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Im Zombiegenre muss man sich heutzutage schon etwas einfallen lassen, um sich vom Rest der meist einfallslosen Vertreter zu unterscheiden. Früher war der Grund für das Erscheinen der wandelnden Toten noch von alttestamentarischer Bedeutungsschwere, oder bittere Konsequenz wissenschaftlicher Überheblichkeit. Bei Cooties von Jonathan Milott und Cary Murnion hingegen reicht ein simples Chicken Nugget, um die vermeintlich heile Vorstadtruhe auf den Kopf zu stellen. Der Verzehr eines solchen von einem kleinen Mädchen infiziert zunächst sie und anschließend alle präadoleszenten Kinder der Kleinstadt Fort Chicken und macht sie zu einem rasenden, blutgierigen Mob. Der kreuzbrave verhinderte Horrorliterat Clint (Elijah Wood), beginnt just an diesem apokalyptischen Tag seinen Dienst als Aushilfslehrer in der hiesigen Grundschule. Kurz nach der blutigen Eskalation, die auf dem Pausenhof ihren Ausgang nimmt, findet er sich innerhalb einer Gruppe von Lehrpersonen wieder, die zusammen versucht, mit heiler Haut aus dem Schulgebäude zu entkommen. Diese Gruppe ist eine Ansammlung skurriler Typen, die vor allem ihr abhanden gekommener Idealismus eint: Der vertrottelte Sportlehrer mit Hang zu dummen Sprüchen und martialischem Gebaren (Rainn Wilson), eine arrogant paranoide Lehrerin (Nasim Pedrad), die jedem ihrer männlichen Kollegen Vergewaltigungsabsichten unterstellt und der sozial inkompetente „Vertrauenslehrer" (Leigh Whannell). Zusammen treten sie gegen die blutgierige Kinderschar an.

Die erwachsen gewordene, treudoofe Slacker-Generation-X von einst, trifft auf die vernachlässigte, zynische „Generation Youporn" von heute. War 1998 Elijah Wood noch selbst in der Rolle des Schulkindes, das sich in Robert Rodriguez‘ The Faculty gegen konspirativ gleichgeschaltete Highschool-Lehrer behaupten musste, die ihre Zöglinge mit konformistischem Gleichmut zu infizieren drohten, so ist es nun umgekehrt eine naiv ungläubige Lehrerschaft, die angstvoll und verzweifelt vor der Gewaltbereitschaft und Eskalation ihrer einstigen Schützlinge steht. Diese raffiniert polemische, sowie pointierte Zuspitzung eines manifest gewordenen Misstrauens zwischen den Generationen, gehört zur größten Stärke des Filmes. Gleichwohl muss man sich fragen, ob man mit dem unterhaltsam inszenierten Abschlachten von Kindern zum Zwecke oft billiger Lacher, nicht gerade diesen kaltschnäuzig mitleidlosen Zynismus bedient, den man eigentlich den Kindern vorwirft. Doch nicht alleine deswegen verliert der bis dahin hochamüsante Film laufend an Qualität. Die Idee, der durch Junkfood zu Monstern herangezüchteten Kinder, findet keine dem frech innovativen Ausgangsthema angemessene Auflösung, sondern genügt sich damit, das verbrauchteste aller Horrorszenarien zu seinem nihilistischen Ende zu machen. Das ist nicht nur äußerst unbefriedigend und langweilig, sondern, gemessen an dem satirisch provokativen Inhalt, ein fast fahrlässig dummes Ende.

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