Bekanntermaßen gilt Nu Images Inventar Yossi Wein nicht gerade als talentierter B-Movie-Regisseur, hat er doch Dönekens wie „Merchant of Death“ oder „Death Train“ auf dem Kerbholz. Wer seine Ausschussware über sich ergehen lassen hat, macht einen großen Bogen um seinen Output. Den schlechten Ruf genießt Wein also eigentlich zurecht.
Hingegen gehört neben der kurzweiligen Buddyaction „Cyborg Cop III“ auch „Never Say Die“ zu seinen sehr viel rareren gelungenen Regiearbeiten. Wenn da nicht der unauffällige Einsatz von Stock Footage aus dem hauseigenen Fundus (u.a. „Cyborg Cop“, „Warhead“) und die recycelte Verfolgungsjagd im Hafen wären, könnte man sogar glatt von einem Highlight des Studios schreiben. Einen besseren Titelsong als Wendy Oldfields „Never Say Die“ hat zudem auch keine Produktion der Klitsche zu bieten.
Trotz der geschickt platzierten Stock Footage - Mankos muss man Wein zu seiner überzeugenden Regieleistung gratulieren, denn so professionell sehen nur wenige Nu Image – Produktionen aus und da „Never Say Die“ darüber hinaus auch noch ausreichend eigene Actionszenen bietet, kann man den Machern am Ende gar nicht mehr so böse sein.
Ausnahmsweise bemühte sich zumindest der Aufhänger des Films um einen Bezug zum (damals) aktuellen Zeitgeschehen, indem das tragische Szenario von Waco nicht nur erwähnt, sondern komplett aufgegriffen wird. Man bemüht sich das Thema genregerecht banaler aufzubereiten und stopft ganz einfach Dauerfiesling Billy Drago („Delta Force 2: The Colombian Connection“, „Lunar Cop“) in eine Kutte. Der kann naturgemäß auch gar nicht anders als umgehend den völlig durchgeknallten Sektenhäupling Reverend James zu markieren und fröhlich ein Fass nach dem anderen aufzumachen. Als orakelnder Anführer vögelt er sich auf seiner Farm, dem sogenannten „Garten of Eden“, mit seinen Jüngerinnen quer durchs Gebälk, wird dann aber unerfreulicherweise von einem Politiker gestört, der nachschauen will, ob dort auch alles mit rechten Dingen zugeht. Verständlich, denn bis zum mit Kerzen erleuchteten Betsaal, indem James sein seine Predigten schwafelt, hat man dort alles für eine artgerechte Gehirnwäsche am Start.
Drago ist wegen des ungebetenen Besuchs natürlich gleich auf 180, hat sofort seine militanten Radaubrüder mit den dicken Wummen zur Begrüßung am Start, vergiftet seine unschuldiger Schar Anhänger, killt die kleine Delegation dazu und geht flugs stiften. Als vermeintlich einziger Überlebender der Black Ops – Einheit „Blood Eagle“ liegt ihm das Morden quasi im Blut.
Aber mit Frank Zagarino weilt noch jemand auf Erden, der dieser Truppe angehörte. Zufällig wohnt er direkt nebenan im Sumpf, heißt Blake und macht auch gleich auf ihn Jagd. Der verantwortliche FBI-Agent Roper (Todd Jensen, „Cyborg Cop“, „Raging Sharks“) huscht derweil (in Jeans!) durchs Gebüsch und hält Blake für James bis Zagarino ihm endlich einbläuen kann, dass er auf seiner Seite ist und noch eine alte Rechnung zu begleichen hat. Trotzköpfchen Roper braucht zwar einige tote Untergebene bis er das endlich kapiert hat und Blakes Hilfe annimmt, dann aber jagen sie den Reverend gemeinsam.
Daraus resultieren natürlich ein ganzer Haufen wirklich guter Actionszenen, wie die mit blutigen Shootouts gespickte Geiselnahme in der Kirche oder vorher die Erstürmung der Sektenfarm, die Verfolgung von Blake im Dschungel, die Speedboot-Verfolgungsjagd im Schilf oder die zünftigen Kloppereien zum Schluss. Manchmal könnten die Actionszenen ruhig länger dauern und speziell in der Kirche übertreibt es Wein mit seiner ewigen Slowmotion bis hin zur Selbstparodie, dank der unfähigen FBI-Leute kann man sich ein Grinsen aber sowieso nicht verkneifen. Ob die Erstürmung des Geländes oder die finalen Kloppereien in den Industriehallen, wenn sich die Parteien beharken, legen die Pyrotechniker los und sind auch die blutigen Fights gut choreographiert. Der Bodycount rattert eifrig mit und auch auf halsbrecherische Stunts braucht man nicht zu verzichten.
Sogar Zagarino, hier mit schwarzgefärbten Haaren, macht als Darsteller ausnahmsweise mal einen besseren Eindruck, wo er sonst doch außerhalb seiner Shadowchaser-Rolle nie richtig überzeugen konnte. Jensen wird an seiner Seite mit zunehmender Spieldauer auch besser, Drago ist aber natürlich wieder einmal das Ereignis.
Der Schluss-Twist, der aber so überraschend nicht ist, als kleiner Gag obendrauf, ist am Ende noch ein nettes Gimmick, ringt „Never Say Die“ aber keine weiteren Seiten mehr ab. Davor gilt es für den Film auch in ein paar Fettnäpfchen zu treten und Klischees zu pflegen, als dass man dem Drehbuch irgendwelche Qualitäten bestätigen könnte, die über die ewigen Standards des Genres hinausgehen. Ziemlich flott und vor allem schnörkellos kurbelt Yossi Wein den B-Actioner allerdings schon ab.
Fazit:
Gelungenes B-Movie aus dem Hause Nu Image, dem ich Bestnoten nur wegen seiner Stock Footage – Szenen verweigere. Zugegeben, sie sind ziemlich geschickt integriert, aber nun einmal nicht auf Yossi Weins Mist gewachsen, der trotz allem die beste Regiearbeit seiner Karriere abliefert. „Never Say Die“ macht inszenatorisch ansonsten nämlich einen überzeugenden Eindruck, verfügt über gute eigene Actionszenen, die von der Häufigkeit ok sind, aber vor allem in der ersten Hälfte ausführlicher hätten ausfallen dürfen. Darstellerisch muss man die drei Hauptakteure positiv erwähnen, wobei Billy Drago als Idealbesetzung natürlich mit Hingabe den schmierigen Bösewicht raushängen lässt. Letztlich eine runde Sache mit Abzüge in der B-Note aber einem kurzweiligen Ablauf. Kann man so mitnehmen.