Review

Von all den Ring-Epigonen, die die große asiatische Geisterfilm an die Oberfläche gespült hat, ist „The Eye“ sicherlich die konventionellste; diejenige, die vom Plot her am ehesten nach westlichen Maßstäben aufgebaut ist.

Hier ist nichts zu spüren von der absoluten Abgründigkeit und Ausweglosigkeit eines „Ju-On“, nichts von dem emotional Bizarrem von „Dark Water“ und auch nichts von der Innovativität der Ring-Trilogie.
„The Eye“ hat ein solides, ordentlich aufgebautes Skript und breitet es langsam aber sicher vor dem Zuschauer aus, wobei man ihm sicherlich vorwerfen könnte, eine asiatische Variante von „The Sixth Sense“ zu sein.

Das schwächt den Film aber in keinster Weise, denn der vorliegende Film ist nicht auf einen Überraschungstwist ausgelegt, sondern muß das Phänomen des Geistersehens erklären, daß die junge Protagonistin befällt, nachdem sie eine Hornhauttransplantation wieder sehend gemacht hat.
Die erste Hälfte ist noch Grauen pur, schön langsam aufgebaut und mit enormer Breitenwirkung. Wie die Protagonistin nähert sich das Übernatürlich hier auf diffuse Weise, denn wir nehmen am Sehvermögen der jungen Mun teil. Mit einfachen akustischen Mitteln und den schemenhaften Gestalten, die sich scheinbar unbewegt nähern, stellen sich hier die Nackenhaare auf und als das Sehvermögen wiederhergestellt ist, darf dann auch mal Anklage und Attacke der Geister etwas offensiver werden.
Die Pang Brothers arbeiten hier mit gut dosierten Mini-Schocks (die wohl beste Szene im ganzen Film findet in einem Fahrstuhl statt, in dem sich ein abgewandter Geist aufhält, der die panische Mun ganz langsam umschwebt, um sich dann langsam umzudrehen, während sie die Stockwerksanzeige in aller Verzweiflung im Blick zu behalten versucht), bis dann auf dem Höhepunkt der Verzweiflung die Story pünktlich in eine konventionelle Richtung kippt, als ein Love Interest auftaucht (tollerweise der viel zu junge Psychiater) und der Plot in Richtung auf die Vorbesitzerin der Hornhaut steuert.

Aber auch nach Klärung der Fähigkeiten bietet der Film noch einen letzten Höhepunkt, der wohl noch effektiver hätte inszeniert werden können, der aber von der Wirkung her fast jedes Hollywoodprodukt schlägt.
Wer also von der in die Unendlichkeit mäandernden Struktur der Ju-On-Kapitel erzählerisch genervt war, wird bei „The Eye“ endlich wieder mal ein Skript mit Anfang, Mitte und Schluß finden, dazu brauchbare Darsteller und eine Auflösung.
Alle übrigen bemängeln vielleicht ein wenig die fehlenden Überraschungen, aber gute Gruselunterhaltung ist das allemal. (7,5/10)

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