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In den 90er Jahren machte sich der chinesische Regisseur Wong Kar-Wai mit den hippen Asiafilmen "Fallen Angels" oder "Chungking Express" einen Namen als weltweit bekannter großer Director. Da er seinen Filmen stets einen ganz typischen "Wong Kar-Wai"-Stil verleiht, wird er oft mit westlichen Kollegen wie Scorsese oder Tarantino verglichen. Im neuen Jahrtausend bewies Wong Kar-Wai, dass er mehr ist als nur "the next big thing" aus Fernost.

"In the Mood for Love" heisst sein 2000er Werk, und es ist eine stille Lovestory, die auf all die flippigen Verrenkungen seiner früheren Werke verzichtet. Warm und poetisch komponierte Bilder und eine prächtige, wunderschöne und detailreiche Ausstattung stehen anstatt von schnellen, dreckigen Kameraspielchen im Vordergrund. Angesiedelt im Jahre 1962 vermittelt der Film richtigerweise eher eine nostalgische und altmodische Atmosphäre, und muss nicht mit aufgedrehten Hongkong-Zappeleien den Zuschauer überreizen.

Erzählt wird eine Geschichte eines klassischen Motives: Die Liebe, die aufgrund gesellschaftlicher Konventionen oder aufgrund des Schicksals, nicht existieren darf. An ein und demselben Tag ziehen zwei verschiedene Ehepaare in zwei Wohnungen in einem Mietshaus ein. Doch dies ist nicht das einzige Schicksal, das beide Ehepaare teilen. Beide Pärchen leben größtenteils getrennt von einander. Su Li-Zhens (Maggie Cheung) Mann ist oft geschäftlich im Ausland, und dann auch immer für Monate; und Chow Mo-Wans (Tony Leung) Ehepartnerin muss fast täglich in der Nachtschicht arbeiten. Aus der zaghaften Freundschaft zwischen den beiden Einsamen entwickelt sich schließlich eine vorsichtige, distanzierte Liebe, als sie entdecken, dass ihre Ehepartner eine Affäre miteinander haben. Verbunden werden sie durch ihre Liebe zu Kung-Fu-Geschichten in den Hongkonger Tageszeitungen. So werden die beiden ein stilles, inniges Paar in einer lauten, Mahjongg-spielenden Umwelt.

Pure, visuelle Schönheit ist "In the Mood for Love". Ein derart perfekt gestaltetes, ausgeleuchtetes Gemälde von Film sieht man sehr selten. Jeder einzelne Shot ist wäre rahmenswert. Wong Kar-Wai setzt aber seine Kamera nicht nur dazu ein, uns mit der edlen Optik nahezu erschlägt, er setzt sie auch ziemlich subtil ein. So macht er uns zu Voyeuren der verbotenen Liebe, indem er bei den intimen Szenen des Films, die Kamera immer wieder in eine verwinkelte Stellung bringt. So linsen wir hinter einem Bücherregal hervor, schauen durch einen Türspalt, oder verstecken uns unter dem Bett, um dem privaten Zusammensein beizuwohnen. Auch tritt nie einer der Ehepartner der beiden Stars ins Bild. Sie bleiben gesichtslose Menschen, um deren Bedürfnisse, Emotionen und Geschichte wir uns nich interessieren sollen. Hier steht die unike Geschichte der beiden schüchternen Protagonisten im Fokus - nichts anderes wird berücksichtigt. Aber es geht sogar noch subtiler: Wong Kar-Wai benutzt psychologich vordefinierte Farben auf den wunderbaren Kleidern Maggie Cheungs um ihre Entscheidungen und Stimmungen zu symbolisieren.

"In the Mood for Love" ist wunderschönes Hongkong-Kino. Ein "peroid movie" voller perfekter Motive, fantastischem Framing und einem brillanten Soundtrack. Wong Kar-Wai benutzt wohl so ziemlich jede Möglichkeit der Filmsprache, um die unglückliche Romanze auszudrücken. Damit kommt er der französischen Nouvelle vague näher, als dem stylischen Hongkong-Kino.

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