Jeden Morgen erwacht Christine ohne Erinnerung an ihr früheres Leben und die Menschen, die es prägten. Ehemann Ben erklärt ihr jeden Tag ihre Amnesie mit einem lange zurückliegenden Unfall. Dr. Nash, der sich täglich am Telefon bei Christine in Erinnerung ruft, bezweifelt diese Geschichte. Mit ihrer Hilfe will er die Wahrheit ans Licht bringen, seinen Kontakt mit Christine aber vor Ben verbergen. Als sich Christines Zustand zu bessern beginnt, lösen Bilder der Vergangenheit eine tödliche Bedrohung aus.
"Before I Go to Sleep" heißt der literarische Bestseller von Autor S.J. Watson, der in der vorliegenden Erzählung nun auch seine filmische Adaption erfahren hat. Mit einer recht namhaften Darsteller Riege besetzt präsentiert sich dabei ein vor allem in der ersten Stunde äußerst interessanter Thriller, der gelegentlich sogar eine gewisse Mystery Note zum Vorschein bringt. Dem eher etwas unbekanntem Regisseur Rowan Joffe ist es dabei zunächst sehr gut gelungen, die Ereignisse in eine nicht unbekannte Erzählweise zu verpacken, denn durch die teilweise rückwärtig dargestellten Geschehnisse lassen sich frappierende Ähnlichkeiten zu einem Werk wie "Memento" erkennen, wobei hier allerdings keinesfalls die Klasse des genannten Filmes erreicht werden kann. Die Gründe dafür liegen auch recht augenscheinlich auf der Hand, denn nachdem Joffe mit einem starken und mysteriösen Beginn aufwartet und danach zumindest für die ersten 60 Minuten einen dramaturgisch erstklassig aufgebauten Spannungsbogen präsentiert, verflacht die ganze Chose doch im letzten Drittel zusehends. Das ist sehr schade, denn "Ich.Darf.Nicht.Schlafen" eröffnet von der ersten Minute an ein äußerst atmosphärisches Szenario, in dem eine zunächst glänzend aufgelegte Nicole Kidman im Mittelpunkt der Ereignisse steht. Ihre eher seltene Art der Amnesie bietet dabei die Grundlage für ein intensives Filmvergnügen, das dann jedoch leider im letzten ein ganzes Stück seiner Kraft verliert.
Dabei entpuppt sich der Film doch als eine extrem interessante Suche nach der Wahrheit über ihren angeblichen Unfall, der Jahre zuvor zu ihrem Zustand führte. Häppchenweise werden dabei kleinere Puzzleteilchen eingeführt, die einerseits immer mehr an die Gesamtzusammenhänge heran führen, andererseits hat Joffe allerdings auch so einige Momente eingebaut, die den Betrachter so manches Mal auf eine falsche Fährte locken. So sehr der Regisseur jedoch in der ersten Stunde ein gewisses Können an den Tag legt, so sehr scheint ihm dieses zumindest teilweise in der letzten Phase seiner Erzählung abhanden zu kommen. Nicht anders ist es nämlich logisch zu erklären, das er nach fast genau 60 Minuten fast schon brachial mit der Tür ins Haus fällt und dem Zuschauer die notwendigen Informationen zukommen lässt, um frühzeitig die Gänze des bis dahin erstklassigen Rätsels zu erkennen. Zwar bleibt ein Mindestmaß an Restspannung vorhanden und die Geschichte bietet auch bis zum Ende solide Filmkost, allerdings wäre mit etwas mehr Gespür für das Wesentliche durchaus mehr möglich gewesen. So aber verflacht das Geschehen doch zusehends und leider wirkt sich dieser Aspekt auch ein wenig auf die Leistungen der Hauptdarsteller aus. Kidman wie auch Colin Firth passen sich fast nahtlos dem Qualitätsverlust an und die zuvor überdurchschnittlich guten Performances der beiden bewegen sich von nun an auf einem eher überschaubaren Niveau.
Nicht weiter verwunderlich also, das man in der letzten halben Stunde mit leicht vorhersehbaren Geschehnissen konfrontiert wird, warum jedoch die Darsteller gleichzeitig mit manchmal nicht ganz nachvollziehbaren Handlungsweisen aufwarten müssen wird wohl für immer ihr eigenes Geheimnis bleiben. Natürlich wird der bis dahin äußerst gute Eindruck sichtlich getrübt und "Ich.Darf.Nicht.Schlafen" nimmt sich selbst den Stellenwert eines hervorstechenden Thrillers, so das sich das Werk letztendlich gerade einmal etwas oberhalb des Durchschnitts ansiedeln kann. Es ist wirklich ärgerlich, das Rowan Joffe den zunächst eingeschlagenen Weg nicht konsequent zu Ende geht und dabei viel zu früh zu erkennen gibt, worauf die Erzählung am Ende abzielt. Da es sich bei diesem Umstand auch nicht gerade um eine Kleinigkeit handelt fällt es ziemlich schwer darüber hinweg zu sehen, denn immerhin wird man dadurch der nötigen Spannungsmomente beraubt, die bei einem Thriller dieser Art nun einmal das Non plus Ultra darstellen.
Insgesamt gesehen handelt es sich aber immer noch um ein absolut sehenswertes Werk, das mit einem anderen Regisseur aber wahrscheinlich einen weitaus nachhaltigeren Eindruck hinterlassen hätte. Was in einer Stunde ganz hervorragend aufgebaut wurde, fällt danach auf einmal fast gänzlich in sich zusammen und bietet danach nur noch Vorhersehbares und ein typisch kitschiges Hollywood Happy End.
Fazit:
Trotz meiner eigenen leichten Enttäuschung kann man sich "Ich.Darf.Nicht.Schlafen" auf jeden Fall sehr gut anschauen. Man sollte dabei lediglich darauf gefasst sein, das es sich um einen Thriller handelt, der das zunächst vorhandene Niveau nicht bis zum Ende durchhalten kann.
6,5/10