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Eieieiei, die Achtziger: Der Kalte Krieg lässt frösteln, das Internet befindet sich in den Kinderschuhen, das Hacken war fast noch ein Kinderspiel und die Angst vor einem atomaren Weltkrieg omnipräsent. Auch wenn „WarGames“, thematisch wie technisch, inzwischen eine dicke Staubschicht trägt, ist das Szenario, dass John Badham („Blue Thunder“, „Drop Zone“), der nach wenigen Drehtagen Martin Brest ablöste, hier bastelt immer noch ordentliche Unterhaltung. Nicht zuletzt deswegen, weil ein Augenzwinkern hin und wieder unverkennbar ist.

Dabei ist die Pre-Intro-Sequenz immer noch das kribbelige Glanzstück des Films. Dem nicht kalkulierbaren Faktor Mensch kann in einem Ernstfall Fehler unterlaufen, die Millionen von Menschen das Leben kosten kann. Dass dies nur eine Übung sein kann, wissen wir. Wie soll sonst der Film weitergehen? Und doch ist einem beim Anblick dieser tödlichen Waffen nicht ganz wohl. Kann nicht jeder Tag der letzte sein? Zu der Entstehungszeit des Films dachte ein Teil der Erdbevölkerung so und daraus bezieht „WarGames“ seinen Reiz.

Doch zurück zu David Lightman (Matthew Broderick in seiner ersten großen Rolle, „Cable Guy“, „Godzilla“) in die Realität. Der Bengel ist schlecht in der Schule, gesellschaftlich ein Außenseiter und entfremdet von den Eltern, kann aber mit dem PC wie kaum ein anderer in seinem Alter umgehen. Wie er aus Versehen in den Militärcomputer hackt, ist zwar nicht von Logik geprägt (auch wenn es damals sicher noch einfacher war) und geht arg primitiv von statten, weckt dann mit seiner Entwicklung allerdings großes Interesse. Wer möchte nicht mal das neuste Computerspiel ausprobieren, das sich „Weltweiter thermonuklearer Krieg“ nennt?

Während bei der Army die Alarmglocken schellen, weil sie den Angriff vom bösen Ivan sehen und nach Aufklärung ihrer Experten den Jungen fest nehmen, entwickelt der Rechenknecht leider ein Eigenleben und möchte das Spiel unbedingt zu Ende spielen. Er kennt den Unterschied zwischen Realität und Spiel leider nicht, wie er anmerkt. Was also tun, wenn man ausgesperrt wird und die herunter tickende Uhr vor Augen hat? Im weiteren Verlauf geriet der Plot leider recht einfallslos, zeigt eine einfältige Romanze des Hackers und lässt einige Bunkertore bombastisch zuschlagen. Bewacht wird der Bengel nur marginal und als Rettung muss der ausgestiegene Mentor herhalten.

Zwar dürfen final, in einem heraus gezögerten Ende, die Bildschirme noch mal gewaltig flackern, während den Militärs die Schweißperlen tröpfeln und David zum Mann des Tages avanciert, doch aus den Socken knallt das keinen Zuschauer mehr. „WarGames“ war seinerzeit sicher brisant und hochaktuell. Er nimmt (das wird besonders am Militär deutlich) das Szenario nicht zu ernst und konstruiert viele Unmöglichkeiten, stapelt dabei aber leider zu viele Klischees auf den durchschnittlich spielenden Hacker und Nichtschwimmer Broderick. Die Romanze hätte man völlig draußen lassen und stattdessen noch ein paar intelligente Dialoge mit dem Rechner führen können. So richtig zu spüren ist die Bedrohung seit dem Fall des Eisernen Vorhangs leider nicht mehr und damit geht die Spannung flöten.

Fazit:
Interessante „Was wäre wenn…“ – Vision, die inzwischen ihren Zauber verloren hat, da die Erde sich weiter gedreht hat. Unterhalten kann „WarGames“ immer noch, nur leider gehört er zu der Kategorie Filme, die mit der Zeit Staub ansetzen. Die veraltete Technik dürfte Computernostalgiker auf den Plan rufen, während Paranoiafreunde der Achtziger hier gewiss ihren Spaß haben dürften. Mein Fall ist es, schon aufgrund der Teenie-Romanze und viel zu wenig „Bunkerstimmung“ nicht.

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