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James Cameron gehört zu den Besten seines Fachs, kaum ein anderer Regisseur prägte so intensiv das moderne Actionkino wie er. Mit Meilensteinen wie „The Terminator“ und „Aliens“ hat e sich schon zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt, noch etliche Jahre bevor er mit dem Untergang der Titanic am Boxoffice abermals alle Kassenrekorde brach. Leider ist es um den Regievirtuose seit einiger Zeit recht ruhig geworden, lediglich in Zusammenhang mit Unterwasserdokumentationen war sein Name zu lesen. Seine Begeisterung für die unheimliche Tiefe des Meeres bannte er bereits 1989 erstmals auf Zelluloid, was aber nicht überall mit dem gleichen Enthusiasmus aufgenommen wurde.

„The Abyss“ ist wohl bis heute der umstrittenste Film Camerons, vielleicht weil er sich in der Art der Inszenierung deutlich von seinen sonst eher actionlastigen Werken abgrenzt. Zwar bietet auch das Unterwasserspektakel einiges an Nervenkitzel und spannungsgeladenen Momenten, allerdings in einer weit geringeren Dichte als man vielleicht erwartet. Cameron verwendet viel Zeit auf seine Figuren, allen voran auf die beiden Hauptdarsteller Ed Harris und Mary Elizabeth Mastrantonio. Die sind nämlich nicht nur beruflich im Meer unterwegs, sondern frisch geschiedene Eheleute. Kein Wunder also das sich beide nicht riechen, geschweige denn zusammen arbeiten können. In Lebensgefahr, müssen sich beide aber dann doch zusammenraufen und -oh Wunder - ihre Beziehung erneuern. Das läuft natürlich nicht ohne Gefühlsduselei, Herzschmerz und einigen Nahtoterlebnissen von Statten. Harris überzeugt erwartungsgemäß als bissiger Unterwasserinselkommandant, während seine bessere Hälfte doch etwas blass bleibt. Ed Harris gehört für mich sowieso zu den besten Charaktermimen Hollywoods, wenn seine Darstellung hier auch nicht ganz an seine markanteren Rollen wie z.B. in „The Rock“ heranreicht.

Neben der etwas schwülstigen Lovestory lebt der Film aber in erster Linie von seinem spannenden „Kalter Krieg“ Szenario. Wie viele große Science-Fiction Filme jener Zeit, lebt auch dieser von der latenten Bedrohung der verfeindeten Supermächte. Wie sich der Konflikt zu einer globalen Bedrohung aufschaukeln kann wird hier mehr als deutlich gezeigt, wenn auch weit weniger authentisch als z.B. in „The Day After“. Zentrales Thema ist vor allem die menschliche Paranoia, hier dargestellt vom überschnappten Navy Seal Lt. Coffee (Michael Biehn). Biehn kennt man ja aus etlichen Cameron Filmen, ein Darsteller den man immer gern sieht und der auch als Bösewicht mit markantem Schnauzbart eine gute Figur macht.

Die Verwendung von eingestreuten Nachrichtenausschnitten lässt die Bedrohung auch für den Zuschauer spürbar werden, leider entzieht man sich gegen Ende einer klaren Botschaft und driftet zu sehr ins Fantastische ab. Es wird im Film ja immer wieder angedeutet, weshalb die Auflösung auch nicht allzu sehr überrascht. Es sind nämlich keine bösen Russen die das U-Boot versenkt haben, sondern Aliens die der Menschheit nur etwas auf die Sprünge helfen wollen. Die sehen obendrein nicht nur zum knuddeln aus, sondern appellieren gleichzeitig an die Vernunft des Homo Sapiens. Dafür wird eine gewaltige Flutwelle in Gang gesetzt, um auch den letzten Hinterweltler wachzurütteln. Liebet und mehret euch, Amen. Den Kitsch hätte der Film gar nicht nötig gehabt und die Aliens, die wie entfernte Verwandte von E.T. oder den Wesen aus „Die unheimliche Begegnung der dritten Art“ anmuten, sehen auch eine Spur zu possierlich aus. Das nimmt zwar dem spannend erzählten Abenteuer am Ende etwas die Luft raus, aber man kann auch mit dem Happy End durchaus leben.

Was „The Abyss“ vor allem anderen auszeichnet und trotz einiger dramaturgischer Schwächen in jedem Fall sehenswert macht, ist die faszinierende Flut an atemberaubenden Bildern. Kein Film zuvor schaffte es eine so fesselnde Geschichte zu erzählen und das obwohl etliche Aufnahmen im Wasser bzw. unter Wasser gedreht wurden. Die Aufnahmen der Unterwassergefährte sehen auch heute noch sehr real aus und das obwohl die Tricktechnik heute als überholt anzusehen ist. Gerade in Verbindung mit dem kalten Nass ergeben sich viele Höhepunkte, die in dieser Form wohl einzigartig sind. Verfolgungsjagden mit Mini-U-Booten gehören genauso dazu, wie packende Wassereinbrüche in die Station. Die klaustrophobische Enge der Rig trägt genauso ihren Teil bei, was in einem spannenden Konflikt zwischen Crew und Navy Seals mündet. Das versöhnliche Finale bietet zudem noch einige ganz besondere Eyecatcher, die zu den großen Momenten des modernen Science Fiction Kinos gehören. Hervorzuheben da besonders das seinerzeit revolutionäre CGI Animationsverfahren, welches erstmals erlaubte Wasser nachzubilden und beliebig zu formen. Die First Contact Szene mit der Wasserschlange ist legendär und gilt wegweisend für die Effekte in Camerons „Terminator 2“. Es empfiehlt sich auf jedem Fall zum Director’s Cut zu greifen, da die Kinofassung um die besonders schönen Szenen mit der anrückenden Monsterwelle beraubt wurde.

Fazit:
Auch wenn es bei „Abyss“ nicht ganz zum Klassiker reicht, gibt es einige unvergessliche Momente die Kinogeschichte geschrieben haben. Die brillanten Unterwasseraufnahmen und die revolutionäre Computertricktechnik setzten seinerzeit Maßstäbe und haben bis heute nichts an ihrer Faszination eingebüßt. Leider schreitet die Handlung oft nur behäbig voran und besitzt besonders gegen Ende einige Längen, hier wäre ein strafferer Erzählstil sicher von Vorteil gewesen. Trotzdem, klasse Blockbusterkino das man gesehen haben sollte!

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