abzuzählen und auch die wenigen blutigen Einstellungen reißen nicht mehr viel.

Denn gesehen hat man das alles schon gefühlte fünfzig Mal, neue Ideen tun sich da nicht mehr auf und auch die Schauplätze wie Sanitärraum oder alte Fabrik kaschieren nur wenig.
Es wird gejammert und gezetert, Leute verschwinden und werden kurz darauf halbtot oder völlig gar aufgefunden, dazwischen mal ein Symbol, eine Fratze oder eine mutierte Krallenhand, doch so wirklich packt einen die recht vage Bedrohung nicht, - mit oder ohne Gretchen Müller und dem nicht vorkommenden Tagebuch.

Marcel Walz kann eigentlich anders, doch Found Footage ist augenscheinlich nicht so seins: Die Geschichte mitsamt erahnbarer Pointe ist ein uralter Hut, die wenigen Gruseleffekte gehen kaum unter die Haut und so bleibt am Ende ein eher eindimensionaler Ablauf, der zu wenige spannende Momente, jedoch viele bereits ähnlich inszenierte Momente aneinander reiht, was im Endeffekt reichlich uninspiriert daherkommt.
Handkamerafilme kosten zwar nicht viel, doch anstatt noch mehr zahnlosen Mumpitz zu liefern, sollte man sich eher eine Pause gönnen und danach wieder vernünftigen Horror anbieten...
3 von 10

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