Review

kurz angerissen*

Ob als reine Computeranimation oder als als Stop-Motion-Fusion, der hysterische Humor der beiden Regisseure von “Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen” ist auf Anhieb erkennbar und entscheidet vom Prolog weg auf Gefallen oder Nichtgefallen. Auch auf die Gefahr hin, dass mal ein Gag den Lauf verstopft, es wird einfach weiter Munition nachgeschoben, bis endlich ein Treffer dabei ist. Der Ton liegt irgendwo zwischen der schrillen Musical-Affinität Trey Parkers und Matt Stones („South Park“) und den Cutaway- und Timing-Manierismen Seth MacFarlanes („Family Guy“). Klassisches Family Entertainment geht sicher anders.

Eingebettet in die Lego-Baukastenanimation funktioniert das aber erstaunlich gut, denn der atemlose Stop-and-Go-Humor harmoniert nach kurzen Anlaufschwierigkeiten beachtlich mit den bewusst hakeligen Bewegungsabläufen im Bild, das permanent von wuselnden Klecksen bevölkert ist. Mit dem Zoom-In auf die ameisenartig organisierte Lego-Stadt, offenbar ein Verweis auf das Intro der „Simpsons“, geht es dann richtig los. Man wird mit Bauklötzen in raffinierten Trickeinstellungen geradezu überschüttet; die Bilder üben eindeutig den physischen Reiz der Stop-Motion-Animation aus, wenngleich die Computerunterstützung immer klar erkennbar ist. Doch wegen all der Daumenabdrücke im reflektierenden Licht, der Mikrokratzer auf den glatten Oberflächen, der umständlichen und gerade deswegen so faszinierenden Wasseranimation (blaue Einzelsteckeinheiten purzeln aus dem Duschkopf) gewinnt eindeutig das Aardman-Flair.

Besonders gelungen erscheinen jene Sequenzen, in denen das typische Themen-Flair der verschiedenen Lego-Sets eingefangen wird, etwa der Besuch in der Westernstadt, der Bau des 80er-Raumschiffs oder die Piratenschiffsfahrt auf hoher See bei starkem Wellengang. Hier wird die bildkompositorische Romantik der Lego-Verpackungscover hervorragend getroffen und Stimmungen umgesetzt, die im SciFi-lastigen Mainplot leider nicht immer ankommen, weshalb hier mitunter tote Punkte auszumachen sind, die glücklicherweise meist durch irgendeine verrückte Idee wieder egalisiert werden können.

Der Plot folgt klassischen Heldenwerdungsformeln (vgl. auch „Matrix“) und wäre daher nicht weiter beachtenswert, würde er nicht immerhin gegen Ende eine interessante Wendung nehmen und sich zu einer Moral aufbauen, die zwar gerade an der Grenze zum erhobenen Zeigefinger vorbeischrammt, immerhin aber angemessen komplex erzählt wird, wobei zu bedenken ist, dass die Erzählweise für ein junges Publikum eher ungeeignet ist und die Moral für die Älteren wiederum zu kindlich ausfällt. Egal, „Lego – The Movie“ ist erwartungsgemäß ein Film, den man wegen der Umsetzung sieht, nicht wegen seines Inhalts.

*Weitere Informationen: siehe Profil

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