In der Filmindustrie (nicht nur in Hollywood) gilt das ungeschriebene Gesetz, dass erfolgreiche Filme thematisch ähnliche Filme nach sich ziehen, die meist nie die Klasse des Originals erreichen können. Selbst im sonst so experimentierfreudigen Asien schießen nach dem Erfolg von "Ring" Genrevertreter wie Pilze aus dem Boden, die den modernen Klassiker nicht das Wasser reichen können. "The Eye" ist trotz einiger atmosphärsicher Szenen einer von ihnen.
Die Idee einer blinden Person mittels Transplantation neue Augen zu verpassen, mit denen sie dann seltsame Dinge sehen kann wurde schon oft genug in amerikansichen B-Filmen oder TV-Serien (u.a. "Body Bags") verwurstet, wird hier aber passabel recycelt. In diesem Film steht mit der Chinesin Mann eine junge Frau im Mittelpunkt, die seit ihrem zweiten Lebensjahr nicht mehr sehen kann und nun mehr sieht, als ihr lieb ist.
Doch bevor es soweit kommt, muss man sich durch einen langweiligen, uninspirierten Anfang kämpfen, der keine Überraschungen zu bieten hat, dafür aber mit Dramaelementen aufwartet. Mit unscharfer Optik und Überbelichtung wird uns nähergebracht, wie schwer es für die ehemals Blinde ist, dass Sehen wieder zu erlernen. Ein Physiotherapeut steht ihr während dieser ersten Tage zur Seite, damit sie lernt mit ihren Augen umzugehen, was eine kleine Lovestory nach sich zieht.
Als sie des Nachts, anfangs noch unscharf und später deutlich, seltsame Erscheinungen von Toten Menschen sieht, darf ihr Therapeut Überstunden schieben. Anfangs noch als Hirngespinst bewertend, macht er sich bald mit ihr auf die Suche nach dem Spender, um des Rätels Lösung zu erkunden. Schockmomente gibt es bei den "Erscheinungen" genug und ab und zu Treffen sie auch ins Schwarze, was zu einem großen Teil dem düsteren Ton zu verdanken ist. Die selten eingesetzten PC-Hilfen überzeugen, müssen aber bis auf unscharfe Figuren auch nicht viel reißen.
Nachdem man durch die Organklinik den verstorbenen Spender ausfindig gemacht hat, durch die Mutter das Schicksal des Spenders erfährt, scheint man das Problem ihres Geists zu lösen, doch eine finale, unvorhersehbare Katastrophe bahnt sich an, die mit samt den spektakulären Effekten so gar nicht zum Film passen will. Hinzu kommt die Tatsache, dass man wie im gesamten Film auch dort nie richtig Angst um das Leben der Hauptfigur hat.
"The Eye" ist mit Sicherheit kein schlechter Gruselfilm und besitzt ab der Filmmitte eine drückende Atmosphäre, denn die Ursache ihrer geheimnisvollen Erscheinungen ziehen den Zuschauer schon in ihren Bann. Leider konnte der Film mich aber nicht komplett mitreißen, was der trockenen, farblosen, typisch asiatischen Inszenierung zu verdanken ist, mit der ich mich einmal mehr nicht identifizieren kann. Trotzdem habe auch ich mich mehr als nur einmal erschreckt. Schade, dass die finale Katastrophe den aufgebauten Zauber des Films mit einem Schlag wegwischt. Ein offenes, mysteriöses Ende hätte dem Film besser getan und den Zuschauer zufriedener gestellt.
Fazit:
Mittelmäßiger, mitunter sehr atmosphärischer Gruselfilm in der Tradition von "Ring". Trotz des schon oft verwendeten Augenmotivs bietet der Film ab Filmmitte einige spannende Momente, kann aber auf Grund der Inszenierung und des atmosphärekillenden Endes nicht vollends überzeugen.