Review

„Wasabi“ ist ein extrem scharfes Gewürz aus Japan und der Titel einer weiteren fruchtbaren Zusammenarbeit von Regisseur Gérard Krawczyk und Drehbuchautor Luc Besson, die schon mit „Taxi Taxi“ und „Taxi 3“ gute Filme hervorbrachte. Mit Jean Reno engagierte man einen der erfolgreichsten und vielleicht besten, französischen Schauspieler der letzten Jahre, der unter anderem schon in „Im Rausch der Tiefe“ und natürlich „Leon, der Profi“ erfolgreich mit Besson zusammenarbeitete.

Reno spielt Hubert, einen geradlinigen französischen Cop, der nicht lange fackelt, wenn er Verhaftungen vornehmen will, dabei aber auch sehr oft Unschuldige in Mitleidenschaft zieht. Um sich zu entspannen spielt er Golf, privat ist er ein emotionaler Krüppel, der selbst eine hübsche Frau nicht an sein Herz lässt, da er jenes vor 19 Jahren an eine Frau in Japan verlor, die ihn dort plötzlich verließ und nie wieder Kontakt mit ihm aufnahm. Doch als ihn ein Anwalt eröffnet, dass sie tot ist und er der einzige Erbe ist, macht er sich auf nach Japan um es anzutreten. Doch da wird ihm eine gewaltige Überraschung unterbreitet.

Fans des abstrakten Humor Bessons, sowie dessen farbenfrohen Bildkompositionen werden sich in „Wasabi“ sofort zurecht finden, was vor allem Jean Reno und seinem trockenen Auftritten zu verdanken ist. Ohne jede Regung haut er in der Eröffnungsszene in einer Disco einer Tunte auf’s Maul, um erst darauf etwas von einer Festnahme zu faseln. Im Kommissariat angekommen, schlägt er ihm erstmal ein paar Zähne aus, weil die Kollegen beim Verhör schon am Verzweifeln sind. Unterlegt wird das von Hubert wie auch der Tunte mit trockenen Sprüchen, die dank der erstklassigen und gelungenen Synchronisation wirkliche Brüller sind. Überhaupt ist dieser trockene Humor, mit pointenreichen Dialogen eine, wenn nicht die, Stärke des Films. Hubert selbst agiert dabei wie „Dirty Harry“, parodiert ihn einstweilen aber auch, was bei seinem Auftauchen in der frisch überfallenen Bank deutlich wird. Selbst Jackie Chan Eigenschaften sind ihm in seinen Auftritten auf den Golfplätzen nicht abzusprechen, zeigt er doch ungeahnte Fertigkeiten als Golfer wie Fighter, die zugegeben gut geschnitten worden sind, um mögliches mangelndes Talent zu kaschieren.

In Japan selbst verflacht der Film, nach einem typischen Auftritt Huberts am Zoll, etwas, denn der schüchterne Cop tritt zu Gunsten seiner Tochter Yumi etwas in den Hintergrund. Bei der Testamentseröffnung muss er nämlich feststellen, dass er eine Tochter hat, die er die nächsten zwei Tage, bis zu ihrer Volljährigkeit begleiten muss. Da das Mädchen Polizisten hasst und ihrem leiblichen Vater am liebsten die Kehle durchschneiden möchte, behält er seine Identität erstmal für sich.

Yumi, gespielt vom japanischen Multitalent Ryoko Hirosue, ist optisch das Highlight, des mitunter popig bunten Stils des Films, denn sie trägt extrem augenkrebsförderliche Kleider in den grellsten Neofarben, ist hyperaktiv, frech, telefoniert ständig, aber letztendlich doch ein herzensgutes Kind, dass aber eher wie 15 an statt wie 20 wirkt. Als weiterer Charakter wird ein alter Kumpel Huberts aus Geheimdiensten eingeführt. Momo, gespielt von Michel Muller, ist tollpatschig, etwas dumm und nervend, spielt aber Reno, als dessen Mann für alle Fälle, den Ball immer im richtigen Moment zu.

Trotz der Storyverflachung, der mit dem mysteriösen Sterben von Yumis Mutter zwar ein Geheimnis birgt, aber trotz eines Besuch der Leichenverbrennung keine Dramatik erzeugen kann, gelingt es dem Werk zu unterhalten, was der Harmonie zwischen Reno und Hirosue zu verdanken ist. Das unterschiedliche Duo, das einen Blick auf die extrem hohe Erbschaft (200 Millionen Dollar) wirft, hat einige Passagen zu bieten, die das Zwerchfell erschüttern lassen. Höhepunkte stellen dabei Huberts verzweifelter Versuch dar, seiner Tochter beizubringen, dass „R“ zu sprechen oder Yumis Modenschau, während ihr Vater sich gleichzeitig heimlich eine Waffe aus Momos Arsenal aussucht.

Um dem Film ein Grundmaß an Spannung zu verleihen, wird aufs Ende zulaufend, etwas überhastet das Geheimnis um das plötzliche Ableben gelichtet, schwarz gekleidete Yakuzas treten auf den Plan und Hubert tut mit Bösewichten das, was er am besten kann: Sie mit einem großkalibrigen Revolver platt zu machen. Was für die Bösewichte dann meist bedeutet, (an Seilen gezogen) spektakulär durch die Luft zu fliegen und zu Boden zu gehen.

Fazit:
„Wasabi“ ist ein weiterer, sehr unterhaltsamer Export aus Frankreich, dem für Besson-Verhältnisse, aber etwas die Action fehlt. Dafür hat er aber einen sehr gelungenen, mitunter trockenen Humor, der dank der tollen Synchronisation erhalten blieb. Jean Reno ist über jeden Zweifel erhaben und Ryoko Hirosue ist ein exotisches Highlight, dass etwas zu viel Overacting betreibt. Obwohl, der Film nach der Landung Huberts in Japan etwas verflacht und die Auflösung final etwas hastig daherkommt, bietet der Film nicht zuletzt dank der farbenfrohen Optik gelungene Unterhaltung, die mich einmal mehr in der Meinung unterstützt, dass Frankreichs Filme die einzigen europäischen bleiben, die gegen Hollywood und Hongkong bestehen können. Macht Spaß das!

Details
Ähnliche Filme