Review

Druckausgleich vor lauter Staunen nicht vergessen

In diesem Unterwasser-Science-Fictioner vom damals noch recht frischen Blockbuster-Spezi James Cameron untersucht eine bunte Tauchcrew ein unter mysteriösen Umständen gesunkenes US-U-Boot - doch was sie erwartet, übertrifft ihre kühnsten und vor allem fantasievollsten Erwartungen... 

James Cameron wird um seine Zuschauerzahlen beneidet, für die Qualität seiner Filmographie allerdings eher belächelt. Ein Ding der Unmöglichkeit für mich und nur ein weiterer Ausdruck von Neid und Missgunst. Denn der ambitionierte "Avatar"-Macher hat neben seinen Riesenproduktionen wie "Terminator 2" oder "Titanic" auch noch Fanfavoriten aus der zweiten Reihe ala "True Lies" oder eben "The Abyss" in seinem Oeuvre, die mir persönlich fast noch besser gefallen als seine Megahits und bei denen ich mich immer noch und immer wieder frage, warum es sie weltweit nicht auf aktuellen Formaten zu kaufen gibt. Doch diese Wut trenne ich strikt von den Filmen - denn vor allem "The Abyss" mag ich dafür einfach viel zu sehr. 

Dem Meerestiefen-Terror sieht man sein Alter kaum an - wer ihn heute zum ersten Mal sieht und auf das Jahr '89 als Erscheinungsjahr tippt, hat meinen Respekt sicher. "The Abyss" fängt die Enge, die Gefahr, die Dunkelheit, den Druck und die Faszination der Tiefsee ein wie kein zweiter Film und kombiniert diese mit starker Action, kraftvollen Performances, damals wegweisenden Effekten und einem rundum beeindruckenden Abenteuer, für das das Kino erfunden wurde. Etwas spielberg'scher Kitsch, ein Schuss Vorbereitung auf "Titanic" und "Avatar (2)", grandiose Effekte und eine übernatürliche Begegnung der besonders nassen Art - all das entführt in eine dunkelblaue Welt der großen Augen und des schnellen Herzschlags. Vielleicht sind ein paar Minuten zu viel auf der Uhr und das Finale ist spektakulär aber irgendwie kaum zu Ende gedacht - dennoch macht "The Abyss" nicht nur technisch Einiges her und obendrein bekommt man einen sphärischen Bombast-Soundtrack plus eine der stärksten Reanimationsszenen in der Geschichte des Kinos. Dieses Treffen tausend Meilen unter dem Meer muss Herr Cameron nicht verstecken. Selbst wenn er sicher Vieles nur als Warm-Up für größere Aufgaben sah. 

Fazit: "The Abyss" war seiner Zeit massiv voraus, hat sich hervorragend gehalten und ist die nahezu perfekte Fusion aus Camerons späteren Blockbustern und seinen B-Movie-Wurzeln, aus Angst und Faszination, aus Abgrund und Aufstieg, aus Begegnung und Respekt. Wird verdammt Zeit für eine würdige (4K)-Blu-ray-Veröffentlichung!

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