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Park Chan-Wook, der wohl neue Regie-Star aus Korea. Auch wenn ich mir seine Filme nicht gerade in der richtigen Reihenfolge anschaue, „Sympathy for Mr. Vengeance“ steht Oldboy in nichts nach und bedient sich eines ebenso krassen Themas, welches Park voll ausschlachtet um den Zuschauer richtig nach unten zu ziehen. Verstört bleibt man zurück und weiß nicht, was man von dem gesehenen halten soll.


Ryu ist taubstumm. Deswegen arbeitet seine Schwester, um Ryu das Studium zu ermöglichen. Doch kurz darauf leidet Ryus Schwester an einer Nierenerkrankung und braucht dringend eine neue Niere. So muss Ryu arbeiten, aber eine Spenderniere zu finden ist gar unmöglich. Nicht nur, dass Ryu schon bald seinen Arbeitsplatz verliert, er vertraut sich auch dubiosen Organhändlern an, die sowohl seine 10 Millionen Won nehmen und auch seine Niere, aber keine Gegenleistung bringen. Just in diesem Moment wäre im Krankenhaus eine Niere zu bekommen, doch Ryu hat kein Geld mehr. Seine Freundin Choe hat dann eine ganz verrückte Idee. Sie wollen die Tochter seines Bosses Park Dong-Jin entführen und Lösegeld erpressen. Alles soll natürlich nur des Geldes wegen passieren, der Tochter kein Haar gekrümmt werden. Doch alles läuft schief. Ryus Schwester nimmt sich das Leben, Parks Tochter Yu-Sun stirbt und der Vater sinnt auf Rache. Er will die Entführer tot sehen...


Harte Kost, harte Kost präsentiert uns Park Chan-Wook in seinem ersten von drei Rachefilmen, „Sympathy for Lady Vengenace“ steht schon in den Startlöchern und wird den Abschluss seiner Rache-Trilogie bilden nach „Sympathy for Mr. Vengenace“ und „Oldboy“.

Schon der Titel ist eine wahre Farce.
Kann man Sympathie für jemanden haben, der Selbstjustiz begeht? Schwierige Frage, die sich jeder Zuschauer selber beantworten muss. Park erschwert es einem schon deshalb, weil es eigentlich im ganzen Film keine Person gibt, die man wirklich hassen könnte und ihr es quasi gönnen würde.

Die liegt an den hervorragenden Schauspielern, insbesondere an Ha-kyun Shin, der seine Rolle nur Leben durch seine Gestik und Mimik einhauchen kann, da er ja den taubstummen Ryu verkörpert. Gerade diese Behinderung nutzt Park clever aus, indem er uns ab und zu die Welt aus Ryus Augen zeigt. Eine Stille Welt, nur durch Lippenlesen und Zeichensprache hat er Kontakt zu Außenwelt. Auch der Rest ist ideal besetzt und gliedert sich gut in den Film ein. Korea zeigt mal wieder, dass sie in den letzten Jahren wirklich im filmischen Bereich einiges auf die Beine gestellt haben. Zwar ist der Rachefilm selber nichts neues in der Filmwelt, aber man muss es Park Chan-Wook lassen, er hat es drauf in diesem Genre.

Wie schon in „Oldboy“ lässt Park nach einer gewissen Zeit die Keule auf den Köpfen der Zuschauer tanzen. Keine Szene, in der er den Zuschauer nicht packt oder schockt.
Wirkt anfangs noch alles zumindest ein wenig lustig (die Organszene mit Ryu wirkt schon etwas komisch und die darauffolgende Bestrafung durch die Freundin ebenso), aber nach dem Suizid von Ryus Schwester wird der Film ernst und schrecklich. Der Tod des kleinen Mädchens kann man Ryu nicht mal anlasten, er kann halt nichts dafür, dass er weder hören noch sprechen kann.
Von da an liefert Park eine Schockszene nach der anderen. Egal ob eine Autopsie im Off des kleinen Mädchen, wo der Vater zusieht(!); man kann erahnen, was gerade abläuft, wenn man die Kommandos und Geräusche hört.
Dann begibt sich Park Dong-Jin mit Hilfe der Polizei auf einen Rachefeldzug nach den Entführern, nach einiger Zeit kommt er dahinter, dass Ryu und seine Freundin Choe für den Tod seiner Tochter verantwortlich sind. Doch nicht nur Park sinnt auch Rache, wiederum will Ryu Rache an den Organhändlern, die seine Niere und sein Geld haben, aber nichts geliefert haben. So schließt sich ein brutaler Rachekreis. Jeder rächt sich irgendwie an jedem und selbst Park Dong-Jin kann sich nicht in Sicherheit wiegen.

Wie gesagt, hassen kann man irgendwie niemanden. Man versteht Ryu, der seine Schwester retten will, wenn auch auf eine nicht akzeptable Art, man versteht den Vater, der all sein Hab und Gut verkauft, nur um den Entführer seiner Tochter zu finden und zu töten. Dies ist sein einziges Ziel.
Bei dem Vorgehen lässt es Park Chan-Wook dann auch teilweise krachen. Brutal geht jeder auf seine Art und Weise vor, jedes Mittel ist recht, um jemanden umzubringen. Dabei schreckt Park wie gesagt nicht vor krassen Bildern zurück. Da wird gemordet, gefoltert ohne Grenzen, so dass alles nur noch schwer zu ertragen ist. Trotzdem hat der Film keinen Gewinner, bei weitem nicht. Jeder im Film wird ein Verlierer sein. Aber macht es was aus? Verloren haben sie eh alle schon vorher. Auch hier schließt sich wieder der Kreis.


Fazit: Park Chan-Wook, ein hoffnungsvoller Regisseur, der es mit wenigen Filmen schon geschafft hat, sich ganz oben im asiatischen Kino und wenn nicht gar weltweit zu etablieren.
Leider wird der asiatische Film immer noch nicht wirklich wahrgenommen, was sicherlich auch daran liegt, dass er teilweise zu sehr gelobt wurde und jeder Film aus Korea schon vorher eine Bombe war. Bei Park Chan-Wook ist das anders. Wo Park drauf steht, ist Qualität drin, das garantiere ich. Park schafft einen brutalen, düsteren und traurigen Film, der den Zuschauer berühren wird, egal auf welcher Seite er steht. Happy-Ends sind nichts für Park, dies zeigte „Oldboy“ und nun auch „Sympathy for Mr. Vengeance“. Neben Takeshi Kitano zählt Park für mich zur Zeit zum besten, was das asiatische Kino zu bieten hat. Was freue ich mich schon auf „Sympathy for Lady Vengeance“. Zwar wird es schwer für Park, einen ähnlich guten Film abzuliefern, aber zwei mal hat er es schon bravourös geschafft, warum nicht ein drittes Mal?

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