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Die wohlhabende Kit Preston wird eines Tages in einem Park von einer mysteriös klingenden unwirklichen Stimme mit Morddrohungen konfrontiert, die die Zartbesaitete natürlich umgehend verschrecken. Da sich die Drohungen auch am Telefon fortsetzen, benachrichtigen sie und ihr skeptischer Mann Anthony die Polizei. Doch man will ihr kein Glauben schenken; selbst einige Anschläge auf sie werden als Selbstverschulden abgetan - und immer hält sich dieser unheimliche Mann mit dem entstellten Gesicht in unmittelbarer Nähe auf. Der Zustand der immer hysterischer reagierenden Kit verschlechtert sich dramatisch...
„Mitternachtsspitzen“ ist einer der Filme, die frappierend an einen klassischen Hitchcock-Thriller erinnern, und doch steckt ein anderer dahinter, nämlich David Miller. Allerdings versteht der sein Handwerk ebenso. Der perfekt gestrickte Plot ist ungeheuer spannend und wartet mit einer wirklich originellen sowie verblüffenden Wendung (nicht die einzige!) innerhalb des fingernägelkauwürdigen Finales auf, mit der wohl kein Zuschauer gerechnet hätte. Zwar - und auch das erinnert an Alfred Hitchcock - appelliert er manchmal zu sehr an die Gutgläubigkeit des Kinopublikums (Wie kann es einem Mann mit einer äußerst auffälligen Narbe im Gesicht gelingen, innerhalb weniger Sekunden ein Mehrfamilienhaus zu betreten und daraufhin wieder zu verlassen, ohne daß irgend jemand auf ihn aufmerksam wird? Wie ist es möglich, daß kein einziger der Buswartenden jene Figur wahrnimmt, die Kit vor den Bus schubst?), kaschiert diese Makel jedoch durch pausenlose subtile Spannung, so daß mir die Ungereimtheiten erst aufgefallen sind, als ich mir die Handlung noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Hierbei sei besonders hervorgehoben, daß der Krimi auch ohne Action, Schießereien oder Brutalität ausgesprochen gut funktioniert, aus seinem gemächlichen, aber stetig ansteigenden Spannungsaufbau gewinnt.
In der Hauptrolle glänzt die gegen ihre sonstigen Komödienrollen („Bettgeflüster“) besetzte Doris Day als mit schwachem Nervenkostüm ausgestattete und allmählich den Verstand verlierende junge Ehefrau, die dem ein oder anderen vielleicht mit den penetranten Schrei- und Wimmereskapaden nach einem der zahlreichen obszönen Telefonanrufe gehörig auf die Nerven gehen wird, darüber hinaus aber immer glaubwürdig und sympathisch bleibt, weil man eben von vornherein weiß, daß ihre Ängste durchaus berechtigt und der Anrufer keineswegs Hirngespinste sind. Vor allem Rex Harrison („My Fair Lady“), aber auch Myrna Loy („Dünner-Mann“-Reihe) und John Williams, der in „Bei Anruf Mord“ schon eine ähnliche Rolle als Kommissar gespielt hat, erfreuen mit durchgehend guten Leistungen.

Fazit: Ein Evergreen des Thriller-Genres! Eine intelligente, fesselnde Story mit hoher Spannung, stimmiger Musik und einem qualitativ hochwertigen Schauspielensemble. Kurzum: Ein rundum gelungener Unterhaltungsfilm, bei dem sich mehrmaliges Ansehen lohnt.
GESAMT: 8/10 (Unterhaltungswert: 8 - Handlung: 8 - Schauspielerische Leistungen: 8 - Kameraführung/Atmosphäre: 8 - Musik: 8)

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