Robert de Niro, John Savage und Christopher Walken spielen drei Stahlarbeiter, die in den Vietnam-Krieg eingezogen werden. Die drei geraten in vietnamesische Gefangenschaft und sind dort der Folter der Vietcong ausgesetzt, die sie mehrfach zwingen, russisches Roulette zu spielen. Sie können zwar entkommen, aber keiner von ihnen kann, nachdem sie durch die Hölle von Vietnam gegangen sind, wieder an sein altes Leben anknüpfen.
Vietnam-Kriegsfilme gibt es wie Sand am Meer, da die Amerikaner im Rahmen der Vergangenheitsbewältigung extrem oft auf das Medium Film zurückgegriffen haben. So gibt es auch gute Vietnam-Kriegsdramen, wie "Platoon, "Apokalypse now" oder "Full Metal Jacket", aber keinen, der "Die durch die Hölle gehen" das Wasser reichen kann. Während andere Vietnam-Dramen hauptsächlich den Krieg selbst thematisierten, beschäftigt sich "Die durch die Hölle gehen" mit dem leben der Soldaten vor, während und nach des Krieges und legt mehr Wert auf den charakterlichen Wandel der Hauptfiguren, als auf möglichst abstoßende Bilder und Schlachtengemälde des Krieges. Dabei überbietet der Film auch Oliver Stones "Geboren am 4. Juli", der sich ebenfalls mit den Heimkehrern beschäftigte, da er ohne die kleinsten Längen bestens unterhalten kann.
Nach der Action-Komödie "Die letzten beißen die Hunde" wollte Regisseur und Autor Michael Cimino wohl einen anspruchsvollen Film machen und liefert eine rundum perfekte Story und eine ebenso gute Inszenierung ab, wofür er vollkommen zu Recht die Oscars für den besten Film und die beste Regie gewann und darüber hinaus für das Drehbuch nominiert wurde. Die Unterteilung in drei Akte entpuppt sich dabei als hervorragende Idee, da Cimino so einen tieferen Einblick in seine Figuren geben kann und deren Wandel durch die Hölle von Vietnam sehr anschaulich darstellt, sodass man als Zuschauer jede Aktion der Charaktere nachvollziehen kann und in ihnen lesen kann wie in einem Buch.
Am Anfang lässt sich Cimino erst einmal Zeit, um seine Figuren zu charakterisieren und zeigt die Hochzeitsfeierlichkeiten von Savage, wobei er es natürlich nicht auslässt, seinen Figuren emotionale Tiefe zu geben und die Sympathie des Zuschauers auf die Charaktere zu ziehen. Die Feierlichkeiten ziehen sich so zwar ein bisschen in die Länge, aber bei einem dreistündigen Drama ist eine langatmige erste halbe Stunde durchaus zu verschmerzen. Die Filmmusik ist gut, die Stimmung und die Atmosphäre sind heiter und behaglich.
Mit dem Einsatz der drei Soldaten ist die behagliche Atmosphäre mit einem mal wie weggeblasen. Cimino stellt das Grauen von Vietnam hervorragend dar, macht dabei die absolut unmenschlichen Verhältnisse deutlich und stellt die Leiden der amerikanischen Soldaten damit sogar noch eine Spur härter, aufrüttelnder und desillusionierender dar, als andere Vietnam-Kriegsdramen. Dabei lässt er es nicht aus, die surreale Schönheit Vietnams darzustellen und dabei eine bedrohliche Atmosphäre aufzubauen. Das russische Roulette führt er dabei als Motiv heran und baut damit weitere Spannung auf, da im Prinzip jede der Hauptfiguren dabei sterben könnte. Natürlich sind dabei auch die darstellerischen Leistungen enorm wichtig, aber auf Walken, de Niro und Savage kann sich Cimino durchaus verlassen. Obwohl Cimino nur ein Drittel des Films benötigt, um den Vietnam-Krieg an sich darzustellen, hat man nicht das Gefühl etwas verpasst zu haben, da er das Grauen entsprechend authentisch und verstörend darstellt, wer jedoch blutige Action, wie in "Platoon" erwartet, wird enttäuscht werden.
