Dramatischer, ungewöhnlicher Antikriegsfilm von Michael Cimino, der allerdings nicht ganz dem meisterhaften Ruf gerecht wird, der ihm vorauseilt.
Angesiedelt ist der Film im typischen US-Arbeitermilieu: Die Freunde Michael (Robert De Niro), Nick (Christopher Walken), Steven (John Savage), Stanley (John Cazale) und Axel (Chuck Aspegren) malochen gemeinsam im Stahlwerk, feiern gemeinsam jeden Anlass – vom Feierabendbier über Hirschjagden bis zu Stevens Hochzeit. Cimino idealisiert seine Hauptfiguren nicht, sondern bemüht sich von Anfang an um ein möglichst realistisches Bild der Arbeiterleute, die bei Ausbruch des Vietnamkrieges reihenweise eingezogen wurden.
Genau dieses Schicksal blüht nämlich auch Nick, Michael und Steven: Alle drei werden nach Vietnam beordert, wo sie schreckliche Dinge erleben, die sie verkrüppeln oder geistig abstumpfen lassen…
Im Gegensatz zu vergleichbaren Werken wie „Platoon“ oder „Full Metal Jacket“ zeigt „Die durch die Hölle gehen“ recht wenig vom eigentlichen Krieg: Ein kurzes Gefecht in einem Dorf und die Gefangenschaft der drei Figuren inklusive Flucht bleiben die einzigen Szenen im Kriegsgeschehen, was sie aber im eher ruhigen Kontext umso schockierender macht. Dabei zeigt „Die durch die Hölle gehen“ recht krass die Folterungen und Maßnahmen des Vietcong (u.a. rücksichtslose Abschlachtung von Zivilisten), blendet amerikanische Verfehlungen allerdings komplett aus und beschäftigt sich nur mit den Heimkehrertraumata (aber auch dies nicht so krass wie z.B. „Geboren am 4. Juli“).
Besonders eindringlich sind zudem die weltbekannten Szenen mit dem russischen Roulette, zu dem die Vietcong ihre Gefangenen zwingen – ein Trauma, das viele auch nach dem Krieg verfolgt. In diesen Szenen peitscht Cinimo die Spannung auf ein nahezu unerträgliches Maß, da jedes Abdrücken tödlich sein kann – auch für die Hauptfiguren, denn auch denen gönnt „Die durch die Hölle gehen“ keine Schonung. Vor allem das letzte Spiel ist ein wahrhaft dramatischer Höhepunkt des Films.
Der Rest ist eher ruhig, aber deshalb nicht schlecht. „Die durch die Hölle gehen“ greift viele Topoi auf: Die Heimkehr in ein Land, das einem fremd geworden ist, zu Hause wartende Freundinnen und Ehefrauen, Kriegsversehrte usw. Viele Themen werden am Exempel der verschiedenen Freunde durchexerziert und versuchen nicht Vietnam nachträglich als Sieg zu verherrlichen, sondern bieten Einblick in das Vietnamtrauma.
Doch leider hat „Die durch die Hölle gehen“ mit ein paar Schwächen zu kämpfen: So werden zwar viele Themen aufgegriffen und angerissen, aber nicht alle so wirklich vertieft, sodass eine Konzentration auf bestimmte Aspekte vielleicht gut getan hätte. Zum anderen ist die Einleitung etwas zu lange geraten: Es ist löblich die Charaktere dem Zuschauer näher bringen zu wollen, aber eine gute Stunde Kleinstadtleben ohne größere Ereignisse ist dann doch zuviel des Guten.
Trotzdem ist „Die durch die Hölle gehen“ sehr gelungen, was vor allem an den Schauspielern liegt. Vor allem Christopher Walken als Soldat, der einen radikalen Wandel durchmacht, gewann seinen Oscar verdient und lässt sogar den ebenfalls gut spielenden Robert De Niro hinter sich. Auch das prominente Nebendarstellerensemble (u.a. John Savage, John Cazale, Meryl Streep und George Dzunda) liefert tadellose Performances ab, kann aber nicht ganz zu De Niro und Walken aufschließen.
So überzeugt „Die durch die Hölle gehen“ aufgrund der großartigen Schauspielerleistungen und einigen sehr intensiven Momenten, vor allem beim russischen Roulette. Eine kürzere Einleitung und Vertiefung einiger Handlungsstränge hätten dem Film allerdings gut getan.