Christine Lucas (Nicole Kidman) leidet nach einem schweren Unfall unter einer speziellen Art der Amnesie: Das tagsüber Erlebte kann sie nicht speichern, es geht ihr über Nacht verloren denn wenn sie am nächsten Morgen erwacht, hat sie alles vergessen und fällt zurück in einen Bewußtseinszustand, der ihrem Leben mit 25 Jahren entspricht. Jeden Morgen also wacht sie neben ihrem Ehemann Ben Lucas (Colin Firth) auf, der ihr dann geduldig-resignierend erklärt, er sei ihr Ehemann und sie hätte vor 10 Jahren einen schweren Unfall gehabt. Seit einiger Zeit jedoch bemüht sich der Neuropsychologe Dr. Nasch (Marc Strong) darum, daß sie ihr Gedächtnis wiedererlangt: Kaum ist Ben aus dem Haus, ruft er Christine an und dirigiert sie zu einem Versteck im Kleiderschrank, wo sie mittels einer Kompaktkamera ein Video-Tagebuch aufzeichnet. Da sie diesen Umstand ebenfalls vergessen hat, muß auch Dr. Nasch jedesmal von vorne anfangen und sie auf die Kamera aufmerksam machen. Langsam, ganz langsam kehren Bruchstücke aus ihrer näheren Vergangenheit in Christines Gedächtnis zurück, wobei sich immer mehr Ungereimtheiten ergeben...
Eine recht spezielle Ausgangssituation also, die Regisseur und Drehbuchautor Rowan Joffe (28 Wochen später) hier - basierend auf einem Bestseller-Roman - ins Bild gesetzt hat. Leider kann die filmische Umsetzung nicht sonderlich überzeugen, was vor allem an Hauptdarstellerin Nicole Kidman liegt, die den ganzen Film über eher zurückhaltend wie ein scheues Reh agiert und erstaunlich wenig Engagement zeigt, ihre Gedächtnislücken aufzufüllen - eine Rolle, die ihr nicht steht und die man vor allem nicht von ihr erwartet hätte, zumal sie sich dem Zuschauer zu Beginn noch hüllenlos von hinten im Badezimmer präsentiert. Aber statt einem Erotik-Thriller bietet Ich.Darf.Nicht.Schlafen. biedere Hausmannskost, zumal der Plot der Geschichte schon ab der Hälfte des Films absehbar wird: Die Story vom Unfall, die ihr Ben jeden Tag erzählt, ist nicht ganz richtig, und die wichtigsten Details dazu und aus den letzten Jahren ihres Lebens läßt der treusorgende Ehemann gleich ganz weg - aus gutem Grund natürlich.
Dass an der ganzen Geschichte etwas faul ist merkt der Zuseher schon sehr schnell, da der Arzt Dr. Nasch stets dann anruft, wenn der Ehemann aus dem Haus ist. Warum bezieht er Ben nicht in seine Therapie mit ein? Die Antwort läßt nicht lange auf sich warten, wobei der Punkt an dem er Christines Annäherungen nicht zurückweist, m.M.n. viel zu kurz abgehandelt wird. Es wäre interessant gewesen zu erfahren, welche Rolle dieser Neuropsychologe in ihrem Leben gespielt hat - leider hat Marc Strong viel zu wenig Screentime. Während die lange Absenz ihrer alten Freundin Claire (Anne-Marie Duff) mit einem Seitensprung noch halbwegs plausibel erklärt wird, bleibt die jahrelange Inaktivität des "Rests ihrer Familie" (um nicht zu sehr zu spoilern) völlig unerklärlich - oder ist es doch so, wie der Mann, neben dem sie jeden Morgen aufwacht, einmal sagt: Sie haben dich vergessen, niemand schert sich um dich...?
Neben einigen Subplots, die dem Film sicher gut getan hätten, vermisse ich vor allem die Fokussierung auf den psychopathischen Liebhaber und seine Motive, wobei Colin Firth hier ohnehin noch die beste Performance aller Darsteller abliefert - auch der Aspekt des titelgebenden Einschlafens, bei dem man ansetzen könnte um den täglichen Gedächtnisverlust z.B. durch längere Wach-Perioden o.ä. zu beeinflussen wird überhaupt nicht berührt. Überhaupt zeigt der Film keinerlei alltägliche Szenen, in denen sich die Amnesie manifestiert. Immerhin scheint Christine die Bedienung der Videofunktion einer Kompaktkamera nicht vergessen zu haben.
Die banale Auflösung der ganzen Story, deren geringer Spannungsgehalt sich zunehmend nur noch auf eine Erklärung für die unerwarteten Gewaltausbrüche von Ben reduziert, wird dann von einem grauenvoll kitschigen Ende gekrönt, das Ich.Darf.Nicht.Schlafen. endgültig zu einer filmischen Dutzendware macht. Muß man sich kein zweites Mal antun. 4 Punkte.