Die dritte Hälfte des Films ist die wichtigste und beste. Cimino zeigt, wie sich seine Charaktere durch das Erlebte verändert haben. Alle drei regieren anders auf das Erlebte, womit Cimino drei unterschiedliche Schicksale aufzeigen kann und so mehrere Probleme der Veteranen auf einmal darstellen kann. Dabei hält er konstant die Dramatik aufrecht und erreicht nun vollends die desillusionierende Wirkung, die man sich von Filmen des Genres erhofft. Mit den grandiosen Darstellungen seines Casts, der einfühlsamen Filmmusik und einigen unvorhersehbaren Wendungen steuert er dabei auf sein schockierendes Finale zu, das das beste Vietnam-Kriegsdrama aller Zeiten perfekt abrundet. Die seelischen Qualen der drei Heimkehrer werden dabei auch weiterhin sehr realistisch, anschaulich und einfühlsam dargestellt. Schade eigentlich, dass Cimino nie wieder an diese brilliante Regie-Leistung anknüpfen konnte.
Nach seinem Oscar-Gewinn mit "Der Pate - Teil 2" und seinen starken Leistungen in "New York, New York" sowie "Taxi Driver" präsentiert sich Robert de Niro erneut in Hochform und ist in der Rolle des kantigen, tapferen und sympathischen Soldaten, der den Vietnam-Krieg noch am besten verarbeiten kann, bestens aufgehoben und einmal mehr einfach brilliant. Die makellose Darstellung sicherte ihm eine weitere Oscar-Nominierung, bevor er schließlich für "Wie ein wilder Stier" ein zweites Mal prämiert wurde. Christopher Walken hat den anspruchsvollsten Charakter zu bewältigen und macht sich dabei wirklich hervorragend. Anfangs ist er als sympathischer Stahlarbeiter rundum liebenswert, in der Hölle von Vietnam, in der er dem Tod mehrfach ins Auge sehen muss beeindruckt er mit einer emotionalen Vorstellung und kann auch danach als gefühlskalter und seelisch verkrüppelter Soldat eine grandiose Darstellung auf die Leinwand bringen, wie man sie nur selten zu sehen bekommt. Für diesen Wandel seiner Figur, den er perfekt auf die Leinwand bringt, hatte er sich seinen Oscar redlich verdient und schaffte mit "Die durch die Hölle gehen" den Durchbruch. John Savage spielt neben seinen brillianten Kollegen eher unauffällig, kann aber ebenfalls überzeugen und die Sympathie des Zuschauers auf sich ziehen. Meryl Streep, die für "Die durch die Hölle gehen" ihre erste Oscar-Nominierung bekam und schließlich ebenfalls den Durchbruch schaffte, beeindruckt mit einer sehr emotionalen und eindringlichen Vorstellung, womit sie genauso überzeugen kann, wie ihr damaliger Ehemann John Cazale, der hier in seiner fünften und letzten Rolle nach "Der Pate", "Der Pate - Teil 2", "Der Dialog" und "Hundstage" zu sehen ist. Cazale erlangte durch die Rolle, die er solide meistert, traurigen Ruhm, da er zum Zeitpunkt des Drehs bereits an Krebs erkrankt war und wusste, dass er sterben würde. Der übrige Cast kann auch überzeugen.
Fazit:
Mit einem sensationellen Cast, in dem vor allem Christopher Walken mit der besten Leistung seiner Karriere brillieren kann bringt Michael Cimino ein bewegendes und verstörendes Vietnam-Kriegsdrama auf die Leinwand, das in meinen Augen das beste des Genres ist. Dabei stellt er den Wandel seiner Charaktere vor, während und nach dem Krieg überragend dar und zeigt deutlich auf, wie die Hölle von Vietnam Menschen verändern kann. "Die durch die Hölle gehen" ist bis zum Schluss spannend, dramatisch und verstörend, wer sich aber blutige Schusswechsel und größere Action-Szenen erhofft, ist mit "Platoon" oder "Full Metal Jacket" besser beraten.
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