Das ist kein typischer Vietnam-Film im Stil von "Platoon", "Apocalypse Now" oder "Die Verdammten des Krieges", in denen die Hauptfiguren sich durch den Dschungel schlagen, während der Vietcong mit ihnen Katz und Maus spielt.
"Deer Hunter" ist ein Drama in drei Akten:
Zunächst wird in Überlänge (die ersten 65 Minuten) das kleinbürgerliche Leben der rauhen Arbeiterklasse im Vorfeld des Kriegseinsatzes präsentiert. Zu Recht wird die epische Breite dieses Prologs kritisiert, der trotz seiner Langamtigkeit keinen rechten Zugang zu den Charakteren öffnet, geschweige denn Sympathie für diese erwecken kann.
Der unvermittelte Übergang zu den Kriegsszenen des Mittelteils (der nur 30 Minuten dauert) wirken wegen ihres Kontrastes zum ausgiebig dargestellten Zivilleben besonders kraß und gipfeln im legendären Russischen Roulette in der Vietcong-Gefangeschaft und der spektakulären Flucht.
Im dritten Akt geht es um das weitere Schicksal der teilweise kriegstraumatisierten, körperlich und seelisch verkrüppelten Hauptfiguren, was sicherlich das Hauptanliegen des Films ist und in dieser schockierenden, teilweise stark überzeichneten Darstellung zu überzeugen weiß.
Insgesamt - trotz der zahlreichen Oscars - halte ich den Film wegen der genannten Schwächen aber nicht für ein Meisterwerk. Das Grauen des Krieges wurde in anderen Filmen schon beeindruckender vermittelt.