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Bei dem Film handelt es sich um die Verfilmung der "Horst Wessel-Biografie" von Hanns Heinz Ewers. Es ist eine nationalsozialistisch eingefärbte Heldenverehrung auf Zelluloid. Verwunderlich, dass dieser Film von den damaligen Machthabern jedoch abgelehnt wurde und unter dem Titel "Hans Westmar - Einer von vielen" veröffentlicht werden musste. Vielleicht ist dies auch der Grund, weshalb der Film heute zwar nicht ohne Weiteres öffentlich aufgeführt werden kann, aber nicht auf der Liste der Vorbehaltsfilme zu finden ist. Im Gegensatz zu einigen dort aufgeführten Filmen bietet er durchaus eine Reihe bedenklicher Stellen, die im höchsten Maße antikommunistisch bzw. antisemitistisch sind. Auch bietet er ein verklärendes Bild von der frühen nationalsozoialistischen Bewegung und einhergehend ihrer Ideologie (z.B. Notwendigkeit des Straßenkampfs, Führerkult).

Regisseur Franz Wetzler und sein Team zeichnen in ihrem Film die letzten Stationen im Lebensweg Hans Westmars  (das soll Horst Wessel sein) nach. Als er bei einem Besuch seiner Mutter im Berlin der später 1920er Jahre erlebt, welche Probleme die junge nationalsozialistische Bewegung hat, entschließt er sich, sein Studium abzubrechen und sich ganz in den Dienst der "Sache" zu stellen. Er bekommt eine SA-Standarte übertragen, die versucht in einem der problematischsten Viertel Berlins Fuß zu fassen, das bisher von den Kommunisten beherrscht wurde, Nach anfänglichen Schwierigkeiten kann sich Westmar auch aufgrund seiner charismatischen Ausstrahlung (Führerkult) durchsetzen und wird seinen Gegnern zunehmend ein Dorn im Auge, weshalb ihn gedungene Attentäter am Ende ermorden. Der Film schließt mit einer pathtetischen Darstellung des Begräbnisses und einem Ausblick auf die Fortsetzung des durch Westmar begonnenen Werkes.
Handwerklich kann der Film an vielen Stellen durchaus überzeugen - insbesondere bei dem Massenszenen glaubt man auf den ersten Blick, dass es sich um dokumentarisches Material handeln könnte (vielleicht war dies ein Grund der Ablehnung durch die NS-Schergen).
Die Figurenzeichnung ist jedoch zutiefst problematisch. Auf der einen Seite die glorifizierende Darstellung der "ordentlichen, gepflegt und adrett auftretenden" SA-Männer und auf der anderen Seite die ins Groteske verzerrten Darstellungen der Gegner, allen voran der Kommunisten (bei denen man führende Personen der russischen KP durchaus wiedererkennen kann -> Lenin, Trotzki und Stalin). Paul Wegener tritt hier besonders unrühmlich auf als Parteibonze Kuprikoff. Den Hauptdarsteller Emil Lohkamp hat man nach diesem Film kaum noch im Kino gesehen - seine Darstellung Hans Westmars muss (auch mit Blick auf die Vorlage und Absicht des Films) eindimensional bleiben.

Vom propagandistischen Inhalt her ist "Hans Westmar - Einer von vielen" nach wie vor ein höchst problematischer Film und sollte nach und während des Sehens unbedingt reflektiert bzw. begleitet werden. Als cineatisches Dokument, das die Atmosphäre und die aufgeheizte Stimmung zur Endzeit der Weimarer Republik widerspiegelt, ist der Film jedoch  sehenswert und sollte unter diesen Aspekten einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden.

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