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„The Birth of a Nation“ ist ein Film den man gar nicht ohne Berücksichtigung des historischen Kontextes betrachten kann denn es handelt sich um ein ausgemacht rassistisches Werk, welches den Ku Klux Klan verherrlicht und die schwarze Bevölkerung Amerikas als unkontrollierbare Tiere darstellt.

In den Südstaaten der USA war der Klan bereits so gut wie tot, doch aus einem einzigen Grund: Die Ziele des Klans waren so gut wie erreicht und unter dem verlogenen Motto „gleich aber getrennt“ wurde eine gnadenlose Zwei-Klassen-Gesellschaft aufgezogen, die bis in die späten 50er Jahre anhielt.

Als 1915 Griffiths Epos in den Kinos anlief änderte sich die Situation schlagartig. Der Einfluss den Films war gewaltig und der ohnehin latent vorhandene Rassismus gegen Schwarze nahm stark zu als direkte Reaktion auf „The Birth of a Nation“. Es handelt sich um eine Literaturverfilmung nach dem Theaterstück „The Clansmen“ von Thomas Dixon und in diesem Werk herrscht eine ganz klar romantisierende Einstellung dem alten amerikanischen Süden gegenüber und auch dem Ku Klux Klan.

Und genau wie im Buch wird der Klan eher als eine heldenhafte Vereinigung dargestellt als als terroristischer Geheimbund. Ein Mann wusste die Zeichen der Zeit für sich zu erkennen und gründete quasi zeitgleich mit der Veröffentlichung des Films einen neuen Klan: William Joseph Simmons gehört auch heute noch zu den berühmtesten Persönlichkeiten des Klans.

Er erfand das Ritual des brennenden Kreuzes für den Klan und läutete die erfolgreichste Phase für das „Unsichtbare Reich ein“: In den folgenden Jahren sollte die aktive Mitgliederzahl auf knapp 5 Millionen steigen, diese Zahl wurde niemals wieder erreicht. Maßgeblichen Anteil daran hatte ganz klar Griffiths „Birth of a Nation“. Kein Wunder das sich Spike Lee als Filmstudent diskriminiert fühlte als er sich mit diesem Werk auseinander setzen musste.

Bis auf die Aussage gibt es aber in der Tat nichts zu bemängeln in Griffiths Jahrhundertwerk. Angefangen bei der starken Musikuntermalung die zwar auf Dauer etwas eintönig wirkt, jedoch immer im Kontext der Entstehungszeit betrachtet werden muss. Die Klaviermusik ist jedenfalls typisch für den frühen amerikanischen Stummfilm und funktioniert stets sehr passend und trägt zum positiven Gesamtbild bei.

Griffith lässt sich viel Zeit um die komplexe Geschichte zu erzählen und revolutioniert in jeder Form das Kino. Noch nie zuvor kombinierte Techniken werden miteinander verknüpft und so entstand ein in allen Belangen perfektes Werk: Nicht nur die großartige Ausstattung und die hervorragenden Schauspieler müssen lobend erwähnt werden.

Besonders die kameratechnische Finesse und die innovativen Schnitte zeigten den damaligen Zuschauern erstmals einen richtigen Langfilm, der selbst aus heutiger Sicht noch diesen Titel verdient. Auch die Beleuchtung mit diversen kreativen Blendtechniken inspirierte ganze Generationen von Filmemachern bis heute.

Natürlich ist der Konsum sehr anstrengend und setzt starkes filmhistorisches Interesse geradezu voraus. Den kommerziell erfolgreichsten Film der Stummfilm-Ära sollte man allerdings als Cineast gesehen haben, alleine aufgrund der bis heute anhaltenden Kontroversen und Diskussionen über den Macher und sein bekanntestes Werk.

Am beeindruckensten sind die Massenszenen und Kriegs-Sequenzen geraten, die ihrer Zeit weit voraus waren und nicht nur Legenden wie Leni Riefenstahl oder Sergej M. Eisenstein beeinflusst haben. Höhepunkt bildet aber die Schluss-Sequenz in der eine Truppe Klan-Männer eine Frau in letzter Minute vor einigen Schwarzen rettet. Die heroische Darstellung des Klans wurde von Griffith immer bestritten, ist jedoch spätestens am Schluss unleugbar vorhanden und zwar in hohem Maße.

Der religiöse Aspekt der Story kommt erst am Ende richtig zur Geltung und traf den Nerv des patriotischen und gläubigen Volkes genauso wie die Ideale des KKK. Es gab zwar schon Proteste bei der Aufführung in New York, D.W. Griffith avancierte durch den Erfolg von „Birth of a Nation“ zum prominentesten und angesehensten Filmemacher seiner Zeit. Einige Jahre später sollten Leute wie Chaplin, Buster Keaton, Fritz Lang, und Sergei M. Eisenstein Werke schaffen, die Griffith übertreffen sollten. Sie alle schulden jedoch diesem reaktionären und politisch indiskutablen Film Respekt und Anerkennung.

Übrigens spielen keine Schwarzen mit, alle farbigen Rollen wurden von geschwärzten Weißen verkörpert. Teilweise ist dies offensichtlich zu erkennen, in manchen Szenen jedoch sehr glaubwürdig. Es existieren unterschiedlichste Schnittfassungen, meine Kritik bezieht sich auf eine 165 Minuten-Version. Mir kam die Fassung sehr komplett vor, genaueres kann ich dazu leider nicht sagen.

Fazit: Ein wichtiger Meilenstein der Filmgeschichte und der damals sicherlich beste und fortschrittlichste Film überhaupt. Die naive und aggressive Botschaft mag man „Birth of a Nation“ ankreiden, als Kunstwerk macht es wenig an der überragenden Qualität aus.

10 / 10

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