Review

Kürzlich ertönte in meinen bescheidenen Gemäuern wieder lautstark der von Entsetzen geprägte Ruf „Amelia! Amelia!“, denn ich schob den bis dato jüngsten Teil der „Galerie des Grauens“ von Anolis in den Player: „Rakete 510“, eine britische Science-Fiction-Horror-Produktion von Robert Day aus dem Jahre 1959, in der Hauptrolle Marshall Thompson.

Noch bevor tatsächlich der erste Mensch ins Weltall geschossen wurde, erzählt der Film überraschend untrashig die Geschichte vom ungeplanten bzw. verfrühten Eindringen eines Piloten in die Ionosphäre mit verheerenden Folgen. So dauert es auch eine Weile, bis „Rakete 510“ seinen typischen 50er-B-Movie-Charakter bekommt, indem eine Art Monstrum, dargestellt durch einen Menschen in einem ansehnlich gestalteten, krustigen Kostüm, auf der Suche nach frischem Blut die Bildfläche betritt. Der Grund für dieses Verhalten wird sodann auch wenig logisch, dafür umso pseudowissenschaftlicher erläutert, bis es zu einem emotionalen, tragischen Finale kommt. Es geht um Träume, Visionen, Neugierde und Ehrgeiz, um die Gefahren von Pionierleistungen; und trotz aller Düsterheit und der negativen Folgen erfährt „Rakete 510“ keine technologie- und fortschrittfeindliche Ausrichtung, denn am Ende sind sich, der Wettlauf des Kalten Krieges lässt grüßen, alle einig, dass dem fehlgeschlagenen Versuch zum Trotze die Forschung weitergehen und bald der nächste, diesmal geplante bemannte Flug ins All stattfinden wird müssen. Diese Verquickung von Zeit- und Politkolorit mit Respekt vor den Mächten des Unbekannten einflößendem Horror empfinde ich mit über 50 Jahren Abstand als durchaus ungewöhnlich und macht neben seiner tragischen Note diesen Film zu einem interessanten Erlebnis für mich. Ebenfalls schön grüßen lässt übrigens der Planet Saturn, denn unter diesem Titel erfuhr „Rakete 510“ 1977 ein sehenswertes Remake.

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